An den Unis in Österreich gibt es so viele Seniorenstudierende wie nie: Im Wintersemester 2023/24 wurde laut Statistischem Jahrbuch des Bildungsressorts mit mehr als 5.200 an den öffentlichen Unis eingeschriebenen Seniorinnen und Senioren ein neuer Höchststand erreicht, das sind immerhin 1,8 Prozent aller Studierenden. Der Großteil studiert in Wien und Salzburg.
Von den 5.200 „älteren Semestern“ an Österreichs Universitäten sind rund 1.000 in Salzburg inskribiert – 60 Prozent davon studieren im Rahmen der Uni 55-PLUS – ein einzigartiges Programm, das allen Salzburgerinnen und Salzburgern über 55 Jahren die Möglichkeit bietet, in der Pension eine neue Aufgabe zu finden und weiterzulernen. Und das Angebot ist niederschwellig, denn Matura ist dafür nicht notwendig.
Bildung auch für ältere Menschen wichtig
„Universitäre Bildung soll allen Bildungswilligen offenstehen. Damit werden die Universitäten nicht nur ihrem Bildungsauftrag gerecht, sondern tragen dazu bei, dass Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft mehr wertgeschätzt wird“, betont Herta Windberger, Leiterin des Büros Uni 55-PLUS, im Gespräch mit SALZBURG24. Nur mit Bildung bis ins hohe Alter könnten ältere Menschen den Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden, aktuelle Entwicklungen kritisch hinterfragen und ein selbstbestimmtes Leben führen, sagt Windberger.
Uni 55-PLUS vor zwölf Jahren gegründet
Initiiert wurde die Uni 55-PLUS bereits im Jahr 2010 von Universitätsprofessor Urs Baumann. „Ziel war es, an der Uni Salzburg eine Senior:innen-Universität zu implementieren, die dem gesellschaftspolitischen Auftrag nachkommt, universitäre Bildung auch bildungsfernen Schichten zugänglich zu machen. In zahlreichen europäischen Ländern gab es bereits entsprechende Einrichtungen (Deutschland, Schweiz, Frankreich, GB), aber in Österreich noch nicht“, erinnert sich Windberger zurück. Am 2. Mai 2012 – also vor zwölf Jahren – wurde die Universität 55-PLUS gegründet. Das erste Semester startete mit dem Wintersemester 20212/2013 mit bereits 426 Studierenden.
Und es sollte eine Erfolgsgeschichte werden: Zwar brach die Zahl der Studierenden nach der Einführung der Studiengebühr im Sommersemester 2013 zunächst auf 308 ein, danach folgte jedoch ein stetiger Anstieg. Den bisherigen Peak erreichte die Salzburger „Senior:innen-Uni im Wintersemester 2019/20 mit 676 Studierenden. „Mit Corona sank die Studierendenzahl dann zwar wieder auf 425, seither stieg die Zahl aber wieder kontinuierlich an. So zählen wir in diesem Semester exakt 587 Studierende an der Uni 55-PLUS, davon sind 350 Frauen“, so Winberger.
Zu bemerken sei, dass in den Sommersemestern meist um rund zehn Prozent weniger Studierende als im Wintersemester angemeldet seien, da viele der Studierenden das Frühjahr und den Frühsommer für Reisen und Garten nutzen.
Geschichte und Philosophie besonders beliebt
Was Salzburg im Vergleich zu den anderen Unis in Österreich durchaus einzigartig macht: Die Studierenden in Salzburg bekommen für einen Studienbeitrag von 250 Euro pro Semester Zugang zu rund 300 Lehrveranstaltungen (LV) aller Studienrichtungen aus den ordentlichen Studien sowie 30 speziell zugeschnittenen LVs wie aktuell etwa die Vorlesung „Einführung in der (generative) KI", die aktuell 211 Teilnehmer:innen zählt oder die Vorlesung „Einführung in die politische Philosophie“ mit 178 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Die mit Abstand beliebtesten Fächer in Salzburg aber seien Geschichte, Philosophie der Theologie, Philosophie, Kunstgeschichte und Psychologie, weiß Windberger.
Auch Salzburger:innen mit geringem Einkommen sollen Studieren können
Der vergleichsweise günstige Semesterpreis von 250 Euro sei möglich, weil die Studierenden durch die Uni Salzburg finanziell gefördert werden. „Studierende, die ein geringes Einkommen haben, werden vom Studienbeitrag befreit bzw. erhalten eine weitere Ermäßigung. Dies betrifft vor allem Frauen, die tendenziell eher unter Altersarmut leiden“, macht Windberger aufmerksam.
Außerdem kann das Angebot der Uni 55-PLUS seit dem Wintersemester 2019/20 sogar für die aktuell so diskutierte Bildungskarenz genutzt werden. Man wolle hier Menschen ansprechen, die sich beruflich nochmals entweder im Unternehmen selbst oder in der Selbstständigkeit neu orientieren möchten.
Auch damit will man dem Ursprungsgedanken – die Universität als Ort des Lernens und der Begegnung für alle Altersgruppen – gerecht werden.
(Quelle: salzburg24)