Die Soldaten könnten gezwungen sein, Gewalt einzusetzen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen, erklärte General Prayut. In dem aktuellen Konflikt hielt sich die Armee, die seit dem Jahr 1932 bereits 18 Mal putschte oder dies versuchte, bisher weitgehend zurück.
Am Donnerstag in der Früh waren zwei Granaten auf ein Protestlager von Regierungsgegnern in Bangkok gefeuert worden. Drei Menschen wurden getötet und 23 weitere verletzt, wie Rettungsstellen und Polizei mitteilten. Kurz nach dem tödlichen Zwischenfall stürmten Demonstranten eine Sitzung von Regierungsvertretern und Mitarbeitern der Wahlbehörden. Übergangsregierungschef Niwattumrong Boonsongpaisan und mehrere Minister mussten die Flucht ergreifen.
"Wir sind hier, um Niwatthamrong zu sagen, dass er uns nicht im Weg stehen soll", rief Chumpol Jumsai, einer der Anführer der Protestbewegung, seinen Anhängern vor dem Luftwaffenstützpunkt zu. Dann strömten Hunderte Demonstranten durch einen Seiteneingang auf das Militärgelände.
Der Generalsekretär der Wahlkommission, Puchong Nutrawong, forderte eine Verschiebung der für den 20. Juli angesetzten Wahl. Die Abstimmung könne auf Anfang August verlegt werden. Aber auch dieser Termin komme möglicherweise noch zu früh. "Die Wahl kann nicht stattfinden, wenn die Protestierenden nicht zustimmen", sagte Puchong.
Wer hinter dem Angriff auf das Protestlager steckte, blieb zunächst unklar, der Verdacht fiel auf gewaltbereite Anhänger der "Rothemden" aus dem Lager der abgesetzten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra. In Thailand gibt es seit einem halben Jahr immer wieder Zusammenstöße zwischen Gegnern und Unterstützern der Regierung sowie den Sicherheitskräften. Dabei gab es insgesamt schon 28 Tote und Hunderte Verletzte.
Die Spannungen in dem südostasiatischen Königreich haben wieder zugenommen, seit am Mittwoch vergangener Woche das Verfassungsgericht Ministerpräsidentin Yingluck und neun ihrer Minister wegen Machtmissbrauchs mit sofortiger Wirkung ihrer Ämter enthob. Das Kabinett wird seitdem von Yinglucks Vertrautem Niwattumrong geführt.
Die Opposition versucht ihre Anhänger weiterhin für einen "letzten Kampf" zu mobilisieren, um die amtierende Regierung der Puea-Thai-Partei zu stürzen und vom Senat durch eine nichtgewählte "Volksregierung" ersetzen zu lassen. Yinglucks "Rothemden" haben mit einem Bürgerkrieg gedroht, sollte die Regierung zu Fall gebracht werden. Deren Anhänger fordern eine Neuwahl am 20. Juli, um einen Ausweg aus der Krise zu bahnen.
Ein erster Versuch des Regierungslagers, mit einer vorgezogenen Wahl im Februar ihre Macht wieder zu festigen, scheiterte am Boykott der Opposition. Weil die Stimmabgabe wegen Massenblockaden für einen großen Teil der Wähler nicht möglich war, war die gesamte Wahl für nichtig erklärt worden.
Die Opposition sieht Yingluck als Marionette ihres Bruders Thaksin Shinawatra an. Dieser war 2006 vom Militär gestürzt worden und lebt im Exil, um einer Gefängnisstrafe wegen Amtsmissbrauchs zu entgehen. Hinter Yingluck und ihrem Bruder steht vor allem die arme Landbevölkerung. Die Opposition wird von der Mittelschicht Bangkoks und von Anhängern des Königshauses unterstützt.
(Quelle: salzburg24)