Das Thema Mobilitätswende in Salzburg zieht sich wie ein Kaugummi. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie es gelingen soll, den Autoverkehr zu reduzieren und stattdessen die Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu motivieren. Damit das Fahrradfahren attraktiver wird, sind allerdings ein höherer Stellenwert in der Verkehrsplanung und der Ausbau der Infrastruktur nötig – da sind sich die Organisator:innen der drei Bike Nights, die im Sommer in der Stadt Salzburg stattfinden, einig.
"Wir sind stehen geblieben"
„Es geht darum, dass prinzipiell die allermeisten Entscheidungsträger:innen Salzburgs für das Fahrrad sind, aber gleichzeitig der Ausbau des Radwegenetzes völlig unbefriedigend ist. Die Vorherrschaft des motorisierten Individualverkehrs bleibt meist unangetastet“, prangert Mitorganisator Erik Schnaitl von der Verkehrsinitiative fairkehr an. Vielerorts würde es entweder gar keine, enge oder unübersichtliche Radwege geben, so die Veranstalter:innen. „Damit stagniert in Salzburg der Fahrradanteil bei 22 Prozent und liegt im Vergleich zu Städten mit hoher aktiver Mobilität wie Gent, Groningen, Utrecht, Münster oder Freiburg weit abgeschlagen“, ergänzt Schnaitl im SALZBURG24-Gespräch am Dienstag. Der Fahrradanteil in der Stadt Salzburg sei zwar in Ordnung, jedoch hätten andere Städte in den vergangenen Jahren einen massiven Sprung gemacht und Potenziale ausgeschöpft. „Wir sind stehen geblieben. Das war in den 80er- oder 90er-Jahren gut.“
Wie gelingt der Umstieg aufs Fahrrad?
Als Beispiele für Abschnitte in der Stadt Salzburg, an denen Aufholbedarf besteht, nennt er die Sinnhubstraße, Franz-Josef-Straße, Alpenstraße oder auch die Rainerstraße. Damit die Mozartstadt in diesem Punkt künftig besser dasteht, brauche es eine Kombination aus sogenannten Push- und Pull-Maßnahmen. Mit Push-Maßnahmen sollen der Einstieg und das Autofahren selbst erschwert werden, zu den Pull-Maßnahmen zählt der Ausbau des Rad- und öffentlichen Verkehrs. Laut einer Untersuchung des Fraunhofer Instituts, auf das sich Schnaitl bezieht, konzentriere sich die Kommunalpolitik derzeit hauptsächlich auf Pull-Maßnahmen. Strategien, mit denen der Autoverkehr unattraktiv werden soll, würden hingegen selten geplant.
Zur Untersuchung des Fraunhofer Instituts
Die Forschung hätte gezeigt, dass eine Angebotsausweitung des öffentlichen Verkehrs nicht automatisch zu einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs führe. Das Parkraum-Management habe sich als effektivste Push-Maßnahme erwiesen. Auch der Wegfall von Fahrspuren des motorisierten Individualverkehrs durch Umwidmung habe positive Effekte.
Eine Bike Night führt in den Flachgau
Die drei Bike Nights finden am morgigen Mittwoch, am 17. Juli und am 14. August statt. Normalerweise führt die Strecke vom Kurgarten beim Schloss Mirabell 15 Kilometer durch die Mozartstadt. Beim zweiten Termin gibt es eine Ausnahme, da auch der Plainberg in Bergheim (Flachgau) umfahren werden soll. Denn am Land sei die Lage für die Radfahrenden ebenfalls nicht zufriedenstellend, so Schnaitl. „Radfahrer sind meistens diejenigen, die bremsen müssen. Und die Radwege werden immer an den Rand geklatscht. Man sollte nicht zuerst eine Straße bauen und dann erst überlegen, wo der Radverkehr Platz finden soll.“
Die heurige Ausgabe der Bike Nights ist bereits die dritte in der Landeshauptstadt. In der Vergangenheit waren bei mäßigem Wetter zwischen 150 und 250 Teilnehmenden mit dabei. Aufgrund der sommerlichen Wetterprognose am morgigen Mittwoch rechnet das Organisationsteam damit, dass die 500er-Marke geknackt und somit die größte Fahrraddemo seit 40 Jahren stattfinden könnte. „Die neue Stadtregierung hat schon viele Zugeständnisse gemacht. Wir wollen sie trotzdem ermutigen, das auch rasch umzusetzen“, sagt Schnaitl abschließend.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Termine am 19. Juni, 17. Juli und 14. August
- Treffpunkt um 20 Uhr im Kurgarten beim Schloss Mirabell
- Ca. 15 Kilometer lange, gemeinsame Fahrradfahrt
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(Quelle: salzburg24)