Die Gegner der geplanten Einführung von Tempo 80 auf Salzburgs Stadtautobahn aus Gesundheitsgründen haben am Mittwoch mit einer Fülle von Argumenten neuerlich nachgelegt. Sie berufen sich dabei auf Gutachten, wonach die Grenzwerte nur sehr punktuell überschritten würden. Der wahre Verursacher für schlechte Luft sei der Stopp-and-go-Verkehr im Stadtgebiet, hieß es bei einem Pressegespräch.
Harlander rechnet Schadstoffe nach
Peter Harlander, ÖVP-Gemeinderatskandidat und Tempo-80-Gegner, hat sich eigenen Angaben zufolge durch zahlreiche Gutachten gearbeitet und sich auch die in Österreich und Deutschland gängige Software zur Berechnung der Schadstoffe besorgt. So entnahm er dem "Passivsammler Jahresbericht 2012" des Landes, dass an etlichen Messpunkten in Autobahn-Nähe die Grenzwerte für Stickstoff-Dioxid (NO2) gar nicht erreicht würden. Überschritten würden sie aber beispielsweise bei Knoten Salzburg Mitte, wofür Harlander aber vor allem den Stopp-and-go-Verkehr vor dem Kreisverkehr verantwortlich macht.
„Grüne Welle würde mehr bringen"
Und er untermauerte dies mit der Software der Uni Graz: Demnach stoße ein Auto bei Tempo 100 und flüssigem Verkehr im Schnitt 0,346 Mikrogramm NO2 aus, bei Tempo 50 und Stopp-and-go mache dieser Wert mit 0,737 Mikrogramm mehr als das Doppelte aus. Dies sei auch der Grund, weshalb es in der Vogelweiderstraße oder am Rudolfsplatz zu ganz massiven Grenzwert-Überschreitungen komme, die entlang der Autobahn bei den bestehenden Punkten nirgends gemessen würden. "Eine funktionierende "Grüne Welle" in der Stadt würde viel mehr bringen als Tempo 80. Wir reden hier über das falsche Thema", so der Gemeinderatskandidat.
Platzierung der Messstelle schuld?
Harlander stellt außerdem die Frage, weshalb in Grafiken des Landes, welche die Notwendigkeit der geplanten Geschwindigkeitsbeschränkung begründen sollen, nur jene Messpunkte ausgewiesen seien, wo es zu Überschreitungen kam. Außerdem sei nun vor einem Monat eine neue Messstelle errichtet worden, die direkt zwischen der Autobahn und dem Kreisverkehr beim Einkaufszentrum Europark angebracht wurde: "Man kann eine Messstelle schon so platzieren, dass man auf jeden Fall eine Grenzwert-Überschreitung kriegt."
Argument technischer Fortschritt
Und noch ein Argument brachte Harlander gegen Tempo 80 vor: Den technischen Fortschritt. Das Gutachten zum Immissionsschutzgesetz Luft auf der Tauernautobahn spreche von einer jährlichen Reduktion der NOX-Emission aufgrund der Erneuerung der Fahrzeugflotte um elf Prozent. Tempo 80 würde hingegen nur einmalig eine Reduktion um maximal 14 Prozent bringen. "Das heißt, in einem Jahr haben wir durch den technischen Fortschritt dieselben Werte erreicht wir durch Tempo 80. Der Megaaufwand - wie sündteure Überkopf-Wegweiser - bringt fast nichts." Und durch die Verpflichtung für Euro-6-Norm-Fahrzeuge ab dem Jahr 2015 würde sich die NOX-Belastung in wenigen Jahren von selbst erledigen.
Eine Reaktion von Umweltreferentin LHStv. Astrid Rössler (Grüne), die das Tempolimit für drei Monate probeweise verordnen will, wurde der APA auf Anfrage angekündigt. (APA)
(Quelle: salzburg24)