Geht es nach ARBÖ-Salzburg-Präsident Manfred Gruber, soll das Tempo 80 noch einmal neu diskutiert werden. Das zentrale Problem ist nach Grubers Ansicht, dass das Tempolimit für Lkw und Pkw gleichermaßen gelte. Dies führe immer wieder zu gefährlichen Situationen rund um die Auf- und Ausfahrten der Autobahn. Dass das Tempo 80 zum Schutz der Anrainer entlang der Autobahn sowie aufgrund der von der EU geforderten Reduzierung der Stickstoffoxide eingeführt wurde, versteht Gruber: “Allerdings fehlt mir da die Verhältnismäßigkeit. Der Verkehr wird immer für alles verantwortlich gemacht.“ So müsse man für die Ermittlung der Emissionswerte neben dem Verkehr auch die Ausstöße von Betrieben oder das Wetter miteinberechnen.
Tempo 80: Lkw oft schneller unterwegs als Pkw
Im Büro der ressortverantwortlichen Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) kennt man das Problem. “Viele Lkw haben ihren Tempomaten am oberen Ende der Toleranzgrenze eingestellt, weshalb sie oft schneller fahren als jene Pkw, die sich an das vorgeschriebene Tempo halten“, erklärt Rösslers Pressesprecher Stefan Tschandl im Gespräch mit SALZBURG24. Zudem würden viele Lkw einen zu geringen Abstand halten, sodass sich gefährliche Situationen für Autofahrer ergeben können.
Grüne widersprechen ARBÖ
Gruber erzählt auf SALZBURG24-Nachfrage davon, dass sich aufgrund dieses Problems bereits zahlreiche Autofahrer beim ARBÖ gemeldet hätten. “Wir sehen es daher als unsere Pflicht, darauf hinzuweisen.“ Konkrete Zahlen konnte der Verkehrsklub aber nicht nennen, eine steigende Tendenz sei aber zu beobachten, so der ARBÖ-Präsident. Die Grünen sehen das anders. “Ich denke nicht, dass die Zahl der Unfälle auf der Strecke, wo das flexible Tempo 80 gilt, zugenommen hat“, so Tschandl, der auch ein Argument für das einheitliche Tempolimit nennt: “Würden sich alle Verkehrsteilnehmer ans Tempolimit halten und gleich schnell fahren, würde das auch dem Verkehrsfluss zugutekommen.“ Über konkrete Unfallzahlen verfügt Rösslers Pressesprecher aber nicht, SALZBURG24 hat eine entsprechende Anfrage bei Verkehrslandesrätin Brigitta Pallauf gestellt.
Der Sachverständige Gerhard Kronreif hatte im November 2015 von einer Verdopplung der Unfälle seit Einführung von Tempo 80 gesprochen. Im Zeitraum von drei Monaten sei die Zahl von 20 auf 40 Unfälle gestiegen. Das Gutachten war allerdings umstritten.
Gruber will Tempo 80 neu diskutieren
Gruber pocht indes auf eine Änderung der aktuellen Regelung. “Es muss wieder ein unterschiedliches Tempolimit zwischen Lkw und Pkw eingeführt werden“, so die Forderung des ARBÖ-Präsidenten, der sich beispielsweise Tempo 100 oder 90 für Pkw und Tempo 80 oder 70 für Lkw vorstellen kann. “Man muss die Politik da in die Verantwortung nehmen“, stellt Gruber klar. Zwar sei das Tempo 80 das Prestigeprojekt von Astrid Rössler, so Gruber, dennoch wurde das Gesetz nicht nur von ihr alleine, sondern von der Landesregierung beschlossen worden. Nach der Landtagswahl will Gruber daher das Gespräch mit der Politik zu dieser Causa suchen.
(Quelle: salzburg24)