S24 Archiv

Brasilien hofft auf "Copa"-Effekt für Wirtschaft

Veröffentlicht: 06. Juni 2014 12:07 Uhr
Brasiliens Wirtschaft ist derzeit nicht wirklich in WM-Stimmung. Magere 0,2 Prozent BIP-Wachstum wiesen die Statistiken fürs erste Quartal aus, und die Prognosen fürs Gesamtjahr werden sukzessive nach unten revidiert. Die Regierung hofft nun auf den Effekt der "Copa". Allerdings dürften von der Fußball-WM nur Teile der Wirtschaft, allen voran Hotellerie, Gastronomie und Fluglinien profitieren.

Fast alles wird in Brasilien zur WM in Milliarden gerechnet. Die Gesamtinvestitionen betragen nach offizieller Lesart rund 26 Milliarden Reais (8,38 Mrd. Euro), inoffiziell geht man von bis zu 30 Milliarden Reais (9,67 Mrd. Euro) aus. Davon entfallen rund 8 Milliarden Reais (2,58 Mrd. Euro) allein auf die zwölf WM-Stadien. Der teuerste Fußball-Tempel entstand in Brasilia mit 1,4 Milliarden Reais (451,5 Mio. Euro). Auch der Umbau von Rios Maracana-Stadion übertraf die Milliarden-Reais-Grenze, und das Eröffnungsstadion in Sao Paulo wird das nach Medienberichten wohl ebenfalls tun. Die Kosten für Infrastrukturprojekte im öffentlichen Nahverkehr und Flughäfen belaufen sich auf 14,4 Milliarden Reais (4,64 Mrd. Euro).

Sportminister Aldo Rebelo setzt auf den "Copa"-Langzeiteffekt. Noch bis 2019 werde allein aufgrund der WM mit einem jährlichen Zuwachs von 0,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) gerechnet, sagte der Spitzenpolitiker. Insgesamt 3,6 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Schon der Confederations Cup 2013 habe nach einer Studie dem BIP 9,7 Milliarden Reais (3,13 Mrd. Euro) zugefügt und über 300.000 Arbeitsplätze geschaffen. Doch nach Einschätzung von Experten dürfte die WM für die Gesamtwirtschaft eher ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

Schließlich machten die WM-Ausgaben nur 0,7 Prozent von Brasiliens Gesamtinvestitionen von 2010 bis 2014 aus, und die Auswirkungen seien zum größten Teil auch schon verbucht, analysierte die Ratingagentur Moody's. "Das 32-Tage-Event wird kurzlebige Verkaufssteigerungen bringen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass dies die Einnahmen erheblich beeinflusst, und die Störungen durch Verkehr (...) und verlorene Arbeitstage werden ihren Tribut bei der Wirtschaft fordern", schätzt Moody's-Vizepräsidentin Barbara Mattos.

Noch deutlicher wird das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Trotz gegenteiliger Beteuerungen von Sportfunktionären und Politikern brächten sportliche Mega-Events den Ausrichterländern von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften keine positiven wirtschaftlichen Impulse. "Die Durchführung eines relativ teuren Sportspektakels wie der Fußball-WM ist für ein Schwellenland angesichts erheblicher infrastruktureller Rückstände ein volkswirtschaftlicher Luxus", schrieben DIW-Vorstandsmitglied Gert G. Wagner und DIW-Konjunkturexperte Karl Brenke kürzlich im "Tagesspiegel".

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

22.10.2018
S24 Archiv

Laudamotion schließt Station in Salzburg

Von Nicole Schuchter
15.10.2018
S24 Archiv

Auto brennt in Anif völlig aus

Von Jacqueline Winkler
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken