Das eigenwillige Debüt über ein so ungewohntes wie liebevolles Aufwachsen konnte in der Königskategorie Bester Film ebenso die Konkurrenz für sich entscheiden wie Goiginger die Sparten Regie und Drehbuch sowie Lukas Miko die der Nebendarsteller. Als beste Schauspielerin durfte schließlich Verena Altenberger die von VALIE EXPORT gestaltete Trophäe mit nach Hause nehmen. "Meine Rolle ist eine, die sich nicht über Äußerlichkeiten definiert, die nicht schön sein muss", freute sich die 30-Jährige, die als drogenabhängige Mutter um ihren Sohn kämpft: "Und ich möchte mich bedanken für ein Set, das zu 100 Prozent angstfrei war und ohne Machtgefälle."
Goigingers "unerhofftes Gefühl"
"Es ist ein unerhofftes Gefühl und natürlich eine wahnsinnige Freude, dass es so ankommt", meinte der Salzburger Jungregisseur über sein fünffach prämiertes Werk. "Ich wollte mit diesem Film vor allem Emotionen transportieren."
Der Zuspruch durch die Kinobesucher, aber natürlich auch der Preisregen seien insofern "eine Motivation für alles Weitere", erklärte er am Rande der Gala im niederösterreichischen Grafenegg gegenüber der APA. Trotz des persönlichen Themas - Goiginger erzählt im Film von seiner Kindheit als Bub einer drogenkranken Mutter - habe er sich "ab einem gewissen Punkt davon distanziert, dass das nur meine Geschichte ist. Klar, ich habe sie erlebt. Aber ich habe keinen Dokumentarfilm daraus gemacht, sondern einen Spielfilm. Ich wollte keinen Drogenfilm erzählen, sondern einen Liebesfilm. Und es freut mich, dass das rüberkommt."
Auch an der Seite von namhaften Kollegen wie Stefan Ruzowitzky oder Barbara Albert zu stehen, sei eine "große Ehre" gewesen. "Ich bin ja relativ jung, war ein Kind, das aufgewachsen ist mit diesen großen, österreichischen Filmemachern." Andererseits müsse "ab einem gewissen Punkt auch etwas nachkommen. Die Ruzowitkys, Hanekes und Seidls sind keine 25 mehr, werden irgendwann ihre Karriere beenden müssen. Es freut mich, dass viele Newcomer nominiert waren. Wir bekommen auch eine Chance."
Altenberger: "Kann nicht sagen, was das für mich bedeutet"
Ebenfalls Grund zum Strahlen hatte Verena Altenberger, die für die Rolle als Goigingers Mutter zur besten Schauspielerin gekürt wurde. "Ich kann gar nicht richtig sagen, was das für mich bedeutet. Ich bin wirklich sehr dankbar." Über die Zeit am Set fand sie nur positive Worte, habe doch eine ausnehmend angenehme Atmosphäre geherrscht. "Arbeitszeit ist Lebenszeit, und Lebenszeit soll schön sein. Natürlich soll das Ergebnis schön sein, aber der Weg dahin auch. Diesen Weg zu gehen mit Menschen, die man guten Gewissens bewundern kann und die einen nicht enttäuschen, das ist so wichtig und einfach Balsam für die Seele."
Ein weiterer Akteur aus Goigingers Film war bei der Filmpreisgala maßgeblich für die sehr kritischen Töne gegenüber der aktuellen ÖVP/FPÖ-Regierung mitverantwortlich, hatte Lukas Miko doch ein Manifest gegen deren Verbindung mit Burschenschaftern verlesen. "Es war uns als Gemeinschaft von Filmschaffenden ein Anliegen, ein gewisses Unbehagen zum Ausdruck zu bringen, auf gewisse Gefahren hinzuweisen, die in einer bestimmten Sprache liegen, und an ein Miteinander zu appellieren", bekräftigte er im APA-Interview. "Wir leben alle in einer Solidaritätskrise, und es ist ganz wichtig, dass wir da herauskommen, indem wir Solidarität zeigen für die, die sie am meisten nötig haben."
(APA/SALZBURG24)
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