Die westlichen Atommächte Frankreich, Großbritannien und die USA haben Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine nuklear verseuchte Bombe zünden. Die Behauptung über eine sogenannte "schmutzige Bombe" sei eindeutig falsch, hieß es in einem gemeinsamen Statement der Außenminister der Länder vom frühen Montagmorgen. "Die Welt würde jeden Versuch durchschauen, diese Behauptung als Vorwand für Eskalation zu nutzen."
Sind schmutzige Bomben Atombomben?
Bei einer "schmutzigen Bombe" handelt es sich grundsätzlich um einen Sprengsatz, der bei seiner Explosion entweder radioaktive, biologische oder chemische Kampfstoffe verbreitet. Neben der Explosion werden somit zusätzlich Stoffe freigesetzt, die weitere gesundheitsschädliche Wirkung mit sich bringen – daher der Name "schmutzige Bombe". Zumeist spricht man jedoch von einer Waffe, die radioaktives Material verbreitet und somit eine größere Fläche kontaminiert. In ihrer Größe können diese Sprengsätze stark variieren.
Da es bei der Explosion nicht zu einer Kernspaltung oder Kernfusion kommt, handelt es sich bei einer solchen Waffe nicht um Atombomben. Bei der Zündung entsteht somit keine großflächige Hitze-, Druck- oder Sogwelle sowie gefährliche Neutronenstrahlung, die der Einsatz von Kernwaffen mit sich bringt, berichtet die "Deutsche Welle".
Gefährdung für Bevölkerung eher gering
Die Gefahr einer "schmutzigen Bombe" gehe demnach kaum über die Sprengladung selbst hinaus. Das bei der Explosion freigesetzte radioaktive Material aber sei zumindest gesundheitsschädlich und könne dafür sorgen, dass größere Gebiete für einen gewissen Zeitraum unbewohnbar werden. Die Gefährdung der Bevölkerung wird als eher gering eingestuft. Eine "schmutzige Bombe" kann jedoch zu einer Massenpanik führen und damit verbunden auch einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Der psychologische Effekt wird grundsätzlicher als größer eingeschätzt als der tatsächliche Schaden.
Schmutzige Bomben als Waffen des Terrors
"Schmutzige Bomben" sind nicht neu. Ihr Einsatz wurde zuvor jedoch eher durch Terrororganisationen vermutet, nicht durch Staaten. Im Jahr 1995 wurde in Moskau eine Kiste mit radioaktivem Cäsium entdeckt. Dabei wurde über eine tschetschenische Gruppierung berichtet, die einen Fernsehsender auf die versteckte Kiste aufmerksam gemacht habe. Im Jahr 2003 nahmen Sicherheitskräfte in Bangladesch Mitglieder der militant-islamistischen Jamaat-ul-Mujahideen Bangladesh fest, da sich 225 Gramm Uranoxid in ihrem Besitz befanden, das mutmaßlich aus Kasachstan stammte.
IAEA inspiziert ukrainische Anlagen
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) bereitet sich nun darauf vor, in den kommenden Tagen Inspektoren zu zwei ukrainischen Standorten zu entsenden. "Die Internationale Atomenergie-Organisation ist sich der Erklärungen bewusst, die die Russische Föderation am Sonntag über angebliche Aktivitäten an zwei Nuklearstandorten in der Ukraine abgegeben hat". Moskau will die Vorwürfe zur "schmutzigen Bombe" vor den UNO-Sicherheitsrat bringen. Die IAEA fügte hinzu, dass beide Standorte bereits Gegenstand von Inspektionen waren und einer vor einem Monat inspiziert wurde.
(Quelle: salzburg24)