Eigentlich wollten die beiden am Montag mit den Rädern zum Interview in die SALZBURG24-Redaktion kommen. Doch es regnete in Strömen. „Unsere Regenausrüstung liegt noch in Singapur“, erklären sie die Abwesenheit der Drahtesel. Durch die weltweite Corona-Pandemie war die Radreise kurz danach in Malaysia zu Ende. Die Heimreise glich einer Odyssee, seit Ende März sind sie wieder in Salzburg.
Von Salzburg nach Neuseeland mit dem Rad
Während der Regen gegen die Fensterscheiben prasselt, erinnern sich die zwei an die Anfänge ihres Abenteuers. Kurze, gemeinsame Radreisen haben in ihnen den Plan reifen lassen, um die halbe Welt zu radeln. Warum das Ziel Neuseeland lautet, ist schnell erklärt: „Wenn man von Österreich aus mit einer Nadel durch den Erdball durchstechen würde, kommt man nicht ganz in Neuseeland heraus. Aber fast“, sagt Angelika.
Ein Jahr lang haben sie sich für die Planung ihrer Reise Zeit genommen. Nicht nur, um die Route festzusetzen, sondern auch, um Geld auf die Seite zu legen, Sponsoren zu suchen und zu trainieren. Aber: „Man kann die Vorbereitungen nicht so treffen, dass alles reibungslos abläuft“, geben sie zu Bedenken.
Von Autounfall bis "Deathstalker"-Skorpion
Das haben sie mehrmals am eigenen Leib erlebt. Mal zerfetzt ein Fuchs mitten im Nirgendwo das Zelt, ein anderes Mal fängt man sich eine Grippe ein (Reinhard) oder sogar Flöhe (beide). Auch die Begegnung mit einem besonders giftigen Skorpion war dabei, „der hat den schönen Namen ‚Deathstalker‘“, merkt Reinhard an. Am prägendsten war der Autounfall in Laos.
Wie bleibt man da motiviert? „Bei so großen Rückschlägen braucht es Zeit, um das zu verarbeiten“, erklärt Angelika. Leichter geht das bei kleinen Unstimmigkeiten: „Wenn die Angi schlecht drauf ist, halt ich meinen Mund“, erzählt Reinhard lachend.
Angelika: "Alle Menschen sind in erster Linie freundlich"
Positiv überrascht wurden sie vor allem bei Begegnungen mit Menschen vor Ort. „Das Wichtigste, das wir gelernt haben, ist, dass alle Menschen in erster Linie freundlich und dir gegenüber positiv eingestellt sind“, erläutert Angelika. Da mussten sie sich selbst auch öfter an der Nase nehmen und die eigenen Vorurteile überdenken. Vor allem im Iran sei die Gastfreundlichkeit überwältigend gewesen (eine Anekdote dazu erzählen die beiden im Video). Einzig in China fiel es schwer, mit den Leuten in Kontakt zu treten. „Die Kultur ist so komplett konträr zu dem, was wir kennen und die Körpersprache funktioniert nicht mehr“, erklärt Reinhard.
"Man nimmt zu und baut Muskeln ab, das klingt schrecklich"
50 Kilometer haben die Salzburger pro Tag mit dem Rad zurückgelegt. „Womit ich nie gerechnet hätte, ist, dass man während so einer Radreise zunehmen kann. Aber es ist uns beiden erfolgreich gelungen“, sagt Angelika. Und Reinhard fügt hinzu, dass man zwar super-lang Radfahren könne, ansonsten aber Muskeln abbaut. „Man nimmt zu und baut Muskeln ab, das klingt schrecklich. Eher abschreckend“, so die beiden lachend.
Im Februar werden die Räder gepackt
Wieder daheim wird ihnen nicht fad. Eine Auszeit hätten sie sowieso geplant, um die zahlreichen Eindrücke verarbeiten zu können und die Videos und Texte für ihren Blog "Saddle Stories" aufzubereiten. Außerdem nutzen sie die Zwangspause, um das Budget aufzustocken. Im Herbst planen sie Vorträge über ihre Reise zu machen.
Statt vier Monate Pause in Bali steht nun ein Jahr Salzburg auf dem Plan. Denn im Februar wollen sie erneut die Räder bepacken. Die Route führt diesmal über Skandinavien und Russland, auch Japan und Südkorea sowie Australien wollen sie auf dem Weg nach Neuseeland durchradeln.
Tipp: "Auf jeden Fall aufbrechen"
Zum Schluss haben die beiden Weltenbummler noch einen Rat für alle Unentschlossenen: „Wenn jemand so eine Reise geplant hat, soll er auf jeden Fall aufbrechen und das versuchen. Die Welt ist viel freundlicher, als man glaubt.“
Ihre Radreise dokumentieren Angelika und Reinhard auf ihren Social Media Kanälen und ihrem Blog. Unter "Saddle Stories" findet ihr alle Details und Video.
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