Vertreter der beteiligten Vereine fürchten, dass der S-LINK zu wenig Verkehrswirkung haben wird, um die Stauprobleme im Großraum Salzburg zu lösen. Außerdem fordern sie eine oberirdische Querung der Innenstadt.
Ausbauplan in drei Etappen
"NASA ist als flächendeckendes Netzwerk auf Schiene konzipiert und erschließt auf mehreren Routen auch den staugeplagten Nordosten der Landeshauptstadt", sagte Wilfried Rogler, der Sprecher der Plattform. Er präsentierte heute einen auf einer Studie aus dem Jahr 2015 basierenden Ausbauplan in drei Etappen, der in seiner ersten Stufe wie der S-LINK die Kommunen Anif, Niederalm und Hallein im Süden der Stadt Salzburg einbindet. Darüber hinaus sind aber auch neue Gleise nach Elixhausen, Hallwang, Eugendorf und Grödig im Flachgau vorgesehen.
In der zweiten Stufe sollen diese Linien weiter ins Umland verlängert und zudem die Messe und der Flughafen Salzburg ans Netz angeschlossen werden. Die letzte Etappe sieht schließlich eine Verbindung von Freilassing bis nach St. Gilgen und weiter nach Bad Ischl vor. Darum müsse die Politik jetzt alles daran setzen, die relevanten Streckenkorridore freizuhalten, forderte Rogler.
Für das Kernstück des Projekts - die Querung der Salzburger Innenstadt - sei eine oberirdische Variante nicht nur im Bau, sondern auch im Betrieb deutlich günstiger. Während die NASA-Vertreter beim S-LINK von Kosten in der Höhe von 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro ausgehen, soll ihre Variante im ersten Ausbauschritt "nur" 700 bis 900 Mio. Euro teuer sein. "Sie ist nicht nur rascher realisierbar als der S-LINK, sondern erlaubt auch ein dichteres Haltestellennetz in der Stadt. Oberirdisch ist man vielleicht vier Minuten länger unterwegs, am Ende erspart man sich aber Reisezeit durch kürzere Zu- und Ausstiegswege."
Zusammenschluss mehrerer Vereine und Initiativen
Hinter der NASA stehen der Verein zur Förderung der Regional-Stadt-Bahn, der Naturschutzbund, die Aktionen lebenswerter Flachgau und Bürger für Bürger und die Initiative fairkehr. Vertreter dieser Vereine glauben, dass bei der Planung des S-LINK oberirdische Varianten bewusst unterdrückt worden sind. "Bei Anfragen beim Land und bei der Planungsgesellschaft sind wir immer vertröstet worden. Anfang Mai ist dann eine Variante vom Himmel gefallen, die als letzte Wahl dargestellt worden ist", sagte Hannes Augustin, Geschäftsführer vom Naturschutzbund Salzburg. "Die Entscheidungsgrundlagen dafür sind uns nicht bekannt."
"Visionslosigkeit der Politik"
Die Entscheidung für eine unterirdische Variante sei der Visionslosigkeit der Politik geschuldet, vermutete Erik Schnaitl vom Verein fairkehr: "Viele können sich nicht vorstellen, mit dem Auto nicht mehr direkt durch die Stadt zu fahren." Dies sei aber eine Voraussetzung für eine schnelle oberirdische Stadtquerung. Die NASA-Vertreter forderten am Mittwoch eine detaillierte Planung ihres Konzepts, eine Gegenüberstellung der beiden Varianten samt Kosten-Nutzen-Studie und Fahrgastpotenzialanalyse und nicht zuletzt eine Bürgerbefragung.
Schnöll verweist auf "klare Trassenempfehlung"
Das Büro von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) verwies am Mittwoch auf die "klare Trassenempfehlung" der Planungsgesellschaft. Diese sei von Experten ohne jegliche politische Forderungen erarbeitet worden, hieß es gegenüber der APA. Der Geschäftsführer der S-LINK-Projektgesellschaft, Stefan Knittel, erklärte auf APA-Anfrage, dass sechs von ursprünglich 14 geprüften Trassenvarianten durch die Stadt einen oberirdischen Verlauf hatten. Eine davon sei mit drei unterirdischen Varianten vertiefend geprüft worden. Jene Trassen, die teilweise oder gänzlich an der Oberfläche gelaufen wären, hätten bei Fahrzeit, Kapazitätsreserven, Verkehrssicherheit und Fahrplanstabilität aber gravierende Nachteile aufgewiesen.
S-Link plant unterirdischen Bau
Das Projekt S-LINK ist die geplante Verlängerung der Salzburger Lokalbahn vom Salzburger Hauptbahnhof durch die Altstadt Richtung Süden und weiter bis nach Hallein. Mit dem Bau des ersten, rund 200 Mio. Euro schweren und nicht ganz einen Kilometer langen Abschnitts bis zum Schloss Mirabell könnte bereits Ende 2023 begonnen werden. Anfang Mai 2022 informierten die Planer darüber, sich auf eine Trasse für den wohl aufwendigsten der vier Bauabschnitte - die unterirdische Querung der Altstadt - festgelegt zu haben. Wie viel Geld dieser nächste Bauabschnitt kosten wird und wie sich Bund, Land und Stadt die Kosten aufteilen, ist noch unklar
(Quelle: apa)