Als Warnung an den Westen versetzte Russland - wie angekündigt - seine Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft. Politiker werteten das als unverhohlene Drohung mit Atomwaffen. "Die Spitzenpersönlichkeiten der führenden NATO-Staaten lassen aggressive Äußerungen gegen unser Land zu, deshalb befehle ich dem Verteidigungsminister und dem Chef des Generalstabs die Streitkräfte der Abschreckung der russischen Armee in ein besonderes Regime der Alarmbereitschaft zu versetzen", begründete der Kremlchef seine Entscheidung. Für 36 Staaten, darunter auch Österreich, wurde der russische Luftraum gesperrt.
Schweiz schließt sich Sanktionen an
Nach der EU verhängten die USA weitere scharfe Sanktionen. Nach Angaben der Europäischen Union besteht nun ein Verbot, mit der Zentralbank Geschäfte zu machen. Alle ihre Vermögenswerte in der EU sind eingefroren. Die Schweiz schloss sich den Sanktionen an. Die russische Landeswährung, der Rubel, fiel angesichts dessen stark. Die russische Zentralbank sah sich gezwungen, ihren Leitzins drastisch um 10,5 Punkte auf 20 Prozent zu erhöhen.
Sportverbände schließen Russland aus
Die Fußball-Verbände UEFA und FIFA verkündeten, dass Russland von sämtlichen Bewerben vorerst ausgeschlossen werde. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) empfahl den Weltverbänden und Ausrichtern von Sportveranstaltungen, keine Sportlerinnen und Sportler sowie Funktionäre aus Russland und Belarus mehr bei internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen.
Verhandlungen starten
Zwei Delegationen aus Russland und der Ukraine haben an der ukrainisch-belarussischen Grenze Friedensverhandlungen aufgenommen. Ergebnisse wurden nach Ende am Montagabend zunächst nicht bekannt.
Putin verlangt Entmilitarisierung der Ukraine
Putin hat als Bedingungen für ein Ende der russischen Invasion in der Ukraine deren Entmilitarisierung sowie eine Anerkennung der von Russland annektierten Krim als russisches Territorium verlangt. Er forderte zudem erneut eine "Entnazifizierung" der ukrainischen Regierung und die "Neutralität" der Ukraine, teilte der Kreml am Montag nach einem Telefonat Putins mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit. Macron und Putin haben sich nach französischen Angaben darauf geeinigt, in den kommenden Tagen in Kontakt zu bleiben.
Friedensverhandlungen: Einigung möglich?
Die russische Delegation sei bereit, mit der ukrainischen Seite so lange zu verhandeln, bis eine Einigung erzielt werde, sagte der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski am Montag der Staatsagentur Tass. Russland ist Medinski zufolge daran interessiert, dass es bei den Gesprächen mit der Ukraine zu einer Vereinbarung im beiderseitigen Interesse kommt. Jede Vereinbarung sollte im Interesse beider Seiten sein, sagt der russische Unterhändler. Russland sei daran interessiert so bald wie möglich zu einer Vereinbarung zu kommen, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax den Unterhändler aus der Delegation für die Gespräche mit der Ukraine.
Ukraine fordert Abzug der Truppen
Die ukrainische Delegation wird angeführt vom Fraktionsvorsitzenden der Präsidentenpartei Sluha Narodu (Diener des Volkes), David Arachamija, teilte das Präsidialamt in Kiew am Montag mit. Zur Delegation gehören zudem unter anderen Verteidigungsminister Olexij Resnikow, Präsidentenberater Mychajlo Podoljak und der stellvertretende Außenminister Mykola Totschyzkyj. Mitgeteilt wurde zudem: "Die Schlüsselfrage der Verhandlungen ist die unverzügliche Feuereinstellung und der Abzug der Truppen vom Territorium der Ukraine."
Über 350 Zivilisten offenbar getötet
Die Kämpfe gingen tagsüber trotz der Verhandlungen weiter. Im Norden Kiews versuche die Armee eine Pontonbrücke über den Fluss Irpin zu bauen, schrieb der ukrainische Generalstab. Ein Versuch zur Eroberung der gleichnamigen Stadt sei erfolglos geblieben. Die ukrainische Agentur Unian meldete, dass von der Halbinsel Krim viele Bomber und Jagdflugzeuge nach Norden gestartet seien.
Die Kiewer Stadtverwaltung rief die Menschen dazu auf, nur bei dringender Notwendigkeit ihre Häuser zu verlassen. Straßenkämpfe fänden weiterhin in praktisch allen Bezirken der Stadt statt. Insgesamt sei die Nacht auf Montag verhältnismäßig ruhig verlaufen, abgesehen von einigen Gefechten und Kämpfen mit Sabotage- und Aufklärungsgruppen, hieß es. Die Stadt sei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, sich weiter auf ihre Verteidigung vorzubereiten. Sollten die Menschen also das Haus verlassen, sähen sie neue Befestigungen, Panzerfallen und andere Verteidigungsstrukturen.
Explosionen in Kiew nach Verhandlungen
Kurz nach Ende einer ersten Runde von Friedensverhandlungen zwischen Russen und Ukrainern hat es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Medienberichten zufolge mindestens zwei große Explosionen gegeben. Aus Charkiw meldeten die Nachrichtenagentur Unian und andere Medien mindestens drei Einschläge. Auch in anderen Gebietshauptstädten wurde Luftalarm ausgelöst. Unian veröffentlichte zudem ein Video, das einen großen Feuerball am Abendhimmel von Kiew zeigt.
Raketeneinschläge auf Atomanlage
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) meldete unter Berufung auf die ukrainische Atomaufsicht SNRIU Raketeneinschläge auf dem Gelände einer Atomanlage. SNRIU habe bereits am Sonntag mitgeteilt, dass "Raketen auf dem Gelände einer Anlage zur Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Hauptstadt Kiew eingeschlagen sind", hieß es in einer Erklärung. Das Gebäude sei nicht beschädigt worden und es gebe keine Berichte über eine Freisetzung radioaktiver Stoffe. Die Ukraine habe zudem mitgeteilt, dass die Kernkraftwerke des Landes weiter sicher betrieben würden.
Rakete schlägt in Wohnhaus ein
In der Großstadt Tschernihiw unweit der belarussischen Grenze soll eine Rakete in ein Wohnhaus eingeschlagen sein. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen, wie der staatliche Informationsdienst der Ukraine am Montag in der Früh auf Telegram schrieb. Angaben zu Verletzten gab es zunächst nicht.
Der ukrainische Generalstab hatte am Sonntag eingeräumt, dass die Lage "schwierig" sei, weil der russische Beschuss "aus praktisch allen Richtungen" andauere. Konkret wurde etwa auf den Luftwaffenstützpunkt Wassylkiw südlich von Kiew verwiesen, wo weiter erbitterter Widerstand gegen russische Angreifer geleistet werde.
Belarussische Truppen im Einsatz?
Unian berichtete weiter, dass belarussische Fallschirmjäger den Befehl bekommen hätten, um 5.00 Uhr in die Ukraine zu fliegen. Sie beruft sich dabei auf Informationen von Andrej Strischak von der Nichtregierungsorganisation Bysol (Belarus Solidarity Foundation), die sich für Betroffene von politischen Repressionen in Belarus einsetzt. Der US-General und frühere NATO-Kommandant Wesley Clark sagte in CNN, dass ein Eingreifen belarussischer Soldaten das Problem der Verteidiger Kiews noch verstärken würde. Der belarussische Präsident Lukaschenko hatte nach Angaben von des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch am Sonntag versichert, nicht in den Krieg eingreifen zu wollen.
"Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand"
Das US-Verteidigungsministerium betonte indes, dass die heftige Gegenwehr der Ukrainer den Vormarsch der russischen Armee bremse. "Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Ministeriums am Sonntag (Ortszeit) in einem Briefing für Journalisten. "Das ist heldenhaft, das ist inspirierend, und das ist für die Welt sehr deutlich zu sehen." Man beobachte zudem "Treibstoff- und Logistikengpässe" der russischen Truppen.
"Nach unserer Einschätzung haben sie nicht mit dem Ausmaß des Widerstands gerechnet, auf den sie stoßen würden", sagte der Regierungsvertreter weiter. Es sei aber davon auszugehen, dass die russischen Streitkräfte sich anpassen und die Herausforderungen bewältigen würden. Nach US-Einschätzung habe der russische Präsident Wladimir Putin erst zwei Drittel seiner für die Invasion an der Grenze zusammengezogene "Kampfkraft" im Einsatz in der Ukraine.
Angaben nicht unabhängig zu prüfen
Für die Berichte von den Schauplätzen der Gefechte sowie über die Zahl der Opfer auf beiden Seiten gab es keine unabhängige Bestätigung, das ukrainische Gesundheitsministerium berichtet aber von 352 getöteten Zivilisten. Mindestens 2.040 Zivilisten seien außerdem verletzt worden. Selenskyj hatte am Freitag von 137 toten Soldaten gesprochen, sich seitdem aber nicht mehr dazu geäußert.
Heftige Gefechte rund um Charkiw
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs starben seit Beginn des Krieges 4.500 russische Soldaten. Russland räumte Verluste ein, nannte aber keine Zahlen. Hauptangriffspunkte der russischen Streitkräfte waren weiter die Gegenden um die Hauptstadt Kiew mit ihren 2,8 Millionen Einwohner und die Metropole Charkiw, die zweitgrößte Stadt des Landes.
Kreml bedauert späten Verhandlungsstart
Der Kreml bedauerte unterdessen, dass die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über ein Ende des Kriegs erst am Montag zustande kamen. "Das Einzige, was wir sehr bedauern, ist dass diese Verhandlungen nicht vor 24 Stunden begonnen haben, obwohl die Gelegenheit dazu da war", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Staatsagentur Tass zufolge in Moskau. Die russische Delegation warte im Nachbarland "schon lange".
Gesprächsstart am Montag
Die Gespräche hätten auch in der Nacht auf Montag beginnen können, sagte Peskow. "Aber die Gegenseite ist gerade erst angereist." Ukrainischen Berichten zufolge kam ein Treffen am Sonntag nicht zustande, weil sich die Anreise aus der Ukraine wegen der Gefechte als schwierig gestaltet habe.
Debatte um EU-Beitritt
Inmitten des russischen Angriffs auf die Ukraine ist auch eine Debatte über deren EU-Beitritt ausgebrochen. "Im Laufe der Zeit gehören sie tatsächlich zu uns. Sie sind einer von uns und wir wollen sie drin haben", sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in einem Interview am Sonntag. Selenskyj pochte auf eine rasche EU-Mitgliedschaft. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich zurückhaltend.
Selenskyj fordert Eilverfahren
Selenskyj forderte einen EU-Beitritt seines Landes in einem Eilverfahren. Die Ukraine müsse von der Europäischen Union im Rahmen eines Sonderverfahrens schnell aufgenommen werden, sagte er am Montag. "Unser Ziel ist es, mit allen Europäern zusammen zu sein und, was am wichtigsten ist, gleichberechtigt zu sein. Ich bin sicher, dass das fair ist. Ich bin sicher, dass wir es verdienen", sagte er in einer Videoansprache, die in den sozialen Medien verbreitet wurde. Später am Tag unterzeichnete Selenskyj ein entsprechendes Gesuch zur EU-Aufnahme und ließ Fotos davon veröffentlichen.
Hilfsgüter erreichen Ukraine
Zahlreiche Länder und Organisationen haben indes Hilfsgüter in die Ukraine geschickt. Österreich schickte bereits am Freitag fünf Lkw mit medizinischem Material in das Kriegsgebiet, nun sollen Helme und Schutzwesten folgen. Auch das Österreichische Rote Kreuz startete heute eine Hilfslieferung. Kroatien schickte ebenfalls Waffen und Kriegsausrüstung.
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(Quelle: apa)