Schulschließungen

Warum Kleinklassen gut funktionieren können

Veröffentlicht: 21. August 2019 11:50 Uhr
Gut ein Viertel der Salzburger Volksschulen sind Klein- und Kleinstschulen. In diesen drücken mitunter Siebenjährige gemeinsam mit Zehnjährigen die Schulbank. Welche Vorteile altersübergreifende Schulklassen mit sich bringen und welche Nachteile sie im Vergleich zu Jahrgangsklassen haben, erklärt der Salzburger Bildungsexperte Herbert Fartacek im Gespräch mit SALZBURG24.
Johannes Posani

Die Volksschule Vorderfager in Elsbethen (Flachgau) wird im Herbst nicht mehr ihre Pforten öffnen. Für die Schule waren nur mehr sechs Schülerinnen und Schüler gemeldet, die Schule wird vorerst für drei Jahre stillgelegt. Im vergangenen Schuljahr waren 46 von 177 Volksschulen im Bundesland Klein- und Kleinstschulen mit ein bis drei Klassen.

Wie Salzburgs Kleinschulen entstanden

Diese Schulform ist seit den 1950er-Jahren aufgrund der geringen Schüleranzahl weit verbreitet, wie Fartacek berichtet: „Jahrgangsübergreifende Schulklassen sind insofern sehr spannend, weil die Jüngeren von den Älteren viele Dinge lernen, die nicht unter klassisches Lernen fallen.“ Der Experte vergleicht diese Klassenform mit einer Familie: "Auch hier gibt es oft Kinder verschiedenen Alters, die sich gegenseitig unterstützen und fördern."

Experte sieht Vor- und Nachteile

Bei einer jahrgangsübergreifenden Schulklasse kommt dem freien Lernen eine größere Bedeutung zu, betont Fartacek: "Ein Teil der Schülerinnen und Schüler bearbeitet eigenständig vorbereitetes Material, der andere Teil erhält direkten Unterricht durch die Lehrkraft." In Gegenständen wie Musik, Zeichnen oder Turnen sei eine jahrgangsübergreifende Klasse indes kein Problem.

In einer kleinen Schulklasse kann die Lehrkraft einerseits besser individuelle auf jede Schülerin und jeden Schüler eingehen. Andererseits können durch die Gruppengröße Probleme entstehen: "Ist eine Person in einer sechsköpfigen Gruppe nicht ideal eingegliedert, hat sie keinerlei Alternativen, weil es hier wenige Gruppenmöglichkeiten gibt. Für ein Gruppenleben sind zehn bis 15 Schülerinnen und Schüler ideal. Hier lässt sich natürlich auch leichter Anschluss finden", weiß Fartacek.

Lehrkräfte sind gefordert

Reine Jahrgangsklassen mit maximal 25 Schülerinnen und Schüler hätten ebenso einen Vorteil: "Hier kann das Material gezielt für die ganze Klasse eingesetzt werden", weiß der Experte. Die Lehrkraft kann ihren Unterricht zudem auf die komplette Schulklasse auslegen. Die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Elfriede Windischbauer, gibt im S24-Gespräch zu bedenken: "Das Angebot an größeren Schulen ist mitunter breiter gefächert." Für Lehrkräfte gebe es zudem einen größeren Austausch mit mehr Kolleginnen und Kollegen. 

Funktionieren können beide Klassenformen, ist sich indes Fartacek sicher: "Klein- und Kleinstklassen machen durchaus Sinn. Aber auch größere Schulklassen funktionieren sehr gut, weil sich die Lehrkräfte darauf eingestellt haben und mittlerweile den Unterricht individualisiert und häufig Lerngruppen geschaffen haben."

(Quelle: salzburg24)

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