Er siegte nach Sprüngen auf 141 und 140,5 m bei guten Bedingungen klar vor Thomas Morgenstern, der bisherige Leader Simon Amman wurde Dritter. Der bisher knapp vor der Tournee kaum bekannte Diethart hat damit die Führung in der Gesamtwertung der Tournee übernommen, 11,5 Zähler vor Morgenstern, der ebenfalls den bisherigen Leader Ammann (gesamt plus 13,0) überholte. Für den zweifachen Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer ist der Traum vom Tournee-Hattrick hingegen ausgeträumt, er landete auf dem achten Platz.
Vor seinen stolzen Eltern Christa und Gernot Diethart, die schon zur Halbzeitführung ihres Sohnes mit den Tränen kämpften, sprang hingegen ein bis vor der Tournee kaum bekannter Tullnerfelder völlig unbeeindruckt zum ersten Weltcupsieg. "Es ist ein Wahnsinn. Ich bin überwältigt momentan. Ein geiles Gefühl, wenn man zum Schluss oben steht und unten leuchtet dann der Einser auf", freute sich Diethart und fand keine Erklärung für seine Dominanz auf dieser Schanze. In Training, Qualifikation und im Wettkampf zeigte Diethart auf der Olympiaschanze sein ungeheures Potenzial. "Ich mache nichts Besonderes, außer dass ich Spaß habe."
Und er hatte sich selbst auch schon am Vortag als Wettkampf-Typ beschrieben. "Momentan funktioniert einfach das, was ich machen will. So eine Menschenmenge unten, mich beflügelt das richtig. Mir taugt das." Er und Morgenstern haben es nun in der Hand, die schon unheimliche Österreicher-Serie bei der Tournee fortzusetzen und den sechsten Gesamtsieg en suite für den ÖSV zu holen.
Voller Freude war auch Thomas Morgenstern, der es erstmals auf dem neuen Bakken in Garmisch-Partenkirchen auf das Stockerl schaffte. "Ein sehr positiver Tag. Ich wollte die Herausforderung annehmen. Es hat funktioniert und ich bin extrem happy", sagte Morgenstern.
Der bisherige Leader Simon Ammann, dem der Tournee-Gesamtsieg nun doch wieder durch die Lappen gehen könnte, meinte: "Ich habe Diethart vor der Tournee nicht gekannt. Er ist heute absolut stark gesprungen. Die Stabilität auf dieser Schanze ist beeindruckend. Er hat es auch mental sauber durchgezogen im zweiten."
Die mentale Konstanz des wie aus dem Nichts gekommenen Diethart lässt selbst einen erfahrenen Mann wie Toni Innauer rätseln. "Der ist auf einer Welle. Wieso geht das plötzlich in so einer Dimension?", fragte der ZDF-Experte. "Er ist in jeder Hinsicht ein Weltklassemann im Moment, so etwas gibt es nur im Skispringen."
Cheftrainer Alexander Pointner durfte sich an seinem 43. Geburtstag wieder einmal über einen Sieg freuen. "Wenn man das Jahr so anfangen kann, tut das sehr, sehr gut. Wir haben darauf hingearbeitet, dass wir mannschaftlich wieder stark sind." Und über Diethart meinte das Geburtstagskind: "Er fährt eine Linie, wo er anderen überlegen ist." Ob Diethart dies bis Bischofshofen durchziehen könne? "Ja."
(Quelle: salzburg24)