Nicht zu heilende Erkrankung

Wie man mit Alzheimer umgeht

Christine Appesbacher will auf Alzheimer aufmerksam machen, um der Stigmatisierung von Erkrankten entgegenzuwirken.
Veröffentlicht: 21. September 2021 14:15 Uhr
120.000 Menschen in Österreich sind von einer schweren Form der Demenz betroffen – in zwei Dritteln dieser Fälle gilt Alzheimer als Auslöser. Doch wie erkennt man die Erkrankung, wie geht man mit der Diagnose um und welche Unterstützung gibt es im Bundesland? Zum heutigen Welt-Alzheimertag haben wir darüber mit einer Salzburger Expertin gesprochen.

Von Felix Hallinger

Im Jahr 1994 wurde der Welt-Alzheimertag vom internationalen Dachverband "Alzheimer’s Disease International" in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Durch vielfältige Aktionen rund um den Globus soll Aufmerksamkeit für die Krankheit erzeugt und die Stigmatisierung von Erkrankten bekämpft werden.

 

Diese Ziele will Christine Appesbacher mit ihrem Team vom Gesundheits-Informations-Zentrum der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) auch in Salzburg erreichen.

SALZBURG24: Was ist Alzheimer?

CHRISTINE APPESBACHER: Die Demenz ist eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gehirns. Sie ist der Überbegriff für eine Reihe von Demenzformen. Alzheimer ist eine davon und zählt zu den häufigsten Formen. Durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn werden Menschen mit Alzheimer zunehmend vergesslich, verwirrt und orientierungslos. Auch ändert sich im Verlauf der Erkrankung die Persönlichkeit und das Verhalten der Erkrankten.

Wie lässt sich eine mögliche Erkrankung erkennen?

Wichtig dafür ist vor allem die ärztliche Diagnose. Die Symptome können sehr vielfältig sein und sollen möglichst früh von anderen Erkrankungen wie einer Depression oder Stoffwechselproblemen unterschieden werden. Die erste Anlaufstelle dafür ist der Hausarzt, wenn man eine plötzliche Abnahme geistiger Fähigkeiten bemerkt.

Auf welchen Verlauf muss man sich einstellen, wenn tatsächlich Alzheimer diagnostiziert wird?

Die Demenz durchläuft immer mehrere Stadien. Es wird sukzessive schlechter, aber während dieser Entwicklung gibt es immer gute und schlechte Tage. Die Erkrankung kann nicht geheilt werden. Der Prozess kann aber möglichst erträglich gestaltet werden, wenn so früh wie möglich mit einer Behandlung begonnen wird. Diese kann medikamentös sein, muss sie aber nicht unbedingt. Ein aktiver, gesunder Lebensstil beeinflusst den Verlauf der Erkrankung ebenfalls positiv.

Wie geht man denn am besten mit Erkrankten um?

Ein geregelter Tagesablauf in einem gewohnten sozialen Umfeld erleichtert den Alltag massiv. Botschaften sollten möglichst einfach formuliert werden. Wichtig ist auch mit den Betroffenen langsam, deutlich und in kurzen Sätzen zu sprechen. Zu viel Information auf einmal wirkt überfordernd. Menschen mit Demenz sollen nicht unnötig ausgebessert werden. Sie sollen respektvoll und wertschätzend behandelt werden, um ihren Selbstwert zu fördern. Außerdem sollte man nicht ihren vorgestellten Realitäten widersprechen. Wenn jemand beispielsweise seine längst verstorbene Mutter besuchen möchte, kann man mit einer Nachfrage zu Erinnerungen an die Mutter die Situation entschärfen. Am wichtigsten ist aber, dass mit der Krankheit offen umgegangen wird. Es darf kein Tabuthema sein.

Ein Großteil der Patientinnen und Patienten wird zu Hause gepflegt. Was ist für pflegende Angehörige wichtig zu wissen?

Wichtig ist es vor allem, sich früh und ausgiebig zu informieren. Dazu gehört es auch zeitnah nach der Diagnose zur Beratung zu gehen, um auf Ausnahmesituationen gut vorbereitet zu sein. Außerdem muss man als pflegender Angehöriger auch immer das eigene Wohlbefinden beachten, um den Erkrankten möglichst gut betreuen zu können.

Wie kann verhindert werden, dass Angehörige ihre Belastungsgrenzen überschreiten?

Selbsthilfegruppen sind da eine sehr gute Möglichkeit. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft enorm. Wichtig ist es auch, so früh wie möglich Entlastungsmöglichkeiten wie Heimhilfe oder Tagesbetreuungsplätze zu suchen. Das ermöglicht den Angehörigen Ruhezeiten, um Kraft zu tanken. Auch finanzielle Unterstützung in Form von Pflegegeld sollte möglichst früh beantragt werden. Ebenso verhält es sich mit einer Patientenverfügung und einer Vorsorgevollmacht. Außerdem kann auch die leider immer noch tabuisierte Psychotherapie hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Vielen Dank fürs Gespräch.

Alzheimer: Unterstützung und Hilfe in Salzburg

Im Land Salzburg gibt es einige Organisationen und Vereine, die Betroffene und Angehörige im Kampf gegen Alzheimer unterstützen: Eine Liste der Selbsthilfegruppen für Angehörige von Demenzpatienten findet ihr etwa HIER. Darüber hinaus gibt es den seit Jahren aktiven Verein "Konfetti im Kopf" sowie ebenfalls Angebote der Diakonie, der Salzburger Landeskliniken und der Seniorenberatung. Die ÖGK bieten kostenlose Beratungen in der Stadt Salzburg und in Bischofshofen (Pongau) an.

PDF: Vorträge und Kurse zum Thema Alzheimer

(Quelle: salzburg24)

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