"Wir haben ein großes Terrorproblem", gestand der Minister für Bürgerschutz, Nikolaos Dendias, kürzlich ein. Der Terrorismus und seine Bekämpfung sind für Griechenland eine "große Herausforderung", erklärte Dendias gegenüber griechischen Medien. Nach einigen Erfolgen der Polizei in den vergangenen Jahre hätten sich nun terroristische Untergrundorganisationen des linken Spektrums neu formiert.
Die Verunsicherung hat mit dem brisanten Verschwinden von Christodoulos Xiros zu tun. Das eigentlich inhaftierte Mitglied der Terrororganisation 17N (Dekati Evdomi Noemvri/17. November) war Anfang Jänner während eines Hafturlaubs untergetaucht. Experten vermuten, dass sich der 55-jährige Ex-Killer bereits Verbindungen zur neuen griechischen Terrorszene aufgenommen hat. Die linke Untergrundorganisation hatte zwischen 1975 und 2000 insgesamt 23 Menschen in Griechenland ermordet, 2001 konnte sie zerschlagen werden. Nach seinem Verschwinden kündigte Christodoulos Xiros im Internet weitere Anschläge und einen "Partisanenkampf mit der Waffe in der Hand" an. Derzeit soll sich Xiros in einem Versteck der Organisation "Feuerkern" befinden, mit deren Mitgliedern er während seiner Haftstrafe Verbindungen hatte, zeigten sich die Ermittler überzeugt.
Gesucht werden auch die Mitglieder der Organisation "Revolutionärer Kampf", Nikos Maziotis und Panagiota Roupa, die bereits seit Längerem aus der Haft geflohen waren. Flüchtig sind zudem weiter die Mörder zweier Mitglieder der Neonazi-Partei Goldenen Morgenröte (Chrysi Avgi). Sie sollen die Tat am 1. November 2013 als Vergeltung für den Tod eines Musikers aus der linken Szene, der Mitte September von einem Anhänger der Goldenen Morgenröte in Piräus erstochen wurde, verübt haben.
Neu in Erscheinung getreten ist vor Kurzem die Terrororganisation "Gruppe der Volkskämpfer" (OLA). Sie soll für den Beschuss der Parteizentrale der regierenden, konservativen Nea Dimokratia (ND) Mitte Jänner verantwortlich sein. Vor wenigen Tagen haben sich die Terroristen außerdem zu einem gescheiterten Anschlag auf eine Filiale einer deutschen Autofirma in Athen bekannt. In einer Erklärung bezeichnete die OLA die "deutsche Politik als Drahtzieher der EU". Nachdem die Polizei vor wenigen Tagen Reste einer Panzerfaust, Kalaschnikows und andere Munition in einem Auto gefunden hatte, wurde dieses von der Antiterroreinheit der Polizei überwacht und beobachtet. Die Polizei glaubt, dass die Munition für linke Terrororganisationen bestimmt war.
Angesichts der zunehmenden Terrorgefahr kündigte Dendias eine Belohnung für Hinweise, die zur Festnahme von Terroristen führen, von bis zu vier Millionen Euro an. Bezahlen soll diese der griechische Staat. Einen ersten Erfolg konnte die griechische Polizei bereits mit der Festnahme von vier mutmaßlichen Mitgliedern der türkischen Untergrundorganisation Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) verbuchen. Präsident Karolos Papoulias zeigte sich dennoch von der Justiz enttäuscht. Die Polizei mache ihre Arbeit gut, die Justiz müsse aber auch helfen, meinte der Staatschef im griechischen staatlichen Fernsehen. Papoulias gab damit zu verstehen, dass die Justiz verhaftete Terroristen zu leicht Hafturlaub gewähre.
(Quelle: salzburg24)