Viele Menschen sind von der Flut an Berichten bildlich erschlagen, sie haben Angst. Sämtliche Online-Foren quellen über, an den Stammtischen wird diskutiert, doch genaue Fakten hat keiner parat. Wir versuchen mit unserer Reihe „Die 7“ etwas Licht in das Dunkel der Asylthematik zu bringen.
1. „Asylwerber besitzen die neuesten Smartphones.“
Ja, nicht nur Menschen in Europa und den USA besitzen Handys, auch im Nahen Osten und in Afrika sind Mobiltelefone mittlerweile weit verbreitet. Nur in diesen Ländern werden von den Konzernen oft günstigere Modelle verkauft, als in Europa. Samsung, THC oder LG beispielsweise brachten dort modifizierte Modelle auf den Markt, Apple beispielsweise verkauft alte, reparierte Geräte.
Für Flüchtende ist das Smartphone oft die einzige Möglichkeit, um den Kontakt zur Familie aufrechtzuerhalten. Es wird aber auch als Kompass oder Landkarte auf der Flucht verwendet.
2. „Asylwerber tragen nur Markenkleidung.“
Viele Flüchtende können ihr Vermögen, wie groß oder klein es auch sein mag, aus den heimatlichen Kriegsgebieten meist nicht mitnehmen. Wenn sie in Österreich bzw. Europa angekommen, haben sie nur das bei sich, was sie am Körper tragen. Von privaten und kirchlichen Organisationen erhalten die Menschen dringend benötigte Sachspenden, wie Kleidung, Toilettartikel und dergleichen. Spenden wir Markenkleidung, dann tragen sie diese auch, etwas anderes haben sie ja nicht.
3. „Asylwerber bekommen mehr finanzielle Zuschüsse als Österreicher.“
Eine fünfköpfige Asylwerberfamilie bekommt in der Grundversorgung maximal ca. 910 Euro monatlich (240 Euro Mietzuschuss, 200 Euro pro Erwachsenem und 90 Euro pro Kind). Sie hat aber keinen Anspruch auf Mindestsicherung, Familienbeihilfe oder Kinderbetreuungsgeld. Eine fünfköpfige österreichische Familie, die Leistungen aus der Mindestsicherung (plus Familienbeihilfe) bezieht, hat zumindest 2.000 Euro zur Verfügung.
Ein Asylwerber alleine hat maximal Anspruch auf 195 Euro, es hängt aber davon ab, wo er einquartiert wird. Wohnt er in einem betreuten Heim, bekommt er 40 Euro Taschengeld pro Monat. 19 Euro täglich gehen außerdem an denjenigen, der das Quartier betreibt. Handelt es sich um ein Selbstversorgungsquartier, bekommt ein Asylwerber von diesen 19 Euro zwischen 3,50 und 6,50 Euro ausbezahlt, weil er sich selbst ums Essen kümmern muss. Anders sieht es bei Asylsuchenden aus, die selbstständig wohnen. Sie bekommen höchstens 320 Euro pro Monat, müssen davon für alles aufkommen und nachweisen, dass sie Miete zahlen.
4. „Alles nur Wirtschaftsflüchtlinge“
Die Mehrzahl der Asylwerber kämpft ums Überleben, nicht um sozialen Aufstieg. Sie kommen aus Ländern, in denen Krieg und Verfolgung herrschen – vorwiegend Syrien und Afghanistan, gefolgt vom Irak, Pakistan und Somalia.
Besonders aus Ländern wie Syrien, dem Iran und dem Irak kommen oft Menschen mit guter Bildung zu uns, sie waren vor Kriegsausbruch in ihrer Heimat Teil der Mittelschicht, wenn nicht sogar der Oberschicht.
5. „Es kommen nur Männer nach Österreich“
Ein beliebter Vorwurf gegenüber der größtenteils männlichen Flüchtlinge ist, sie würden Familien im Stich lassen. Mit ihrer Flucht versuchen sie aber genau dieser eine Zukunft zu bieten. Mit dem gesamten Geld der Familie wird die Person losgeschickt, der es am ehesten zugetraut wird, am Ziel anzukommen – und das sind eben am ehesten junge Männer. Die Hoffnung ist, dass diese sich eine neue Existenz aufbauen und die engste Familie nachholen können.
6. „Österreich nimmt die meisten Flüchtlinge auf.“
Laut einem Vergleich der europäischen Statistikbehörde Eurostat wurden im April die meisten Asylanträge (27.175) in Deutschland vermerkt, dahinter folgen Ungarn (6.690), Frankreich (5.650) und Italien (4.560). Österreich liegt im Vergleichsmonat April mit 4040 Asylwerbern auf Platz 5.
Bezogen auf die Größe der Länder rangiert Österreich mit 2.125 Einwohnern pro Asylwerber auf dem zweiten Platz, wie eine Recherche der Zeitung Falter ergab. Die meisten Asylwerber hatten demnach die Ungarn (ein Asylwerber auf 1.472 Ungarn). Österreich gehört also tatsächlich zu jenen EU-Ländern, in denen sich die Flüchtlingswelle in den vergangenen Monaten am stärksten ausgewirkt hat.
Die komplette Grafik findet ihr hier.
Salzburg24
7. „Flüchtlinge nehmen uns die Arbeitsplätze weg.“
Die Hauptursachen der aktuellen Arbeitslosigkeit liegen in erster Linie noch an den Folgen der Wirtschaftskrise. Asylwerber dürfen in Österreich im Übrigen erst nach drei Monaten und dann nur sehr eingeschränkt arbeiten, etwa als Erntehelfer, Saisonarbeitskraft, im Gemeindedienst und als Lehrlinge (bis 24 Jahre) in Mängelberufen. Erst nach einem positiven Asylbescheid steht ihnen der Arbeitsmarkt offen.
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- Flüchtlinge in Salzburg
(Quelle: salzburg24)