Präsidentin Dilma Rousseff verschob eine geplante Reise nach Japan und berief für Freitagvormittag (Ortszeit) eine Krisensitzung in Brasilia ein. Nach heftiger Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräfte sollte daran auch Justizminister Jose Eduardo Cardozo teilnehmen.
In Ribeirao Preto starb ein 18-Jähriger, der von einem Auto erfasst wurde, dessen Fahrer nicht an einer von Demonstranten errichteten Barrikade stoppen wollte. Viele Menschen wurden durch Gummigeschoße der Polizei verletzt. Andere hatten Atemwegsbeschwerden, weil die Polizei Tränengas-Granaten eingesetzt hatte. Die Demonstranten forderten ein besseres Gesundheits- und Bildungssystem und ein Ende der Korruption.
Die größten Proteste gab es in Rio de Janeiro mit rund 300.000 Menschen. Die Allermeisten demonstrierten friedlich und zogen durch das Zentrum der Stadt in Richtung Amtssitz des Bürgermeisters. Die Situation eskalierte, als die Polizei Tränengas-Granaten auf den Protestzug abfeuerte. Es kam zu Straßenschlachten. Randalierer setzten Autos in Brand, rissen Zäune um und steckten Plastikplanen in Brand. Die Polizei war mit berittenen Einheiten und gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz und ging brutal gegen die Demonstranten vor.
Zusammenstöße gab es in mindestens zehn weiteren Städten, darunter in der Hauptstadt Brasilia, wo 30.000 Menschen an einem Protestzug durchs Regierungsviertel teilnahmen. Auch dort setzte die Polizei massiv Tränengas und Gummigeschoße ein.
Tausende zogen vor das Außenministerium, besetzten dort eine Rampe und zündeten direkt an dem Ministerium ein großes Feuer an. In Sao Paulo gingen über 100.000 Menschen auf die Straße. Dort verliefen die Proteste weitgehend friedlich.
Die Protestaktionen werden häufig über das Internet koordiniert. Die Gruppe Passe Livre organisierte etwa von Sao Paulo und anderen Städten aus die Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen via Facebook, eine neue Art des Aufrufs zum Protest in Brasilien.
(Quelle: salzburg24)