Rund 41 Prozent fallen die Pensionen von Frauen in Salzburg niedriger aus als die von Männern, wie aktuelle Zahlen des Frauenrates Salzburg zeigen. Bei einer Bruttopension von 2.194 Euro sind das immerhin 907 Euro weniger im Monat. Um diese Ungleichheit deutlich zu machen, wird jährlich der Equal Pension Day „gefeiert“. Dieser markiert jenen Tag, an dem Männer bereits die Durchschnittspension von Frauen erhalten haben. In Salzburg fällt der Equal Pension Day heuer auf den 2. August, österreichweit auf den vierten.
Die Ursachen für die nach wie vor große Pensionslücke seien zwar vielfältig, aber fast immer auf strukturelle Ungleichheit zurückzuführen, wie Ines Grössenberger vom Salzburger Frauenrat im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch erklärt.
„Rückwärtsgewandte Entwicklung“ unter schwarz-blau
Hoffnung auf eine Verringerung der Pensionslücke mache auch das Programm der neuen schwarz-blauen-Landesregierung kaum. Viel eher würden sich sogar „rückwärtsgewandte Entwicklungen“ abzeichnen. „Die Landesregierung erkennt in ihrem Programm zwar an, dass es einiges zu tun gibt, konkrete messbare Ziele und Maßnahmen werden aber kaum genannt“, kritisiert Grössenberger.
Die Landesregierung nehme in ihrem Programm in Sachen Geschlechtergleichstellung vor allem den Bund in die Pflicht. „Aber auch eine Landesregierung kann Initiativen oder sogar Pilotprojekte starten, um die Gleichstellung zu fördern“, ist sich die Expertin sicher und nennt dabei konkret die Väterbeteiligung an der Kinderbetreuung.
Engpass Kinderbetreuung führt zu Altersarmut bei Frauen
„Noch immer übernehmen Frauen den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit und werden durch familiäre Umstände und Ungleichheit zur Teilzeitarbeit gedrängt“, so die Soziologin. Um Frauen vor der Altersarmut zu bewahren, müsse dringend bei der Kinderbetreuung angesetzt werden. Auch reiche „Rücken stärken“ und „Väter ermutigen“ alleine nicht, um die Teilzeit- und Betreuungsproblematik für Frauen zu entschärfen.
„Die Regierung will fördern, dass Kinder bis zum dritten Geburtstag familienintern betreut werden. Der Kündigungsschutz gilt in der Karenz aber nur zwei Jahre. Für viele Frauen würde das den Jobverlust und finanzielle Abhängigkeit bedeuten.“
Pensionssplitting: Altersarmut aufgeteilt
Und auch das von der Landesregierung unterstützte „Pensionssplitting“ sieht die Expertin kritisch. Dabei soll der Elternteil, der weiterhin normal arbeitet, bis zu 50 Prozent seiner Pensionsbeiträge in den Pensionstopf des betreuenden Elternteiles einzahlen. „Das macht wirklich nur bei einem sehr guten Gehalt Sinn, ansonsten wird die Armut nur unter beiden aufgeteilt.“ Grössenberger nennt als sinnvollere Wege etwa Initiativen für die Förderung der Väterbeteiligung oder finanzielle Zuschüsse, wenn beide Elternteile ihre Arbeitszeit für die Kinderbetreuung reduzieren.
Gleichstellungsmaßnahmen des Landes "gehen am Ziel vorbei"
Vor dem Hintergrund der Teuerung und eines anhaltenden Arbeitskräftemangels gehen die genannten Maßnahmen der Landesregierung „am Ziel vorbei“. „Viele Frauen investieren viel in ihre Bildung, sind qualifizierte Fachkräfte und landen dann erst recht in einem Abhängigkeitsverhältnis.“ Essenziell sei es auch Frauen, die sich bewusst dazu entscheiden, die Care-Arbeit alleine zu übernehmen, den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern, betont Grössenberger. „Am sinnvollsten für Eltern und Kinder wäre es, die Elementarpädagogik auszubauen.“
Die Kritik des Frauenrates soll aber keinesfalls als bloßes Anprangern verstanden werden, wie die Expertin betont: „Viel mehr wollen wir zeigen, dass wir die Entwicklungen im Land kritisch beobachten und von unserer Seite jederzeit eine Zusammenarbeit gewünscht ist.“
Was ist der Equal Pension Day?
Der "Equal Pension Day" ist ein Symboltag, der darauf aufmerksam macht, dass Frauen im Durchschnitt weniger Pension erhalten als Männer und verdeutlicht die geschlechtsspezifische Pensionslücke oder auch "Gender Pension Gap". Er markiert das Datum, an dem Frauen im Vergleich zu Männern im Durchschnitt die gleiche Pension für das laufende Jahr erhalten haben. In Österreich fällt der Equal Pension Day im Jahr 2023 auf den 4. August.
(Quelle: salzburg24)