Unterkünfte und Beratung

Wo finden Frauen in Salzburg Schutz vor Gewalt?

Veröffentlicht: 04. März 2024 11:11 Uhr
Die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote steigt in ganz Österreich seit 2020 stetig. Aber wo finden Frauen und Kinder in Salzburg Schutz vor gewalttätigen Personen oder potenziellen Gefährder:innen? Einen Überblick findet ihr hier.

Gewalt gegen Frauen ist auch im Jahr 2024 noch allgegenwärtig. In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt ab einem Alter von 15 Jahren betroffen. Dies kann innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen passieren. Das geht aus einem Überblick auf der Homepage der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser auf Basis von Daten der Statistik Austria hervor. Mehr als jede vierte Frau musste demnach außerdem eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren (26,59 Prozent). Mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen (21,88 Prozent).

850 Betretungsverbote in Salzburg

Besteht die Annahme, dass ein gefährlicher Angriff auf Leben, Gesundheit oder Freiheit bevorsteht, kann die Polizei ein Betretungs- und Annäherungsverbot aussprechen. In Salzburg war das im Vorjahr 850 Mal der Fall, wie das Bundeskriminalamt in der Vorwoche mitteilte. Und die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote steigt, und zwar stetig seit dem Jahr 2020.

Schutzeinrichtungen und Frauenhäuser 

Aber wo können Betroffene in Salzburg Hilfe und Schutz suchen? Zunächst gibt es diverse Schutzunterkünfte im Bundesland, ein Frauenhaus in der Landeshauptstadt sowie das Pinzgauer Frauenhaus. Zuständig für die Schutzunterkünfte und das Frauenhaus in der Stadt ist die VIELE GmbH gemeinsam mit Jugend am Werk Salzburg. Seit 1. Juli 2021 können 32 Frauen und ihre Kinder an acht Standorten Schutz und Sicherheit in den Einrichtungen – das Pinzgauer Frauenhaus ausgenommen – finden. 19 Plätze befinden sich in der Landeshauptstadt, hinzu kommen 13 Plätze im Flachgau, Tennengau, Pongau und Lungau.

Ins Frauenhaus bzw. Schutzeinrichtungen kommen würden Betroffene meist nach langen Perioden von psychischer oder körperlicher Gewalt, erklärt Gabriele Rechberger, Geschäftsführerin von VIELE und der ARGE Schutzunterkünfte im Bundesland Salzburg, im SALZBURG24-Interview. Manche von ihnen würden aber auch eher kurzfristig in kritischen Situationen eine Unterkunft suchen, etwa vor einer Scheidung oder der Auflösung einer gemeinsamen Wohnung. Eine Mindestdauer für einen Aufenthalt gebe es nicht. Maximal seien meist sechs Monate möglich, in Ausnahmefällen bis zu ein Jahr, sagt die Expertin.

75 Frauen im Vorjahr betreut

„Manchmal sind wir mit den Betroffenen schon vorher in Kontakt, manche planen ihr Vorhaben, in anderen Fällen bringt die Polizei die Frauen. Es gibt aber nicht den richtigen oder falschen Weg. Wenn jemand ohne Ankündigung kommt, ist das auch in Ordnung“, betont Rechberger. Für Notfälle sei auch für mehr als 32 Frauen Platz. „Wir mussten wegen Platzmangels noch nie jemanden abweisen.“ Im Vorjahr wurden insgesamt 75 Frauen und 85 Kinder in einer der Gewaltschutzeinrichtungen betreut, wie aus der Jahresstatistik hervorgeht.

Diese Angebote können Betroffene vor Ort in Anspruch nehmen:

  • Krisenintervention
  • Sicherheitsplanung
  • Rechtsberatung
  • Begleitung zu Behörden, Polizei und anderen Einrichtungen
  • Psychosoziale Beratung
  • Traumabewältigung
  • Unterstützung bei Erziehungs- und Familienfragen

Ziel sei es, dass die Expert:innen wie Psychologinnen und Psychologen, Juristinnen und Juristen oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter die Frauen und ihre Kinder auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben unterstützen, heißt es auf der Homepage von VIELE. Besteht ein hohes Gefährdungspotenzial oder sind die Gewaltopfer traumatisiert, sei eine stationäre Betreuung allerdings unumgänglich, informiert Jugend am Werk online. Ebenfalls angeboten werden ambulante und mobile Betreuung.

Werden Frauen in Schutz- oder Übergangswohnungen untergebracht, braucht es ein umfassendes Sicherheitskonzept. Zusätzlich zu Einbruchsschutz und Co spielen auch Maßnahmen für die digitale Sicherheit eine Rolle. Hinzu kommt ein Trainingskonzept für die Bewohnerinnen, bei dem etwa der Umgang mit Gefahrensituationen geübt wird. Auch die Polizei werde einbezogen, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, berichtet Jugend am Werk.

"Beweise helfen bei Verurteilung"

Angesichts der hohen Zahl der Femizide in Österreich merkt Rechberger an, dass laut mehreren Statistiken nur in einem oder zwei Fällen die getöteten Frauen vorher Kontakt zu Beratungsstellen gehabt hätten. Umso wichtiger sei es, Frauen zu erreichen und ihnen klarzumachen, dass Gewalt etwa in einer Beziehung nicht normal oder in Ordnung sei. „Es hilft, sich zu erkundigen und Beweise zu sammeln. Denn Beweise helfen bei einer Verurteilung. Und je mehr Männer für Gewalt in der Privatsphäre verurteilt werden, umso abschreckender ist das für andere.“

Als wirksam empfindet die VIELE-Geschäftsführerin die Möglichkeit von Wegweisungen in Kombination mit verpflichtender Gewaltpräventionsberatung. „Männer merken, es ist etwas nicht ok. Manche von ihnen nutzen die Beratungen und zeigen Einsicht. Andere Täter oder Täterinnen zeigen keine Einsicht. Aber es gibt die Möglichkeit bei Gericht einen Antrag auf weitere Maßnahmen wie Anti-Aggressionstraining zu bewirken, damit es zu einer Verhaltensänderung kommt“, berichtet Rechberger.

Thema Gewalt laut Expertin präsenter

Als positiv sieht sie ebenfalls, dass das Thema Gewalt deutlich mehr wahrgenommen werde. „Bei den Anrufen, dass jemand etwas beobachtet hat, gab es eine dramatische Zunahme. Und das ist auch gut, weil Gewalt aus der schummrigen Ecke geholt wird.“ Ein Streit sei nicht gleich Gewalt. Aber alles, was mit Erniedrigung oder Demütigung einer anderen Person zu tun habe, sei absolut unerwünscht. Dass Männer zugeben, sich in manchen Situationen überfordert zu fühlen, sei nicht unmännlich. „Es ist nicht peinlich und kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen“, betont die Expertin abschließend. Das gelte sowohl für Männer, als auch für Frauen.

Hilfe in Salzburg in Gewaltsituationen

Zusätzlich zum Pinzgauer Frauenhaus und den Schutzeinrichtungen gibt es im Bundesland andere Beratungs- und Anlaufstellen für Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind. Einige davon findet ihr hier:

  • Frauennotruf: 0662/881100 oder beratungsstelle@frauennotruf-salzburg.at
  • Weißer Ring Verbrechensopferhilfe: 0699/13434005 oder sbg@weisser-ring.at
  • Weißer Ring Opfernotruf: 0800/112112 oder opfernotruf@weisser-ring.at
  • Frauen-Helpline gegen Gewalt: 0800/222555
  • Helpline Sexuelle Belästigung: 0664/88386932
  • Beratungsstelle Männerwelten: 0662/883464 oder 0664/800068000; Zell am See und Mittersill 0664/800068039 oder office@maennerwelten.at
  • Männerbüro Salzburg: 0662/80477552, 0676/87467552 oder post@maennerbuero-salzburg.at
  • Polizei-Notruf: 133

(Quelle: salzburg24)

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