Immer wieder finden in Österreich Typisierungsaktionen für Stammzellenspender statt, nur wenige davon jedoch in Salzburg. „Das war schon auch ein Mitgrund, warum ich mich entschlossen habe, die Aktion zu organisieren“, erzählt Sara Altenberger im Interview mit SALZBURG24. Die 32-Jährige ist selbst junge Mutter und will daher auch gut nachvollziehen, wie es den Eltern der kleinen Elina gerade geht, sagt sie.
Elina leidet an Immundefekt
Elina kam am 2. September im Mühlviertel in Oberösterreich auf die Welt. Schon während der Schwangerschaft war klar, dass das Mädchen einen schweren Herzfehler hat und Operationen brauchen wird. Dazu kommt ein Immundefekt: Das Baby kann keine körpereigenen Abwehrkräfte bilden. Der für das Frühgeborene so wichtige Hautkontakt mit Mama und Papa bleibt der Familie verwehrt – die Eltern dürfen Elina nur in voller Schutzmontur besuchen. Lediglich eine Stammzellenspende könne dem Kind das Leben retten, sind sich die Mediziner:innen einig.
Bewusstsein für Thema schaffen
Altenberger und ihr Mann arbeiten seit Oktober an der Organisation der Typisierungsaktion für Elina, die in Zusammenarbeit mit dem Verein „Geben für Leben – Leukämiehilfe Österreich“ am 10. Dezember von 11 bis 15 Uhr im Kolpinghaus in der Stadt Salzburg stattfinden wird. „Vor Ort ist ein Gesundheitsfragebogen auszufüllen und dann wird ein Wangenabstich gemacht. Das war es dann eigentlich schon“, beschreibt die Salzburgerin das unkomplizierte Prozedere. Mit selbstgebackenen Kuchen, Getränken und einer Gutschein-Tombola will die 32-Jährige zusätzlich die Menschen motivieren, sich typisieren zu lassen. „Während viel über Krebserkrankungen gesprochen wird, sind Leukämie und andere Blutkrankheiten in Österreich leider immer noch zu wenig in den Köpfen der Menschen angekommen“, weiß Altenberger. In Deutschland etwa sei das Thema viel mehr in der Öffentlichkeit, dementsprechend gehe man dort mit Stammzellenspenden und Typisierungsaktionen auch viel selbstverständlicher um.

Leukämie: 1.000 Neuerkrankte jährlich
In Österreich erkranken rund 1.000 Menschen pro Jahr an Blutkrebs, das sind drei Neuerkrankte pro Tag. Viele von ihnen sind sehr jung, oftmals noch Kinder. Bei adäquater Behandlung – wie einer Stammzellenspende – haben sie gute Chancen, die Krankheit zu überleben. Doch der genetische Zwilling muss erst gefunden werden. Gibt es keinen passenden Spender im familiären Umfeld, braucht es eine fremde Stammzellenspende.
Neben der kleinen Elina aus Oberösterreich suchen aktuell auch zwei Mädchen aus Vorarlberg nach einer Stammzellenspende. Die zweijährige Mina leidet, wie Elina an einer seltenen Immunkrankheit, die zehnjährige Maria ist an Leukämie erkrankt – die Typisierungsaktionen seit September blieben bislang ohne Erfolg.
Stammzellen, ein Hoffnungsträger der Medizin
Stammzellen gelten generell als großer Hoffnungsträger in der Medizin. In Zukunft sollen sie eingesetzt werden können, um altes oder erkranktes Gewebe zu erneuern, zum Beispiel bei Parkinson oder Diabetes. Zur Behandlung von Leukämien (Blutkrebs), Myelomen (Krebs des Knochenmarks) oder Lymphomen (Krebs im Lymphsystem) werden Stammzellen schon seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Zudem können heute einige Knochen-, Haut- oder Hornhaut-Erkrankungen und Verletzungen mit Gewebetransplantationen behandelt werden, die auf Stammzellmedizin basieren.
Wie kann ich Spender werden?
Wer zwischen 17 und 45 Jahre alt ist und sich als Spender registrieren lassen möchte, um im Bedarfsfall für eine lebensrettende Stammzellentransplantation zur Verfügung zu stehen, hat eine Reihe an Möglichkeiten, dies zu tun. So bietet mittlerweile das Rote Kreuz, aber auch die Spenderzentren in den Bundesländern (in Salzburg ist dies die Paracelsus Medizinische Privatuniversität) Typisierungen an. Der Verein „Geben für Leben“ sucht bereits seit rund 20 Jahren Stammzellenspender und veranstaltet österreichweit Typisierungsaktionen – wie auch jene kommenden Samstag in Salzburg. Rund 143.000 Menschen konnten so (Stand Dezember 2022) bereits in die Stammzellendatenbank aufgenommen werden, 378 Spender wurden gefunden.
Wie funktioniert die Stammzellenspende?
Typisiert wird mittels eines Wangenabstrichs, der bei einer Typisierungsaktion vor Ort oder Anmeldung übers Internet zu Hause mittels eines Sets vorgenommen werden kann. Der Abstrich wird ins Labor geschickt und die Ergebnisse in die weltweite Datenbank eingespielt.
Wird man als passender Spender gefunden, werden die Stammzellen in neun von zehn Fällen über einen Zellseparator aus dem Blut gefiltert. Das passiert über zwei Venenzugänge. Dieses Prozederes dauert etwa vier bis fünf Stunden. Das Ergebnis sind rund 200 Milliliter konzentrierte Stammzellen. Der Körper bildet die Stammzellen binnen kürzester Zeit wieder nach.
Die zweite Variante der Stammzellenspende wird über das Knochenmark ausgeführt und nur dann gemacht, wenn man konzentriertere Stammzellen benötigt – wie das etwa bei Babys oder kleinen Kindern der Fall sein kann. Hier wird dem Spender unter Vollnarkose aus dem Beckenknochen Knochenmark entfernt, ein Routineeingriff.
Salzburgerin hofft auf Weihnachtswunder
Altenberger ist zuversichtlich, dass gerade in der Vorweihnachtszeit viele Salzburger:innen und Menschen aus der grenznahen Umgebung für eine gute Tat zu haben sind. Wer der kleinen Elina und den anderen beiden Mädchen helfen und vielleicht zu einem kleinen Weihnachtswunder beitragen möchte, kann dies nun am 10. Dezember zwischen 11 und 15 Uhr im Salzburger Kolpinghaus tun. Die Kosten von 40 Euro für jede einzelne Typisierung trägt der Verein „Geben für Leben“. Jede freiwillige Spende ist willkommen.
Wer an dem Tag keine Zeit und dennoch mithelfen möchte, den genetischen Zwilling der drei Mädchen zu finden, kann sich ein Typisierungsset nach Hause bestellen.
Kommentare
KrawuziKapuzi
Es wäre auch einmal anzudenken, dass die Altersgrenze für Stammzellenspender auch in Österreich erhöht wird - so wie in Deutschland - diese haben eine Altersgrenze von 60 Jahren.
WolHu
Für all jene die sich unsicher sind oder noch Fragen haben: www gebenfuerleben.at Ihr könnt euch aber natürlich auch gerne an uns wenden unter: spende.elina@gmail.com
WolHu
Für Samstag würden wir auch noch freiwillige Helfer und/oder Kuchen bzw. Keksspenden suchen. Wer helfen möchte kann sich gerne bei uns unter der Mailadresse: spende.elina@gmail.com melden.