Jeder kann sich wohl an den Namen des berühmtesten Eisbären der Welt aus dem Berliner Zoo erinnern. Der kleine Knut war ein Publikumsmagnet und lockte unzählige Besucher:innen in den Zoologischen Garten, ehe er 2011 im Alter von nur vier Jahren überraschend verstarb.
Einen ähnlichen Hype um ein einzelnes Tier will man im Wiener Tiergarten Schönbrunn vermeiden und vollzieht unter Direktor Stephan Hering-Hagenbeck offenbar eine Strategieumkehr: Wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtet, werden den Tieren für die Öffentlichkeit keine Namen mehr gegeben. Man wolle bewusst einen neuen Weg gehen und die Zurschaustellung und Vermenschlichung von Wildtieren vermeiden. Die Population soll im Vordergrund stehen, nicht ein einzelnes Tier.
Zoo Salzburg bleibt Weg treu
In diesem Punkt stimmt die Kuratorin des Zoos in der Stadt Salzburg, Lisa Sernow, ihrem Wiener Kollegen zu. „Das Wichtigste ist immer der Artenschutz. Dafür wählt jeder Zoo seinen eigenen Weg“, so Sernow im Gespräch mit SALZBURG24. In Salzburg bleibt man aber seiner Linie treu und wird den Tieren weiterhin Namen geben. Und zwar ganz im Sinne des Artenschutzes. „Die Besuchenden bauen so eine Beziehung zu den Tieren auf und interessieren sich dadurch mehr für sie“, erklärt Sernow. Das würde man zum Beispiel beim Bären Aragon beobachten, der seit 30 Jahren ein Publikumsliebling im Zoo Salzburg ist. Die Tiere würden so zu Botschaftern für ihre Art avancieren.
Tiernamen wichtig für Patenschaften
Den Vorstoß des Schönbrunner Zoos sieht man in Salzburg neutral. Das Beibehalten der Tiernamen sei aber auch im Hinblick auf den Umgang der Pflegenden mit den Tieren wichtig. Da auch sie so besser mit ihnen arbeiten könnten. Das System habe sich auf jeden Fall bewährt. Und nicht zuletzt würden die Pat:innen ihren Schützlingen dadurch etwas näher rücken. „So setzen sie sich vielleicht auch abseits des Zoos für die Tierart ein“, meint Sernow, die ihrem Wiener Kollegen in einem anderen Punkt ebenfalls zustimmt.
„Die Zoo-Arbeit hat sich in den letzten Jahrzenten stark verändert. Die Zoo-Pädagogik und Information steht im Vordergrund“. Von der reinen Zurschaustellung von exotischen Tierarten hätten sich Zoologische Gärten bereits in den 1970er-Jahren auf die Zucht und Bildung von ersten Reservepopulationen konzentriert.
Um diese Mission fortzuführen hat man sich im Zoo Salzburg eben dafür entschieden den Tieren Namen zu geben. Das müsse nicht zwangsläufig dazu führen, Pablo, Aragon und Co zu vermenschlichen.
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)