Inklusion in der Berufswelt

Wie persönliche Assistenz den Arbeitsalltag mit Behinderung erleichtert

Veröffentlicht: 25. Juli 2024 15:14 Uhr
Barrieren in der Berufswelt überbrücken: Das ist die Aufgabe der persönlichen Assistentinnen und Assistenten, die Menschen mit Behinderung in Salzburg in ihrem Arbeitsalltag begleiten. Die Nachfrage nach einer solchen Unterstüztung steigt.

Arbeit ist in einer Gesellschaft wie der unsrigen von zentraler Bedeutung: Durch ein Einkommen sorgt sie für Sicherheit, durch Aufgaben im besten Fall für das Gefühl von Sinnhaftigkeit. Sie schafft einen geregelten Alltag und bringt Menschen in Kontakt miteinander. Alles Dinge, die auch für Menschen mit Behinderung wichtig sind. Damit auch sie trotz möglicher Barrieren am Arbeitsleben teilnehmen können, vermittelt ihnen Jugend am Werk in Salzburg eine persönliche Assistenz. Die Nachfrage nach einer solchen Begleitung ist in den vergangenen Jahren merklich gestiegen.

Persönliche Assistenz hilft dort, wo Bedarf ist

Zunächst: Was bedeutet überhaupt persönliche Assistenz am Arbeitsplatz (PAA)? „Wir gleichen die körperlichen Einschränkungen unserer Auftraggeberinnen und Auftraggeber aus, sodass diese erfolgreich einem Beruf oder einer Ausbildung nachgehen können“, erklärt Carina Grabmüller, Leiterin des Bereichs Menschen mit Behinderungen bei Jugend am Werk Salzburg, gegenüber SALZBURG24. Es werden also Aufgaben übernommen wie etwa die Begleitung zum Arbeitsplatz, Unterstützung im Büro, Hilfe beim Mittagessen und Kopierarbeiten. Für Studierende werden beispielsweise Bücher aus der Bibliothek geholt, barrierefreie Lernunterlagen organisiert oder Mitschriften angefertigt.

Was genau die Auftraggeber:innen brauchen ist individuell, betont Grabmüller. Manche würden sich schon am Weg Begleitung wünschen, andere die Assistent:innen erst vor Ort treffen. Selbiges gelte für die Anwesenheit während der Arbeits- bzw. Studienzeit: Während die einen durchgehend Hilfestellung benötigen, brauche es bei anderen nur Unterstützung bei einzelnen Tätigkeiten. Und auch die Dauer der Begleitung variiert: Von phasenweise bis hin zu dauerhaft bis zur Pensionierung.

Digitalisierung als Unterstützung im Arbeitsalltag

Eine fixe Assistentin oder einen fixen Assistenten hat man nicht – sie wechseln sich ab. „Die Auftraggeberinnen und Auftraggeber entscheiden aber, von wem sie unterstützt werden möchten. Vereinzelt gibt es fixe Teams“, schildert Grabmüller.

Zugute käme Menschen mit Behinderung oftmals die Digitalisierung: Technische Hilfsmittel wie Vorleseprogramme würden beispielsweise den Alltag von sehbeeinträchtigten Menschen erleichtern und ihnen die Möglichkeit geben, Bürotätigkeiten leichter nachzukommen. Auch das Onlinearbeiten habe Vorteile, weil innerhalb der eigenen vier Wände gearbeitet werden kann. Das gleiche die teils fehlende Barrierefreiheit in Firmen aus oder ermögliche die Teilnahme an Vorlesungen und Lehrveranstaltungen via Stream, ohne dass ein Transport organsiert werden muss.

Arbeit „stärkt mein Selbstbewusstsein, meine Unabhängigkeit“

Wie viel die persönliche Assistenz verändern kann, zeigt das Beispiel von Lukas S. Der Salzburger wurde bereits während seiner Ausbildung und in der Berufsschule von Jugend am Werk begleitet, musste aber zwischenzeitlich wegen seines Gesundheitszustands wieder aufhören zu arbeiten. Mit einer Initiativbewerbung kam er an einen neuen Job in der Telefonzentrale des Bürgerservice der Gemeinde Grödig (Flachgau). Das macht etwas mit ihm. „Es stärkt mein Selbstbewusstsein, meine Unabhängigkeit und das Selbstwertgefühl steigt. Es gibt mir ein Gefühl von Normalität und ich fühle mich nicht benachteiligt in der Arbeitswelt“, erklärt er gegenüber SALZBURG24.

29 Menschen mit Behinderung bekommen in Salzburg „PAA“

Die Assistentinnen und Assistenten von Jugend am Werk begleiten seit 2019 vor allem Menschen mit körperlichen Behinderungen und Sinnesbeeinträchtigungen. Seit 2023 ist es auch möglich, Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung zu assistieren. Vom Sozialministerium wurde die PAA im Vorjahr mit 718.000 Euro gefördert.

Im Vorjahr leistete Jugend am Werk rund 18.000 Assistenzstunden aufgeteilt auf 29 Auftraggeber:innen, was einer Zunahme von 14 Prozent gegenüber 2022 mit rund 15.000 Assistenzstunden entspricht. Für das Jahr 2024 wird ein Rekord von rund 21.000 Assistenzstunden prognostiziert. Woran die gestiegene Nachfrage wohl liegt? Grabmüller hat eine Vermutung: „Zum einen ist es gelungen, in der Gesellschaft ein Bewusstsein für Inklusion und Diversität am Arbeitsmarkt herzustellen und zum anderen zwingt auch der Arbeitskräftemangel Unternehmen, ihre Fühler in der Community der Menschen mit Behinderungen auszustrecken.“

(Quelle: salzburg24)

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