Die Polizei feuerte in der Umgebung des Kairoer Tahrir-Platzes mit Schrot, Tränengas und Gummigeschoßen, später auch Salven aus Schnellfeuerwaffen, um die Anhänger Mursis zurückzudrängen. Der den Muslimbrüdern entstammende Mursi war am 3. Juli vom Militär entmachtet worden. Am 14. August räumten Polizei und Streitkräfte Protestlager der Muslimbrüder in Kairo mit Gewalt. Anschließend wurde nahezu die gesamte Führungsriege der Muslimbruderschaft verhaftet.
Khaled al-Khatib vom Gesundheitsministerium sagte der Nachrichtenagentur Mena am Abend, in Kairo seien am Sonntag 32 Menschen getötet worden, vier in Bani Sweif, einer in Delga und einer in Assiut. Mindestens 209 Menschen seien verletzt worden. Unter den Toten sei kein Polizist, teilte das Innenministerium mit. Demonstranten hätten das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet, so dass diese hätten einschreiten müssen. Laut dem Innenministerium wurden allein in Kairo 423 Menschen festgenommen.
Schon vor den Großdemonstrationen in Kairo hatte das Militär zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge aufrollen lassen. Zum 40. Jahrestag des Yom-Kippur-Kriegs mit Israel mobilisierten die verfeindeten politischen Lager ihre Anhänger. Tausende Anhänger der Übergangsregierung versammelten sich auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz, während Kampfflugzeuge über die Hauptstadt flogen, um an den israelisch-arabischen Krieg im Jahr 1973 zu erinnern. Umgeben von zahlreichen Panzern und gepanzerten Truppenfahrzeugen mussten sich die Besucher an den Eingängen zu dem Platz strengen Kontrollen unterziehen. Viele Demonstranten trugen Porträts von Armeechef Abdel Fattah al-Sisi bei sich.
Auch in anderen Städten postierten sich die Sicherheitskräfte um die wichtigsten Plätze. Innenminister Mohammed Ibrahim warnte die Islamisten am Nachmittag vor "Gewalt und Gesetzesverstößen". Notfalls werde mit aller Härte gegen die Anhänger der Muslimbruderschaft vorgegangen. Bereits am Freitag hatte es in mehreren Städten gewalttätige Auseinandersetzungen mit insgesamt vier Toten gegeben. UNO-Generalsekretär Ban und das US-Außenministerium reagierten besorgt.
Seitens des österreichischen Außenministeriums besteht eine Reisewarnung für Kairo und andere Großstädte, insbesondere in der Deltaregion, sowie den Nord-Sinai und die Saharagebiete. Die An- und Abreise über die internationalen Flughäfen in Ägypten ist laut Außenamt problemlos möglich, sie sind von der Warnung nicht umfasst.
(Quelle: salzburg24)