Viele Salzburger Bahnreisende kennen das Problem nur allzu gut: Der Zug kommt mit leichter Verspätung, der Bus oder die S-Bahn ist schon weg. Laut aktuellem VCÖ-Bahntest verpassen rund vier von zehn Fahrgästen im Bundesland mehrmals im Jahr oder sogar noch öfter ihre Anschlussverbindung – österreichweit wurden 9.360 Fahrgäste befragt. Besonders deutlich wird die Unzufriedenheit bei den Zahlen: 20 Prozent der Befragten gaben an, mehrmals jährlich den Anschluss zu verlieren, weitere 24 Prozent sogar noch häufiger. Nur etwas mehr als die Hälfte schafft den Umstieg selten oder nie. "Rund die Hälfte aller Verspätungen und Ausfälle im Inland entsteht durch die Bahnen in unseren Nachbarländern", betonte zuletzt ÖBB-Vorstandvorsitzender Andreas Matthä – allen voran sei das teils marode deutsche Bahnnetz dafür verantwortlich.
Im Österreich-Vergleich liegt Salzburg mit den verpassten Anschlüssen im Mittelfeld – für die Betroffenen ist es aber dennoch ein regelmäßiges Ärgernis. 22 Prozent der Salzburgerinnen und Salzburger äußerten sich laut VCÖ-Bahntest unzufrieden mit den Anschlussmöglichkeiten vor Ort, ein Drittel klagte über schlechte Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten.
Wünsche der Bahnreisenden
Der Wunsch nach flexibleren Lösungen sei groß: 41 Prozent der Befragten fordern Angebote wie Rufbusse oder Sammeltaxis, um Lücken im Fahrplan zu schließen. "Die Gesamtreisezeit hat einen großen Einfluss darauf, ob mit der Bahn oder mit dem Auto gefahren wird", sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger in einer Aussendung. "Bei den Anschlussverbindungen gibt es in Österreich noch einiges zu verbessern. Einerseits in der Fahrplangestaltung, andererseits auch im Fall von Zugverspätungen."
Gleichzeitig zeigt der Bahntest, dass die Salzburgerinnen und Salzburger dem Zug die Treue halten. Fast ein Drittel fährt heuer häufiger als im Vorjahr mit der Bahn, ein Drittel nutzte die Schiene für eine Urlaubsreise, neun Prozent sogar im Nachtzug. 91 Prozent bewerteten Bahnreisen im Urlaub als positiv. Österreichweit wurde 2024 ein neuer Rekord erreicht: 15 Milliarden Personenkilometer wurden auf der Schiene zurückgelegt.
Beim VCÖ-Bahntest wurden die Fahrgäste zudem gefragt, wie sie die Zeit nutzen: 84 Prozent lesen, hören oder schauen Videos während der Bahnfahrt, 67 Prozent der Fahrgäste nutzen die Zeit auch zum Arbeiten oder Lernen, 60 Prozent entspannen oder schlafen und 46 Prozent reden miteinander oder spielen mit ihren Kindern.
Erwartungen steigen: Ruf nach mehr Direktverbindungen
Trotz der positiven Entwicklung steigen die Erwartungen der Fahrgäste. Fast die Hälfte wünscht sich mehr Direktverbindungen in internationale Metropolen wie München, Zürich oder Paris. Zufriedenheit gibt es hingegen bei der Zahl der Nah- und Regionalverbindungen.
In der Bewertung der Servicequalität zeigt sich ein gemischtes Bild: Viele Salzburgerinnen und Salzburger orteten Verbesserungen bei Pünktlichkeit, Zugpersonal und Barrierefreiheit der Bahnhöfe. Kritischer fiel das Urteil bei der Netzqualität im Zug und bei der Barrierefreiheit der Waggons aus – jeweils rund ein Drittel sprach hier von Verschlechterungen.
Schwieriger Bahnverkehr über Bayern ab 2026
Verschlechtern dürften sich im kommenden Jahr Verbindungen von und nach Deutschland. Die Sanierung des benachbarten Bahnnetzes hat enorme Auswirkungen auf den heimischen Bahnverkehr. Die ÖBB erwarten "massive Einschränkungen". Konkret starten die Sanierungen im ersten Halbjahr 2026 mit dem Abschnitt zwischen Nürnberg und Regensburg – das hat Auswirkungen auf das Salzburger Nahverkehrsnetz. Die Linie R21 zwischen Neumarkt am Wallersee (Flachgau) und der Stadt Salzburg fällt dann außerhalb der Hauptverkehrszeiten aus.
Zuspitzen werden sich die Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Salzburg dann mit dem zweiten Halbjahr 2026: Täglich müssen rund 80 Güterzüge über Salzburg umgeleitet werden. Das trifft wieder die Linie R21 – diese fährt dann tagsüber gar nicht mehr zwischen der Stadt Salzburg und Neumarkt am Wallersee. Auch die S-Bahn-Linie von Salzburg nach Freilassing ist betroffen, die teilweise ausfallen wird.
Verbindung zwischen Salzburg und Rosenheim komplett gesperrt
Weitere drastische Einschnitte im Fernverkehr bringt dann die Sanierung der Strecke zwischen Freilassing und Rosenheim in Bayern im ersten Halbjahr 2027 mit sich. Das große Deutsche Eck der Bahn wird dann komplett für den Bahnverkehr gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird über das Deutsche Eck eingerichtet.
(Quelle: salzburg24)