Im Saftladen, eine Einrichtung des Vereins Neustart in der Schallmooser Hauptstraße, kommen jeden Tag Menschen mit den verschiedensten Problemlagen zusammen. Sie sind arbeits- oder obdachlos, wurden aus der Haft entlassen, leiden unter Suchtproblemen und/oder anderen psychischen Erkrankungen. Hier können sie tagsüber Zeit verbringen, sich waschen, etwas essen und trinken. Bei den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern finden sie ein offenes Ohr für alles, was sie beschäftigt.
Corona ist auch bei den Armen angekommen
„Corona ist Thema Nummer eins, wie in den anderen Gesellschaftsschichten auch. Es wird viel darüber geredet und debattiert“, sagt Peter Wieser vom Saftladen im Interview mit SALZBURG24. Die Klienten würden das Virus „sehr ernst“ nehmen, so gebe es eine hohe Akzeptanz, was die Maßnahmen wie Abstand und Maskenpflicht betreffe. „Es gibt Einzelne, die wir manchmal daran erinnern müssen, die Maske auch über die Nase zu ziehen, aber insgesamt funktioniert das wirklich erstaunlich gut, schildert Wieser die Duldsamkeit der Saftladen-Gäste. Darüber ist man in der Einrichtung auch sehr froh, denn bislang hat es dort noch keinen einzigen Corona-Fall gegeben.
Leute kommen aus Angst nicht mehr in Saftladen
Auffällig sei, dass einige Klienten die Pandemie sogar so ernst nehmen, dass die den Saftladen meiden – aus Angst sich anzustecken. Während vor Corona rund 100 Menschen täglich vorbeikamen, seien es im Moment nur mehr 60 bis 70 – und das, obwohl es zunehmend kälter wird. „Die, die nicht mehr kommen, suchen jetzt häufiger den Kontakt übers Telefon. Man merkt, dass die Menschen sehr in Sorge sind“, sagt Wieser. Zum einen falle ihnen die Decke auf den Kopf, zum anderen verzögern sich sämtliche Amtsgeschäfte, da der Parteienverkehr nicht mehr möglich ist und auch im Amt der Großteil ins Netz verlegt wurde. „Da tun sich unsere Klienten natürlich schwerer.“
Einrichtung im ersten Lockdown geschlossen
Beim Lockdown im März sei man gezwungen gewesen, den Saftladen komplett dicht zu machen, erinnert sich Wieser zurück. „Es gelang uns aber immer zumindest einen Ansprechpartner zu Verfügung zu stellen und wir konnten auch vereinzelt Duschen möglich machen oder dringend notwendige Kleidung leihen.“ Bei der gastronomischen Versorgung – die Gäste bekommen Frühstück, Mittagessen, Imbisse und Getränke zu erschwinglichen Preisen angeboten – wolle man bei einem neuerlichen Schließen in einem weiteren Schritt das Essen auch ausgeben. Das sei derzeit noch nicht notwendig, da die Besucher in der Einrichtung auch konsumieren dürfen, sofern sie maximal zu viert an einem Tisch – und eben nicht an der Bar – sitzen.
Und was, wenn’s an den ganz kalten Tagen doch wieder voller wird und der Platz ausgeht? „Dann werden wir nur eine begrenzte Anzahl von Menschen in den Saftladen hineinlassen können und ihren Aufenthalt zeitlich begrenzen müssen, dass sich jeder mal kurz aufwärmen kann.“ Und dass das auch funktionieren würde, da ist sich Wieser sicher, „weil die Leute einfach aufeinander schauen.“
(Quelle: salzburg24)