Der Tourismus in der Stadt Salzburg boomt wie vor Corona. Was Touristiker und Hoteliers freut, sorgt bei Einheimischen und Gästen zunehmend für Unbehagen und Ärger. Im Hochsommer schieben sich Massen durch die Innenstadt, Tagestouristen, die mit dem Auto kommen, sorgen für Staus, Betriebe kehren der Altstadt den Rücken. Die Stadt will darum das erst 2020 beschlossene "Tourismusleitbild 2025" überarbeiten. Noch bis Jahresende will man die erste Phase der Planung abschließen, heißt es heute in einer Aussendung der TSG. Mit Details zu geplanten Maßnahmen hielt man sich jedoch zurück.
Stadt Salzburg plant nachhaltige Tourismusstrategie
Ziel sei es, mit der „Vision 2040“ eine zukunftsorientierte und nachhaltige Tourismusstrategie zu entwickeln.
Die Fortsetzung des aktuellen Tourismusleitbilds 2025, das im Mai 2020 vom Gemeinderat der Stadt Salzburg verabschiedet wurde, stehe dabei im Mittelpunkt. Dieses sei „eine gute Basis für den aktuellen Überarbeitungsprozess“ gewesen, meint Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Es habe bereits wichtige Themen wie etwa die Digitalisierung aufgegriffen und als wesentliche Instrumente definiert, die während der Corona-Pandemie noch stärker in den Vordergrund getreten sind.
Gäste-Massen wieder Hauptthema?
Hauptthema im Tourismusleitbild 2025 waren aber auch die Tourist:innen-Massen, die jährlich in die Mozartstadt strömen. Es wurde damals etwa ein „Bettenstop“ eingeführt, der die maximale Zimmeranzahl bei Hotelneubauten von 120 auf 60 Zimmer reduzierte. Damit habe man erreichen wollen, die Gästebettenzahl in der Stadt Salzburg auf zirka 15.000 zu begrenzen, erklärt Preuner.
Nun gelte es, an der Besucherlenkung und an einem Verkehrskonzept zu arbeiten. "Es macht wenig Sinn, neue Gästegruppen anzusprechen", betonte der Stadtchef und ergänzte: "Wir wollen nur die herinnen haben, die hier übernachten." Sprich: Die Zahl jener Tagesreisenden, die nur für wenige Stunden in der Stadt sind und nichts konsumieren, soll reduziert werden. Zahlen, wie viele das sind, gibt es aber nicht.
Man wolle „die Attraktivität des Lebensraumes der Salzburger Bevölkerung steigern und gleichzeitig in Einklang mit hochwertigem, wertschöpfungsorientiertem und nachhaltigem Tourismus bringen“, ergänzt TSG-Chefin Christine Schönhuber. Wegen der vielen unterschiedlichen Herausforderungen und Meinungen sei es essenziell, „alle Gruppen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen“ und diese in einer lösungsorientierten Strategie zu vereinen.
TSG wünscht sich starkes Verkehrskonzept
Kick-Off für den Entwicklungsprozess des neuen Leitbilds sollen laut TSG Open-Space-Workshops sein, in denen bis Ende des aktuellen Kalenderjahres die grundlegenden Anforderungen analysiert und Ziele festgesetzt werden sollen. Wichtige Instrumente, um den Tourismus in „neue Bahnen zu lenken“ seien etwa ein starkes Verkehrs- und Parkkonzept sowie ein Ausbau der Besucherlenkung, schildert Schönhuber ihre Ideen. Alles zusammen solle für die städtische Bevölkerung zur „dringend notwendigen Erleichterung“ führen.

Um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Meinungen widerzuspiegeln, sollen sich Teilnehmende aus den Bereichen Tourismus, Politik und Verwaltung, Austria Guides, Kunst und Kultur sowie Expert:innen aus anderen Themen wie dem Weltkulturerbe aktiv in die Strategieentwicklung einbringen. Erste Ergebnisse wolle man im Herbst 2024 präsentiert, danach sollen weiterführende Workshops (auch mit Beteiligung der Stadtbevölkerung) zu Maßnahmen, Priorisierung und Umsetzung folgen.
Bahn von der Messe in die Salzburger Innenstadt?
Am neuen Tourismusleitbild mitwirken soll neben der TSG auch Hotelier Florian Kreibich, der seit mehreren Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Romantik Hotels & Restaurants International ist und 2024 bei der Bürgermeisterwahl in der Stadt Salzburg für die ÖVP. Dieser sieht das Problem in den Tagestouristen, die zu zwei Drittel mit dem eigenen Auto in die Stadt kämen und für ein Verkehrschaos sorgten. Er will darum den Bau einer Messebahn als Zubringer vom Messeparkplatz forcieren. Pläne dazu gibt es, die Messebahn (oder "S-LINK Express") ist jedoch nicht Teil des mittlerweile zur UVP eingereichten ersten Abschnitts der Regionalstadtbahn S-LINK. Eine Umsetzung könnte damit noch dauern.
Wie TSG-Geschäftsführerin Schönhuber heute sagte, soll die Strategieentwicklung mit Workshops im Oktober und November starten. Das aktuelle "Tourismusleitbild 2025" war im Mai 2020 mitten in der Corona-Krise nach heftigen Debatten im Gemeinderat beschlossen worden. ÖVP, SPÖ und Liste SALZ stimmten damals dafür, die grüne Bürgerliste, FPÖ, Neos und KPÖ dagegen. Schon damals war kritisiert worden, dass schärfere Instrumente gegen den Massentourismus fehlten und das Leitbild von Wachstumsstreben geprägt sei. Eine Überarbeitung hatte Preuner 2021 noch abgelehnt.
(Quelle: salzburg24)