Die Zahlen sind durchaus alarmierend, weil sie laufend steigen: In Österreich ist ein Drittel der Bevölkerung in der eigenen Wohnung durch Lärm belastet, verweist der VCÖ am heutigen "Internationalen Tag gegen Lärm" auf Daten der Statistik Austria. Für rund 94.000 lärmgeplagte Salzburger:innen ab 16 Jahren ist Verkehrslärm eine Belastung. Davon geben 79.000 Menschen den Kfz-Verkehr als größte Lärmquelle an, rund 11.000 den Fluglärm und für rund 4.000 ist der Schienenverkehr zu laut, informiert der VCÖ. Auch Baustellen werden oft genannt.
In Europa leidet jeder Fünfte laut Europäischer Umweltagentur unter gesundheitsgefährdender Lärmbelastung. Im Jahr 2050 könnte laut Weltgesundheitsorganisation WHO jeder vierte Mensch ein Hörproblem haben.
Was ist eigentlich Lärm?
Lärm ist ungewollter und unangenehmer Schall. Ist der Schalldruckpegel zu hoch, kann das nachweislich gesundheitsschädigend sein. Folgen können etwa Hörverlust oder Tinnitus bis zum Trommelfellriss bzw. Knalltrauma sein. Das hat wiederum Auswirkungen auf die eigene Psyche und vermindert die Leistungsfähigkeit sowie Sprachverständigung. Hierzulande ist Lärm übrigens die häufigste anerkannte Berufskrankheit.
Die Wahrnehmung der Lautstärke ist zwar immer subjektiv und hängt auch vom eigenen Hörvermögen ab. Eine Zunahme um zehn Dezibel entspricht in der subjektiven Wahrnehmung einer Verdoppelung der Lautstärke. Dementsprechend wären 60 Dezibel gefühlt doppelt so laut wie 50 Dezibel. 85 Dezibel gelten als Grenze, ab der Lärm für die Ohren ab einer gewissen Dauer gefährlich werden kann. Bei 120 Dezibel liegt die durchschnittliche Schmerzgrenze des menschlichen Ohrs.
Mögliche Folgen von zu viel Lärm auf Menschen
- Erhöhung der Herzfrequenz und Verengung der Blutgefäße
- Verspannung bzw. Verkrampfung der Muskulatur
- allgemeine Nervosität
- Kopfschmerzen
- Schlaf- und Kreislaufstörungen
- Hemmungen im Verdauungsapparat (Magen- und Darmkrankheiten)
- allgemeiner Leistungsabfall
Wie uns Lautstärke beeinflusst
Durch permanente Lärmbelastung kann sich eine dauerhafte Stresssituation einstellen, die zu bleibenden Gesundheitsschäden führen. Untersuchungen haben ergeben, dass ein Schallpegel ab etwa 65 Dezibel zu einer deutlichen Minderung der Konzentrationsfähigkeit und damit zum Leistungsabfall führt. Mit weiter steigendem Pegel wächst dann die Fehlerhäufigkeit. Und Studien zufolge wird dadurch auch die Unfallgefahr erhöht.
Wenn aus Geräuschen Lärm wird
- Atmen, raschelndes Blatt, Schneefall: 10 Dezibel
- Sehr ruhiges Zimmer, Ticken einer Armbanduhr, leichter Wind: 30 Dezibel
- Flüstern, leise Musik, Kühlschrank: 40 Dezibel
- Regen, leises Gespräch, Geräusche in der Wohnung: 55 Dezibel
- Normales Gespräch, Nähmaschine, Fernseher in Zimmerlautstärke: 65 Dezibel
- Staubsauger, Wasserkocher, fahrendes Auto: 70 Dezibel
- Kantinenlärm, Waschmaschine beim Schleudern, Großraumbüro: 75 Dezibel
- Lautes Sprechen, Streitgespräch, Klavierspiel: 80 Dezibel
- Laute Disco: 110 Dezibel
- Startendes Flugzeug: 110 - 140 Dezibel
- Gewehrschuss in Mündungsnähe: 160 Dezibel
Autos, Lkw und Motorräder auf Straßen
"Dauerhafter Verkehrslärm macht krank. Zu viel Verkehr und zu hohes Tempo erhöhen für Anrainer:innen die Belastung", warnte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Eine wirksame Maßnahme, um den Straßenverkehr leiser zu machen, sei Tempo 30 im Ortsgebiet sowie Verkehrsberuhigung in Wohngebieten.
Übrigens: Der erste Corona-Lockdown in Österreich hat zu einer starken Reduktion des Verkehrsaufkommen geführt und in Folge die gemessenen Lärmpegel um drei bis vier Dezibel reduziert. Das entspricht in etwa einem kurzzeitigen Zurückfahren unserer immer lauter werdenden Umwelt auf das Niveau der 1980er- und 1990er-Jahre.
Laute Straßen in Salzburg markieren
Im Zuge dessen rief der VCÖ die Menschen in Österreich dazu auf, bis zum 15. Mai zu laute Straßen auf einer Online-Karte zu markieren – im Land Salzburg wurden bislang mehr als 70 Stellen angegeben. Der VCÖ sammelt die Einträge und leitet sie an die zuständigen Behörden weiter, hieß es.
Wenn Lärm zur Belastung wird
Durchaus laut werden kann es auch am Arbeitsplatz. Arbeitnehmer:innen sollten daher nicht länger als acht Stunden am Tag einer Lautstärke von mehr als 80 Dezibel ausgesetzt werden bzw. den Spitzenwert von 135 Dezibel nicht überschreiten – andernfalls droht eine Schädigung des Gehörs, falls auf Schutzausrüstung verzichtet werden sollte.
Lautstarke Belastungen am Arbeitsplatz
- Stanze: 85 - 100 Dezibel
- Drehmaschine 75 - 85 Dezibel
- Schweißen: 75 - 90 Dezibel
- Handschleifmaschine: 90 Dezibel
- Tischkreissäge: 85 - 100 Dezibel
- Winkelschleifer: 95 - 105 Dezibel
- Hobelmaschine: 90 - 100 Dezibel
- Richtarbeiten: 100 - 120 Dezibel
In Österreich ist und bleibt Lärm übrigens die häufigste anerkannte Berufskrankheit. Und Lärmschwerhörigkeit ist weder therapierbar noch heilbar. Und das ist schließlich die zweithäufigste Art einer Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit.
Rückzug aus dem Sozialleben
Hörprobleme sollten jedoch keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Denn abseits der gesundheitlichen Folgen gibt es auch Auswirkungen im Privatleben: Wegen der schwierigen Verständigung ziehen sich Betroffene oft aus ihrem Sozialleben zurück. Isolation ist die Folge, was die persönliche Situation dann noch weiter verschlechtert.
Neben der Stigmatisierung aufgrund der akustischen Einschränkung neigen Menschen mit Hörproblemen dazu, schwierige oder unbekannte Hörsituationen zu vermeiden, wie etwa Telefonate oder Familienfeste. Und dieses Vermeiden solcher sozialer Situationen kann Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. Vielen Betroffenen könnte auch ein Hörgerät peinlich sein.
Forschende untersuchen eure Ohren
An der Uni Salzburg untersucht ein junges Forscher-Team derzeit die Hörfähigkeit der Bevölkerung im Land. Dazu wurde eigens ein Online-Hörtest entwickelt, bei dem jede:r kostenlos mitmachen kann. Die Forschenden betonen, dass es heutzutage wirksame Mittel gibt, um Hörprobleme zu behandeln bzw. zu lindern. Deshalb sollte nicht gezögert werden, bei Beschwerden zum Arzt zu gehen.
(Quelle: salzburg24)