Stadt

"Neubauers Stadtstall": Bauernhof zum Lernen und Anfassen in der Stadt

Christian Huber zusammen mit den Schülern und den Ponys Susi und Bonyta
Veröffentlicht: 31. März 2016 14:27 Uhr
Wer Bauernhöfe nur auf dem Land vermutet, kennt "Neubauers Stadtstall" noch nicht. Mitten im Salzburger Stadtteil Maxglan steht der Biobauernhof, der Kindern aus der Stadt das Leben der Tiere und Pflanzen näher bringt. Wir haben uns mit dem Betreiber auf dem sozialpädagogischen Hof getroffen und uns von einer Gruppe Schüler Kühe und Co. zeigen lassen.
Katharina Köhn

"Auf dem Hof sollen Kinder hautnah erfahren, welche Tiere es auf einem Bauernhof gibt und woher beispielsweise das Gemüse kommt", so der Betreiber des "Neubauer Stadtstalls" Christian Huber im Gespräch mit SALZBURG24. Der Bauernhof zeigt Kindern und Jugendlichen aus pädagogischen Einrichtungen vom Krabbelgruppenalter bis zum Teenager – je nach Anliegen – wie mit Tieren umzugehen ist und woher die Milch kommt. "Im Vordergrund steht der sozial-pädagogische Aspekt. Schulische Einrichtungen können auf den Hof kommen und Lerneinheiten praktisch erleben. Ebenso sollen sozial benachteiligte Kinder durch die Besuche in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt werden, sich ausleben können und nebenbei etwas lernen."

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Zahlreiche Tiere im Stadtstall

Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb finden sich Kühe, Ponys, Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner, Kaninchen, einen Therapiehund und sogar zwei Pfaue. Für die tiergestützte Pädagogik haben beispielsweise die Ponys eine extra Ausbildung absolviert, um Therapien mit Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Tiergestützte Pädagogik hilft besonders Kindern und Jugendlichen, die sozial auffällig sind oder einschneidende Erlebnisse verarbeiten müssen. "Die Tiere stärken das Selbstbewusstsein der Kinder. Viele erzählen den Tieren ihre Probleme und öffnen sich ihnen", so Huber.

Christian Huber bereitet zusammen mit den Kindern das Pony vor./SALZBURG24/Köhn Salzburg24
Christian Huber bereitet zusammen mit den Kindern das Pony vor./SALZBURG24/Köhn

Sozialpädagogischer Bauernhof mit Zukunft

Bei unserem Besuch ist eine Klasse der VS & NMS Aribonenstraße aus der Stadt Salzburg mit ihren zwei Lehrerinnen auf dem Hof vor Ort. Die sechs Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren kennen sich schon sehr gut auf dem Hof aus, denn sie sind regelmäßig dort. Christian Huber ist selbst Lehrer an der sozialpädagogischen Schule für sozial beeinträchtigte Kinder. "Vor ungefähr sieben Jahren hatte ich mit einer Klasse ein Schlüsselerlebnis. Wir waren zu Besuch auf einem Hof mit Lamas. Die Kinder blühten regelrecht auf und waren kaum wiederzuerkennen", erzählt der Sozialpädagoge. Die Idee für den Stadtstall war geboren. "Der private Milchviehbetrieb gehört meinem Onkel. Mit nur 15 Milchkühen ist dieser relativ klein. Mit dem Stadtstall und seinem ungewöhnlichen Konzept hat der Hof Zukunft."

Gemüseanbau, Kühe füttern und vieles mehr

Bevor die Schüler uns den Hof zeigen, wird in dem für den Stadtstall angebauten Teil inklusiver Küche und barrierefreier Sanitäranlagen, zusammen gefrühstückt. Hier stellen Kids die Butter dafür selbst her und lernen somit spielerisch, welche Produkte von der Milch kommen. Das Glas Rahm wird geschüttelt, bis sie fest wie Butter ist. Ganz unter dem Motto "Leise – Langsam und Gemütlich" beginnt die Führung im Gemüsegarten. Hier gibt es zahlreiche Beete, in denen beispielsweise Himbeeren wachsen, außerdem Hochbeete und sogar eine Stelle für Lagerfeuer. Auch die Kaninchen haben hier ihr Zuhause und ziehen die Kids magisch an. Im Anschluss machen wir uns auf dem Weg in die Milchkammer und in den Kuhstall. Der Star unter den fünf Kälbchen ist Mozart. Neben dem Melkstand, an dem die Muttertiere gemolken werden, sind die restlichen Kühe untergebracht. Die Tiere sind nicht angebunden, sondern leben in einem frei laufenden Stall. Sogar eine Beautyecke gibt es, an denen sich die Kühe selbst bürsten können. Die Kinder sind sofort dabei, wenn es heißt, die Kühe mit Heu zu füttern. Auch der hofeigene Pfau lässt sich blicken.

Die Kühe füttern bereiten den Kindern viel Spaß./SALZBURG24/Köhn Salzburg24
Die Kühe füttern bereiten den Kindern viel Spaß./SALZBURG24/Köhn

Tiergestützte Pädagogik mit Ponys

Im anschließenden Stallgebäude sind Susi und Bonyta, die Ponys untergebracht sowie die Schafe und Schweine in einem jeweils abgegrenzten Bereich. Mit den Ponys starten wir auch in die tiergestützte pädagogische Einheit. Bevor es mit den Ponys auf die neue Außenanlage geht, werden die Tiere gebürstet, gestriegelt und die Hufe geputzt. Die Kinder machen alles selbst, Christian Huber hilft, je nachdem, wo es klemmt. Auf der Außenanlage dürfen die Kinder Bonyta und Susi einzeln durch den Parcour führen: Zuerst im Slalom, dann über kleine Hindernisse bis zum abschließenden Podest. Mit strahlenden Augen versuchen die Kids das Tier unter Kontrolle zu halten und es sicher um und über die Hindernisse zu führen.

Um das Pony richtig zu führen, muss man sehr konzentriert sein./SALZBURG24/Köhn Salzburg24
Um das Pony richtig zu führen, muss man sehr konzentriert sein./SALZBURG24/Köhn

Bauernhof für Schulen und Co.

"Wir versuchen so vielen sozial benachteiligten Kinder den Besuch auf unserem Stadtstall zu ermöglichen. Deshalb gründete ich den Verein SOLA für sozialpädagogisch-landwirtschaftliches Arbeiten. Die Stadt und das Land Salzburg stellen uns einen Teil ihres Budgets zu Verfügung, den Rest versuchen wir durch Spenden zu finanzieren", so Huber.

Im Startjahr 2015 konnten 1.440 Kinder nachhaltig den landwirtschaftlichen Betrieb besuchen, das heißt sie kommen möglichst regelmäßig und lernen Schritt für Schritt mehr über den landwirtschaftlichen Jahreskreislauf. "Wichtig ist zu verstehen, dass wir kein Zoo sind. Zahlreiche Spaziergänger kommen spontan vorbei, wollen die Tiere sehen und füttern. Das tut zum einen den Tieren nicht gut, andererseits brauchen die Tiere – wie wir Menschen auch – eine wohlverdiente Pause."

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(Quelle: salzburg24)

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