Studie

Salzburger erforscht Wirkung des Lockdown light

Corona-Lockdown aufgenommen am Montag, 04. Jänner 2021 in Salzburg. Aufgrund der Corona-Pandemie befindet sich Österreich in einem dritten Lockdown.
Veröffentlicht: 25. Jänner 2021 09:45 Uhr
Die Arbeitsgruppe des Salzburger Informatikers Robert Elsässer hat eine Simulation erschaffen, die den weichen Lockdown und dessen Wirkung auf die Ausbreitung von Covid-19 untersucht hat. Die mathematische Modellierung hat ein eindeutiges Ergebnis zu Tage gefördert.

Robert Elsässer und sein Team beschäftigen sich schon seit etlichen Jahren mit der Ausbreitung von Krankheiten in großen Populationen. Die ersten Simulationsläufe zu Covid-19 erstellte Florian Lugstein aus der Arbeitsgruppe „Efficient Algorithms“ kurz vor Weihnachten 2020. Da die Resultate darauf hindeuteten, dass der weiche Lockdown die Infektionswelle nicht brechen kann, konzentrierten sich die Forscher insbesondere auf dieses Szenario und führten in den ersten Jänner-Wochen eine große Anzahl von Simulationen mit unterschiedlichen Parametern durch. Parameter, die variiert wurden, waren zum Beispiel das Ausmaß von Distance Learning, der Anteil von Homeoffice oder die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person zuhause eine andere zuhause ansteckt.

Robert Elsässer Kolarik
Robert Elsässer forscht an der Universität Salzburg.

Die Forscher fokussierten auf die Übertragung von Viren in geschlossenen Räumen, konkret an Schulen, am Arbeitsplatz, und in den Familien. „Wir haben dafür die einschlägige Fachliteratur bezüglich der Übertragungswahrscheinlichkeiten von SARS-CoV-2 über Tröpfchen und Aerosole herangezogen. Darauf aufbauend wurde ein mathematisches Modell entwickelt, das die Altersverteilung in der Stadt Salzburg berücksichtigt, und die Bewegung von Personen zwischen Schule, Arbeitsplatz und Familie zugrunde legt.“

Optimistische und pessimistische Szenarien entwickelt

Für die Übertragungswahrscheinlichkeiten wurden sowohl optimistische als auch pessimistische Szenarien entwickelt. Bei den optimistischen Szenarien in der Arbeitswelt beispielsweise gingen die Forscher davon aus, dass in den Büros die Infektion lediglich über Aerosole weitergegeben wird; die Infektion über Tröpfchen wird mit Hilfe geeigneter Maßnahmen wie Trennglas zwischen den Arbeitsplätzen bzw. Masken verhindert.

Anzeige für den Anbieter APA Infografik über den Consent-Anbieter verweigert

„Die Simulationsergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei Best-Case-Annahmen ein weicher Lockdown die Ausbreitungswelle nicht brechen kann - der Prozess wird lediglich verlangsamt“, resümiert Elsässer und führt aus: „Um beispielsweise die Infektionsketten in Schulen zu unterbrechen, müssten im Falle einer nachgewiesenen Infektion die betroffene Klasse sowie alle K1-Kontakte der infizierten Person umgehend in Quarantäne wechseln. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade Schülerinnen und Schüler oft keine oder nur sehr milde Symptome zeigen - laut einer Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine ist das bei etwa 79 Prozent der 10-19 Jährigen der Fall - aber das Virus dennoch weitergeben können. Da diese Kinder in der Regel erst getestet werden, nachdem die Eltern sich infiziert haben, scheint sich die Epidemiewelle leider nur mit harten Maßnahmen brechen zu lassen – durch Distance Learning und Homeoffice wo nur möglich“.

Stadt Salzburg dient als Datenbasis

Als Datenbasis dienten Elsässer in erster Linie Details aus der Stadt Salzburg. „Ich habe mir diese Daten angeschaut, weil ich wissen wollte, wie sich die Infektion in der Stadt Salzburg entwickeln würde. Ich habe aber auch österreichische Daten zugrunde gelegt, und da zeigt sich kein großer Unterschied. Wichtig ist allerdings, dass man einen relativ geschlossenen Bereich hat, also zum Beispiel einen städtischen Bereich. Unsere Simulation eignet sich sehr gut für Städte wie Salzburg, Wien oder Linz und weniger gut für ländliche Regionen.“

Eine Herausforderung für die Forscher bestand - neben einem Mangel an neuesten Zahlen zu Homeoffice - insbesondere darin, Daten zur Übertragungswahrscheinlichkeit bei Kindern unter 14 Jahren zu bekommen. Daher arbeiteten die Informatiker auch in diesem Fall mit optimistischen und pessimistischen Annahmen und führten Simulationen für die unterschiedlichen Annahmen durch.

Wann ein Lockdown light Wirkung zeigt

„Die Simulationen zeigen eindeutig, dass ein weicher Lockdown die Infektionswelle erst brechen kann, wenn in etwa 40 Prozent der Population immunisiert wurde. Davor sollte die Ausbreitung der Infektion mit harten Maßnahmen wie Schulschließungen und Homeoffice - zusätzlich zu den weichen Maßnahmen wie Abstand halten, Maske verwenden und Händehygiene - bekämpft werden“, sagt Robert Elsässer und ergänzt „Wir wissen, dass Anfang November von der Bundesregierung ein Lockdown light beschlossen wurde, der jedoch die Ausbreitung der Krankheit lediglich etwas verlangsamt hat. Deutschland hat über Monate versucht, mit einem Lockdown light Herr der Lage zu werden. Erst als Mitte November der harte Lockdown beschlossen wurde, kam es zu einer Verringerung der Neuinfektionen - und genau dieses Phänomen erkennt man auch anhand der Simulationen“.

Noch nicht berücksichtigt in den vorliegenden Simulationen ist die neue Virusmutation B.1.1.7. aus Großbritannien, die aufgrund der höheren Infektionswahrscheinlichkeit den Epidemieverlauf weiter verstärken könnte.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken