Die Frage sei, ob man den Gewalttaten gegen Polizisten dort nicht entschiedener entgegentreten und vielleicht schneller Front zeigen hätte müssen, meinte Pürstl. Er hatte für den Polizeieinsatz am Freitag und seine Ankündigung danach, bei Rettung und Ärzten Nachforschungen zu medizinisch versorgten Demo-Teilnehmern einholen zu wollen, viel Kritik und auch Rücktrittsforderungen (von Grünen und der SPÖ-Jugend) geerntet. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wunderte sich darüber, dass 2.000 Polizisten die 200 Vermummten nicht in den Griff bekamen. Die Grünen beklagten, die Polizei habe eskaliert statt deeskaliert.
Die Krawalle haben am Donnerstag auch zu einem verbalen Schlagabtausch im Wiener Gemeinderat geführt: "Das ist Linksfaschismus pur, der hier betrieben wurde", echauffierte sich FPÖ-Mandatar Wolfgang Jung. Im Gegenzug wurde ein Beschlussantrag gegen die Veranstaltung in der Hofburg und gegen die Gewalt bei der Demo mit Stimmen von SPÖ und Grünen verabschiedet.
"Heute erfolgt der Anschluss von Links!", ärgerte sich Jung über "Radaubrüder" und "Radikalinskis" aus Deutschland bei den Demonstrationen gegen die Veranstaltung. "Ersetzen Sie das Wort Jude durch Nazi, dann haben Sie genau die Parolen, die Ihre Anhänger gebrüllt haben", attackierte der Freiheitliche SPÖ und Grüne.
"Sie freuen sich ja über Ausschreitungen: Je mehr Krawall, je mehr Bahö, desto besser für Sie. Der Herr Generalsekretär reibt sich die Hände", wies SPÖ-Mandatar Peko Baxant die Kritik zurück. Der Grünen-Gemeinderat Senol Akkilic sah Schäden nicht nur an Scheiben in der Innenstadt: "Der Akademikerball richtet jedes Jahr den größten Schaden an Österreich und Wien an." Dabei sei in Fragen des Rassismus hohe Sensibilität gefragt, zumal Österreich in diesen Fragen eine schwer belastete Vergangenheit habe. Asylsuchende als Betrüger zu diffamieren sei etwa die Fortsetzung des NS-Gedankenguts mit anderen Mitteln.
(Quelle: salzburg24)