"Otto Müller vereinte verlegerisches Sendungsbewusstsein mit einer ausgeprägten Liebe zur gepflegten Gestaltung von Büchern", so Landeshauptfrau Gabi Burgstaller am Samstag bei der Feier zum 75-Jahre-Jubiläum des Otto Müller Verlages im Crowne Plaza Hotel in Salzburg. Ziel Otto Müllers war es immer "Mittler eines christlich-abendländischen Geistesgutes" zu sein. "Wenn wir das in die heutige Sprache und die heutige Situation übersetzen, ist dies durchaus aktuell", so Burgstaller weiter. Spiritualität spielt im Leben der Menschen von heute wieder eine deutlich wichtigere Rolle. Die Auseinandersetzung mit anderen Weltreligionen zwinge geradezu auch zur Befassung mit den geistigen Wurzeln der eigenen Kultur.
Der "Otto-Müller-Lesergemeinde" seien die drei Schlüsselbegriffe Belletristik, Geisteswissenschaft und Theologie nur allzu vertraut. Dort wisse man, dass es sich dabei um die traditionellen Säulen der Verlagsphilosophie des Hauses Otto Müller handelt. "Auf Säulen, die über eine so lange Zeit sicher getragen haben, will man auch in Zukunft nicht verzichten", so Burgstaller. Und es seien neue Säulen dazugekommen, wie die "Trakl-Studien", die Edition Fotohof, die Jiddische Bibliothek und die von Karl-Markus Gauß seit 1991 herausgegebene Literatur- und Kulturzeitschrift "Literatur und Kritik".
"Eines der vielen großen Verdienste des im Jahr 1956 viel zu früh verstorbenen Otto Müller und seiner umsichtigen Nachfolger war auch immer der praktizierte Glaube an die österreichische Literatur", betonte Burgstaller, die hier als Beispiel Thomas Bernhard, H.C. Artmann oder Christine Lavant, stellvertretend für viele, nannte.
Verlagsgeschichte
Im Jahr 1937 gründete Otto Müller den gleichnamigen Verlag. Im Dezember 1939 wurde Otto Müller wegen Unvereinbarkeit der Verlagsarbeit mit dem nationalsozialistischen Regime verhaftet, 1941 kam es zu einem Zwangsverkauf. Im Jahr 1946 nahm Otto Müller die Verlagstätigkeit wieder auf. Auch nach dem sehr frühen Tod von Otto Müller im Jahr 1956 blieb der Verlag im Besitz der Familie und wird heute von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet. Seit einigen Jahren wird der Bereich der "künstlerischen Fotografie" gepflegt, der neben der Zeitschrift "Literatur und Kritik", die seit 1991 von Karl-Markus Gauß herausgegeben wird, einen weiteren Programmschwerpunkt bildet. Zu den bekanntesten Autoren, die im Otto Müller Verlag verlegt wurden, gehören etwa Georg Trakl, Christine Lavant, Christine Busta, Thomas Bernhard (erste Publikationen), H.C. Artmann und Karl Heinrich Waggerl. Neben Klassikern publiziert der Verlag kontinuierlich auch Literatur zeitgenössischer, vornehmlich österreichischer Autoren. Die erfolgreichste Veröffentlichung des Verlages war Don Camillo und Peppone von Giovanni Guareschi, von dem von 1950 bis 1967 in verschiedenen Auflagen 1,3 Millionen Exemplare verkauft wurden.
(Quelle: salzburg24)