Gerade den Jahresbeginn nutzen viele Menschen, um sich Gedanken über ihre Wünsche und Ziele zu machen. Was will ich erreichen? Wo sehe ich mich in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren? Und wie fühle ich mich dabei? Schenkt man den Sozialen Medien Glauben, könnte ein Weg, um seine Bestreben auch tatsächlich zu erreichen, das Manifestieren sein. Rund 20 Millionen Beiträge sind etwa allein auf Instagram unter den Hashtags „manifest“, „manifestation“, „manifesting“, „manifestyourdreams“ und „manifestyourlife“ zu finden. Aber was bedeutet manifestieren überhaupt?
Nicht-Greifbares soll real werden
Der Begriff manifestieren leitet sich von Manifestation ab, welches vom lateinischen manifestare, also „hangreiflich machen“, stammt. Darunter versteht man das Sichtbarwerden von Dingen, die vorher unsichtbar, gestaltlos oder gar nicht existent waren. Etwas vorher Nicht-greifbares wird also plötzlich real.
"Aussenden und Ernten von Gedanken"
Mathilde Wieland aus Köstendorf (Flachgau) beschäftigt sich als spiritueller Coach mit dem Thema. Essenziell sei, sich zuerst bewusst zu machen, was man möchte und was nicht. „Das, was man aussendet, kommt zurück. Wenn ich mir jetzt zum Beispiel immer einrede, dass es mir schlecht geht, sende ich das ans Universum. Manifestieren ist also das Aussenden und Ernten von Gedanken. Das, was ich glaube und denke, kommt zurück“, erklärt sie im SALZBURG24-Gespräch.
Das gelte aber nicht nur für das Manifestieren, sondern für das Leben generell. „Man muss nur schauen, was passiert, wenn man freundlich ist oder Menschen gezielt anlächelt. Es wird auch ein Lächeln zurückkommen. So geht das auch mit den Gedanken.“ Manifestieren könne man ganz verschiedene Dinge, wie zum Beispiel Erfolg, Geld oder Gewinne, Kundschaft oder eine glückliche Beziehung.
Wie manifestiert man?
Es gelte auf jeden Fall das Motto: „Übung macht den Meister.“ Starten sollte man laut Wieland am besten mit kleineren Wünschen. Denn am Anfang glaube man oft (noch) nicht, dass es wirklich funktioniere. „Ich kann zum Beispiel mit einem Parkplatz beginnen und mir vorstellen, dass ich ihn genau dort vor der Tür finde, wo ich hin muss und nicht weit gehen muss. Dem Ganzen muss ich vertrauen.“ Sobald man sich denke, dass etwas sowieso nicht funktioniert, würde man den Wunsch wieder „abbestellen.“ Je mehr Wünsche in Erfüllung gehen, umso mutiger werde man und könne dann auch größere Ziele manifestieren, ist Wieland überzeugt.
"Gelegenheiten erkennen und ergreifen"
„Die Macht unserer Gedanken ist enorm“, meint auch Psychologin Barbara Engländer, die ihre Praxis in der Stadt Salzburg hat. „Ich denke, es macht einen großen Unterschied, ob man verzweifelt ist und denkt, dass nichts im Leben mehr geht, oder ob man sich sein Leben in eine bestimmte Richtung vorstellen kann und dann automatisch auch alle Schritte dafür tut.“ Besonders wichtig sei, Gelegenheiten zu ergreifen, die man womöglich gar nicht mehr erkenne oder annehme, wenn man „den Kopf einzieht“.
Unsere Gedanken würden laut Engländer auch unseren Körper beeinflussen: „Natürlich reagiert der Körper ganz anders, wenn ich an etwas Schönes denke. Wer an eine schöne Erinnerung denkt, atmet durch, der Raum fühlt sich im Körper weit an, alle Stoffwechselfunktionen funktionieren bestens. Wenn man an etwas Trauriges oder Belastendes denkt, fällt der Körper zusammen und vor allem Stresshormone werden sofort ausgeschüttet.“
Psychologin warnt vor Zwanghaftigkeit
Das zeige sich sogar beim Filmschauen (Komödie vs Action), weil der Körper nicht zwischen Realität und Gedanken unterscheiden könne. Dennoch warnt die Psychologin: „Grenzen sind dort, wo es zwanghaft wird. Wenn ein Ziel so mit Nachdruck verfolgt wird, tut es nicht gut. Es braucht auch diese Leichtigkeit, dass es immer Gelegenheiten gibt und ich sie auch erreichen kann.“ Abgesehen davon gebe es nun mal auch herausfordernde Zeiten im Leben. „Es gibt natürlich auch immer Krankheiten und Beschwerden, wo man erst sehen muss, wie weit man damit kommt. Allmächtig ist niemand.“
Gedanken allein reichen nicht
Der Gedanke allein reiche zum Manifestieren allerdings nicht aus, sagt Coach Wieland. „Tun muss man auf jeden Fall etwas. Dass die Dinge dir einfach zufliegen, das geht nicht. Das bedeutet aber nicht immer dieses harte Arbeiten.“ Das Wichtigste sei allerdings das Fühlen. „Es hilft nichts, wenn ich das Richtige denke, mein Gefühl damit aber nicht übereinstimmt.“ Man sollte sich zu Beginn also überlegen, wohin man will und was man bereit sei, dafür zu tun. „Dann sollte man sich auch dort schon sehen, wo man hin will und das fühlen.“ Eine Möglichkeit sei zum Beispiel, sich den perfekten Tag vorzustellen. „Wie will ich wachwerden? Wie will ich aufstehen? Wie will ich sein?“ Wer am Abend den Tag reflektiert und ein gutes Gefühl im Herzen habe und am nächsten Tag schon gut gelaunt aufstehe, fühle sich ganz anders als jemand, der über den Tag meckert und schimpft.
Wieland und Engländer hätten bereits vor einigen Jahren bemerkt, dass sich immer mehr Menschen mit ihren Wünschen und Zielen beschäftigen. Laut Engländer hätten Krisen für Verunsicherung und andere Lebensumstände gesorgt. Das Bedürfnis, sich "neu aufzustellen", könne sie gut nachvollziehen. Inwieweit man nun daran glaubt, dass die Gedanken oder Methoden wie das Manifestieren Wünsche und Ziele Wirklichkeit werden lassen, bleibt jedem selbst überlassen. Aber schon Pablo Picasso sagte: "Alles, was du dir vorstellen kannst, ist real.“
(Quelle: salzburg24)