Eine Sitzung der Abgeordneten war zuvor unterbrochen worden, als Milizionäre alle Straßen rund um das Parlament absperrten. Auch in anderen Stadtteilen wurde den Angaben zufolge geschossen. Nach Schilderungen von Augenzeugen fuhren die Angreifer mit mehreren Fahrzeugen vor dem Gebäude des Nationalkongresses im Süden der Hauptstadt Tripolis auf. Die Bewaffneten trugen demnach keine Uniformen. Es sei nicht möglich gewesen, sie zu identifizieren. Die Abgeordneten wurden in Sicherheit gebracht.
Einige Zeugen sagten, bei den Angreifern habe es sich um Mitglieder der Sintan-Brigaden gehandelt. Diese nahmen am bewaffneten Aufstand gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi teil, der 2011 mit Unterstützung der NATO gestürzt wurde. Die Sintan-Brigaden kontrollieren Gebiete um den Flughafen von Tripolis. Über dem Parlamentsgebäude stieg Rauch auf. Die Angreifer hatten offenbar ein angrenzendes Gebäude in Brand gesetzt.
Die Abgeordneten waren am Sonntag zusammengekommen, um über die jüngste Eskalation in der östlichen Stadt Bengasi zu beraten. Am Freitag hatten dort Soldaten eine eigenmächtige Militäroperation gegen islamistische Milizen gestartet. Mindestens 75 Menschen kamen nach offiziellen Angaben dabei ums Leben.
Ein Sprecher der abtrünnigen Soldaten sagte der Nachrichtenagentur dpa, seine Truppen wollten nun extremistische Milizionäre in der Hauptstadt festnehmen. Abgeordnete, die die bewaffneten islamistischen Gruppen unterstützten, sollten sich ergeben, forderte er.
Das Parlament wird in regelmäßigen Abständen von Aufständischen gestürmt - die so die Arbeit der Abgeordneten behindern oder politische Forderungen durchsetzen wollen.
(Quelle: salzburg24)