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Arzneimittelsicherheitsgurt: Pilotprojekt in Salzburg erfolgreich

Veröffentlicht: 03. April 2008 10:19 Uhr
Salzburg – Wenn das Projekt im Zeitplan bleibt, könnte die Arzneimittelsicherheit in Österreich bald eine neue und höhere Stufe erreichen, so Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky und die Österreichische Apothekerkammer zum Pilotversuch “Arzneimittel­sicherheitsgurt”.

Mitte kommenden Jahres soll das System im ganzen Land etabliert werden.

Das Prinzip: Nach freiwilliger Anmeldung steckt der Patient bei jedem Apothekenbesuch seine E-Card. Daraufhin wird der sonst verschlüsselte File mit den von dem Kranken eingenommenen Arzneimitteln geöffnet. Ein EDV-Programm schlägt bei offenkundigen Doppelverschreibungen eines Medikaments durch verschiedene Ärzte und bei möglichen Wechselwirkungen Alarm. “Eingerechnet” werden auch die von dem Kunden gekauften rezeptfreien Medikamente (OTC-Präparate).

Das dahinter liegende Problem: Konsultieren Patienten mehrere Ärzte, wissen diese oft von einander nicht, was der andere verschrieben hat. Von den zusätzlichen OTC-Präparaten sagen die Kranken ihren Ärzten oft überhaupt nichts.

In Salzburg wurde dieses System ab Februar 2007 ein Jahr lang in 71 von 76 miteinander EDV-vernetzten Apotheken erprobt. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky: “Jetzt haben wir die einzigartige Möglichkeit, dass wir mit dem Einverständnis des Patienten – mit der E-Card als ‘Schlüssel’ – sehen, welche Medikamente der Patient einnimmt. Es gibt eine Warnfunktion und die Möglichkeit, den Patienten erneut aufzuklären.”

Anfänglich sollten auch Salzburger niedergelassene Ärzte mitmachen, doch daraus wurde nichts. Standesvertreter der Ärzte pochten in der Vergangenheit immer wieder darauf, dass diese “Sicherheitsprüfung” zunächst beim Arzt zu erfolgen habe. Doch offenbar denken doch viele Patienten, dass das System für sie Vorteile bringen kann. Der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Heinrich Burggasser: “Über 9.000 Personen haben in Salzburg freiwillig an dem Pilotprojekt teilgenommen. Das sind zirka fünf Prozent der über 60-Jährigen in Salzburg.”

Die Ergebnisse in Zahlen:

Insgesamt wurden an die 9.218 Teilnehmer 174.799 Arzneimittelpackungen abgegeben.  Es gab 26.182 sicherheitsrelevante Alarmmeldungen bei den Verschreibungen bzw. beim Zukauf von OTC-Präparaten. Mögliche Wechselwirkungen wurden in 14.588 Fällen aufgedeckt. Unnötige Doppelmedikationen fielen 4.212 Mal auf. 7.382 Patienten wurden dahingehend beraten, ihre Medikamente verschreibungskonformer und richtiger einzunehmen.

In der Österreichischen Apothekerkammer sieht man hier auch ein bedeutsames Einsparungspotenzial. Burggasser: “Wir rechnen, dass wir mit dem Arzneimittelsicherheitsgurt ein realistisches Einsparungspotenzial von 150 Mio. Euro haben. Wenn wir die Zahlen aus Salzburg auf Österreich hochrechnen, wären das maximal 78 Mio. Euro pro Jahr bei den Doppelmedikationen und 152 Mio. Euro bei den Interaktionen und Behandlungsfehlern.”

Wolfgang Gerold, Obmann der Pharmazeutischen Gehaltskasse, welche die Prozesse abwickelt: “Die Apotheker haben bisher 1,3 Mio.- Euro für das Pilotprojekt in die Hand genommen. Wir werden weitere drei bis vier Millionen Euro in die Hand nehmen, um das System allen 1.220 öffentlichen Apotheken und den 50 Krankenhausapotheken anzubieten. Wir gehen davon aus, dass wir das System im Spätherbst in einem anderen Bundesland einführen können. Wenn alles termingerecht verläuft (EDV-Programmierung von Siemens, Anm.) sollten wir den Arzneimittelsicherheitsgurt Mitte 2009 österreichweit anbieten können. Wir wollen hier gemeinsam mit der Ärzteschaft arbeiten.”

In Österreich werden pro Jahr 90 Millionen Verordnungen auf Arztrezept ausgestellt, 45 Millionen davon auf Kassenrezepte. 70 Millionen Packungen rezeptfreier Medikamente wandern über den Apotheken-Ladentisch, bei den Pharmazeuten “Tara” genannt.

(Quelle: salzburg24)

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