Wir haben uns umgehört

Wer schaut beim Europark-Ausbau durch die Finger?

Veröffentlicht: 18. Juli 2023 12:19 Uhr
Der umstrittene Ausbau des Salzburger Europarks ist politisch besiegelt. Und auch wenn die Mehrheit im Land die Erweiterung begrüßt, gibt es Bedenken. Die Befürchtung: Nicht etwa die Salzburger Altstadt, sondern die Gemeinden im Zentralraum könnten an Bedeutung verlieren.

Die Erweiterung des Einkaufszentrums Europark in der Stadt Salzburg hat mit der Standortverordnung eine zentrale Hürde genommen. Der seit einem Jahrzehnt geplante Ausbau des zum Spar-Konzern gehörenden Konsumtempels scheiterte bis dato am Veto des früheren grünen Regierungspartners. Der jetzige Schritt kommt nicht unerwartet, weil es vor der Landtagswahl Koalitionsbedingung der ÖVP war. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hatte bereits in der Vergangenheit angekündigt, dass die Stadt Salzburg politisch dem Land folgen werde. Der geplante Ausbau ist am Mittwoch Thema im Salzburger Gestaltungsbeirat.

Erste Details zu Ausbauplänen

Die Europark-Erweiterung ist einerseits auf der bereits bestehenden Parkfläche vor dem Media Markt geplant, andererseits werden bestehende Lagerflächen in Verkaufsflächen umgewandelt. Was genau im neuen Teil passieren wird, steht noch nicht fest, heißt es auf S24-Anfrage beim Spar-Konzern. Dadurch sollen "nur eine Handvoll Parkplätze verschwinden. Es stehen am Gelände genügend Parkplätze zur Verfügung", erklärt Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Das Verkehrskonzept rund um den Europark sei demnach "sehr umfassend geplant, ausgeklügelt und belastbar."

Auswirkungen auf Salzburger Einzelhandel?

Die Wirtschaftskammer sieht das Vorhaben skeptisch, weil die Erweiterung durchaus Auswirkungen auf den restlichen Einzelhandel haben könnte, sagt Johann Höflmaier, Spartengeschäftsführer für den Handel bei der Salzburger Wirtschaftskammer (WKS), am Dienstag zu S24 und weiter: „Die politische Entscheidung ist zu respektieren und es hat ja auch etwas Gutes, dass es nach zehn Jahren einen Schlussstrich gibt.“ In der Vergangenheit äußerte die WKS "gewisse Bedenken zum Europark-Ausbau, die nun offenbar ausgeräumt sind." Die konkreten Inhalte der Verordnung seien ja noch unbekannt, räumt Höflmaier ein. Es bleibe also abzuwarten, wie und wen die Auswirkungen konkret treffen werden.

Eine solche Verkaufsflächenkonzentration habe immer Folgen für den restlichen Handel, gibt der WKS-Vertreter jedoch zu bedenken. „Fläche braucht Personal und niemand weiß heute, wie sich der Fachkräftemangel bis zur Fertigstellung der Europark-Erweiterung entwickelt.“ Zudem sei offen, wie sich die aktuell anhaltende Teuerung mitsamt der sinkenden Kaufkraft bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2025 bei den Konsumentinnen und Konsumenten niederschlägt.

Nachteile für Salzburger Ortszentren möglich

Die Auswirkungen für den Handel in der Altstadt ordnet er ohnehin zweitrangig ein. "Die Ortszentren im Salzburger Zentralraum bis zu den Gebirgsgauen sowie in den benachbarten oberösterreichischen und bayerischen Raum werden die Auswirkungen deutlicher spüren", ist er überzeugt. Höflmaier ortet ohnehin "großen Zuspruch für den Ausbau, weswegen auch keine Proteste zu erwarten sind." In einer nicht repräsentativen S24-Umfrage vom Dienstag ist die Mehrheit der S24-Leserinnen und -Leser für die Erweiterung des Europarks. Bis 15.30 Uhr haben mehr als 3.500 Personen abgestimmt.

 

Folgen durch den Europark-Ausbau erwartet sich auch der Salzburger Altstadtverband, der auf S24-Anfrage aber recht gelassen auf die Pläne reagiert. "Der Ausbau sorgt für Wettbewerbsnachteil der Ortskerne durch Abfluss von Kunden", heißt es gegenüber S24. Fakt sei, dass Einkaufszentren den Ortskernen ihre Bedeutung entziehen, indem Kaufkraft abgezogen würde. "Die Gemeinden im Land Salzburg, wie Seekirchen, Neumarkt, Bischofshofen und St. Johann wird der Ausbau des Europarks womöglich stärker betreffen als die Salzburger Altstadt", zeigt Altstadtverband-Pressesprecherin Ursula Maier auf.

Mit Kunst und Kultur, Handel, Gastronomie sowie "einer vielfältigen Lebenskultur und gelebter Tradition" könne sich die Salzburger Altstadt vom Europark abheben "und mit ihren vielen Vorteilen bei Einheimischen und Stadtbesucher:innen punkten." Der Altstadtverband "setzt alles daran, zahlreiche positive Impulse zu schaffen, um das 'Erlebnis Salzburger Altstadt' ganzjährig für junge wie alte Einheimische und Stadtbesucher:innen zu attraktiveren", heißt es weiter.

SPÖ sieht Gefahr im Online-Handel

Die SPÖ ist bekanntlich für die Erweiterung. Salzburgs Vize-Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) zeigt sich deshalb "froh, dass die Landesregierung bei der Europark-Erweiterung die Ampel nun endlich auf Grün stellt. Was lange währt, wird nun endlich gut." 300 neue Arbeitsplätze seien "ein wichtiges Signal im Kampf gegen internationale Online-Riesen", so Auinger. Für den Sozialdemokraten ist der 1997 eröffnete Europark mit Nahversorger, Post und Polizei das Taxhamer Stadtteilzentrum. Auch die Arbeiterkammer ist für den Ausbau.

Der Vize-Stadtchef hofft darauf, "dass sich auch der Altstadtverband einmal durchringen kann, den Europark nicht als Feind zu sehen", wie es in einer Aussendung heißt. "Das Ziel muss sein, den Salzburger Einzelhandel und damit die Salzburger Wirtschaft zu stärken, denn deren größte Gefahr ist der stark zunehmende Online-Handel. Es braucht definitiv gemeinsame Anstrengungen von Altstadt und Europark, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern."

Grüne orten "Brandbeschleuniger für Ortskernsterben"

Wie zu erwarten kritisieren die Grünen die Europark-Ausbaupläne massiv. "Schwarz-Blau geht vor den Handelskonzernen in die Knie. Dieser massive Ausbau von Einkaufszentren ist ein Brandbeschleuniger für das Ortskernsterben", sagt Landtagsabgeordneter Simon Heilig-Hofbauer in einem Statement und weiter: "Den kleinen Händlern, die sich nicht wehren können, wird die Butter vom Brot genommen und bei den Milliarden-Konzernen klingeln die Kassen noch lauter. 'Wer hat, dem wird gegeben' lautet offenbar das wirtschaftspolitische Credo der ÖVP", meint Raumordnungssprecher Heilig-Hofbauer, der durch den Ausbau Ausbau "massive Kaufkraftverschiebungen" befürchtet.

FPÖ-Landesrat: "Neue Anreize schaffen"

Als Konkurrenz zur Salzburger Altstadt, ihren Geschäften und der Wirtschaft sieht FPÖ-Landesrat Martin Zauner den Europark-Ausbau indes nicht. "Ganz im Gegenteil, die Erweiterung des Europarks soll neue Anreize schaffen, die gesamtheitliche Wirtschaftskraft Salzburgs zu stärken und den Standort attraktiver zu machen."

Der Spar-Konzern investiert in den Europark-Ausbau insgesamt 40 Millionen Euro. Die Erweiterung des Salzburger Einkaufszentrums soll 2025 abgeschlossen sein.

(Quelle: salzburg24)

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