Salzburgs Jugend erobert sich die Stadt zurück. So prägen zahlreiche feiernde Jugendliche an lauen Sommerabenden das Bild des Elisabethkais zwischen Marko-Feingold-Steg und Müllner Steg. Viele Anrainer fühlen sich dadurch lärm- und geruchsbelästigt – eine öffentliche Toilette gibt es an diesem Salzachufer nicht. „Natürlich ist es für die Anrainer keine Gaudi, wenn die Jugendlichen hier ihre Notdurft verrichten und ihren Müll zurücklassen“, zeigt Thomas Schuster, Geschäftsführer beim Verein Spektrum, im SALZBURG24-Gespräch Verständnis. Die Stadt hat daher nun mehr Mistkübel entlang des Salzachufers aufgestellt.
"Sodom und Gomorra" am Elisabethkai?
Wie schlimm ist die Lage nun tatsächlich am Elisabethkai? „Die meisten der Jugendlichen verhalten sich in der Regel sozial verträglich, einige wenige schlagen über die Stränge“, erklärt Gerald Brandtner von Akzente Salzburg. Ähnlich sieht das auch der Stadtpolizeikommandant Manfred Lindenthaler, wie er im S24-Gespräch unterstreicht. „Es ist nicht so, dass am Elisabethkai jetzt Sodom und Gomorra herrscht. Die Jugendlichen treffen sich hier in einem öffentlichen Raum, machen in der Regel aber nichts Verbotenes.“

Die Polizei patrouilliert und zeigt am Elisabethkai Präsenz, der meistens an den Wochenenden von 21 Uhr bis 1 oder 2 Uhr nachts bevölkert wird. „Es ist klar, dass sich Lärm entwickelt, wenn sich mehrere Jugendliche dort treffen und unterhalten“, betont Lindenthaler. Kleinere Delikte seien beispielsweise, dass Unmündige Alkohol trinken, Jugendliche aneinandergeraten oder die Musik aus den mitgebrachten Boxen zu laut ist. „Wir bitten sie dann, die Musik leiser zu drehen. Wenn sie dem nicht Folge leisten, beschlagnahmen wir die Musikboxen“, berichtet der Stadtkommandant. „Die meisten sind aber einsichtig.“ Gröbere Verstöße gebe es nicht.
Feiern nach Corona-Lockdowns
Klar ist auch: „Die Jugend will feiern, die Anrainer freuen sich weniger darüber, dass es laut ist – dieses Problem ist ein altes Thema. Und man kann beide Seiten verstehen“, sagt Akzente-Mitarbeiter Brandtner und weist auf eine besondere Konstellation hin: „Nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie wollen die Jugendlichen jetzt natürlich besonders gerne feiern.“
Lokale schließen am Rudolfskai
Das Angebot zum Fortgehen wurde durch die Umgestaltung der bisherigen Partymeile der Stadt, dem Rudolfskai, für die Jugendlichen eingeschränkt. Eine Tatsache, die auch der frisch gegründeten Interessensvertretung der Salzburger Clubkultur sauer aufstößt. „Auf der einen Seite wird die Pandemie genutzt, um unliebsame Lokalbetreiberinnen und Lokalbetreiber loszuwerden (siehe Rudolfskai). Auf der anderen Seite beklagen Kulturveranstalterinnen und Kulturveranstalter seit vielen Jahren, dass es zu wenig leistbare Locations für Veranstaltungen gibt. Das Ergebnis: Es fehlt an Orten der sozialen Begegnung, insbesondere für jüngere Leute“, schreibt die Salzburg Club Commission in einer Aussendung.

Warnung vor 1-G-Regel
Der Geschäftsführer des Kultur- und Veranstaltungszentrums Mark, Gerd Pardeller, sieht durch die Corona-Maßnahmen ein weiteres Problem, wie er gegenüber SALZBURG24 ausführt: „Natürlich ist es nicht immer gut, dass es aktuell für Veranstaltungen viele Corona-Regeln gibt. Regeln und Jugendkultur vertragen sich leider oft nicht. Die Konsequenz ist daher, dass die Jugendlichen weniger Veranstaltungsstätten aufsuchen, sondern eher für sich feiern. Eine mögliche 1-G-Regelung würde das zusätzlich befeuern.“
Volksgarten neuer Hotspot?
Spektrum-Chef Schuster sieht einen weiteren Grund dafür, dass sich die Treffen der Jugendlichen auf den Elisabethkai verlagert haben. „Das ist ein öffentlicher Raum und hat den Vorteil als konsumfreie Zone, dass ich hier meine Getränke selbst mitnehmen kann.“ Denn für die jungen Salzburgerinnen und Salzburger stelle sich immer die Frage: Was kann ich mir leisten?
Daher glaubt Schuster, dass im nächsten Jahr der Volksgarten, der derzeit umgebaut wird, einen neuen Hotspot als öffentlichen Raum darstellen wird. „Der ist von den Anrainern weiter weg und hat ein breit gefächertes Angebot wie die Beachvolleyballplätze, den Fußballkäfig oder die Sitzgelegenheiten beim Teich.“ Denn: „Die Jugendlichen sind genauso divers wie die Erwachsenengeneration.“ Und die unterschiedlichen Interessen würden im Volksgarten gut abgedeckt werden.

Hier kann Salzburgs Jugend feiern
Spitzt sich die Situation am Elisabethkai zu, rechnet Schuster mit möglichen Verboten: „Damit könnte der Platz unattraktiv gemacht und die Jugend wo anderes hingelenkt werden.“ Der Spektrum-Geschäftsführer glaubt aber, dass sich das Problem anders lösen wird: „Sobald Orte wie das Rockhouse, die Arge oder das Jazzit wieder verstärkt Veranstaltungen organisieren und damit Angebote für Jugendliche schaffen, verteilt sich die Jugend auf verschiedene Orte der Stadt.“
Einen Tipp haben die Experten zudem noch: „Man kann von der Jugend nicht verlangen, lautlos zu sein. Auch Erwachsene, die feiern, sind laut“, betont Bradntner. Schuster unterstreicht: „Für die Politik und die Verantwortlichen gilt es aus meiner Sicht, den Austausch mit den Jugendlichen zu suchen.“
(Quelle: salzburg24)