Bestätigt sich die Opferzahl, wären es die blutigsten Boko-Haram-Attacken seit Beginn ihres Aufstands vor fünf Jahren. Betroffen waren die Dörfer Goshe, Attagara, Agapalwa und Aganjara im nordöstlichen Staat Borno. Eine genaue Opferzahl könne bisher nicht genannt werden, da die Boko-Haram-Kämpfer derzeit die gesamte Region kontrollierten. Überall in den Dörfern lägen Leichen, und niemand könne die Toten bestatten, weil die von der Luftwaffe bombardierten Kämpfer noch immer vor Ort seien. Wer fliehen konnte, habe dies auch getan.
Am Mittwochabend sollen als Wanderpriester getarnte Boko-Haram-Kämpfer zudem 45 Menschen in einem Dorf nahe Bornos Hauptstadt Maiduguri ermordet haben. Zwei Augenzeugen berichteten am Donnerstag, die Täter hätten sich das Vertrauen der Dorfbewohner erschlichen und sie zum Gebet geladen. Danach eröffneten sie den Angaben zufolge das Feuer auf die Menschenmenge.
Am Donnerstag attackierten mutmaßliche Boko-Haram-Extremisten zudem die Stadt Madagali im Staat Adamawa. Dort überfielen sie einen Kontrollposten der Streitkräfte und zündeten eine katholische Kirche an, wie der Bürgermeister mitteilte. Auch ein Verwaltungsgebäude sei niedergebrannt worden.
Die Extremisten kämpfen seit 2009 im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Bei zahllosen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden allein in diesem Jahr schon mehrere tausend Menschen getötet. Für Entsetzen sorgte im April auch die Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamisten.
Schätzungen zufolge wurden durch die Boko-Haram-Offensive mehr als drei Millionen Nigerianer aus ihrer Heimat vertrieben. Nach UN-Angaben vom Donnerstag kommen täglich 800 Flüchtlinge hinzu.
(Quelle: salzburg24)