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Erzbischof Kothgasser kritisiert den Vatikan

Veröffentlicht: 10. Februar 2009 15:22 Uhr
Salzburg – Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser warnt die katholische Kirche vor einem “Gesundschrumpfen” in Richtung Sekte und übt ungewöhnlich deutliche Kritik am Vatikan. In einer schriftlichen Stellungnahme mahnte er “Vertrauen in die Ortskirche” ein.

Andernfalls werde auch das Vertrauen in die “zentrale Autorität” der Kirche schwinden. Außerdem deponiert Kothgasser klar, dass die Piusbruderschaft, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. aufgehoben hat, für ihn “nicht auf dem Boden der Römisch-katholischen Kirche” steht.

Kothgasser sieht die Kirche vor einer “Grundfrage”: “Soll die Katholische Kirche gesundgeschrumpft werden gleichsam auf eine Sekte, wo nur wenige, aber dafür linientreue Mitglieder dabei sind, oder soll die Katholische Kirche Kirche Jesu Christi bleiben, die Raum für Vielfalt bietet, offen ist und Gesellschaft von innen herprägt?” Er selbst plädiert für zweiteres: “Es ist notwendig für die Kirche und not-wendend für die Gesellschaft, wenn die Kirche sich den Menschen zuwendet und ihre Werte bewahrt. Wenn das Vertrauen in die Ortskirche fehlt, beginnt auch das Vertrauen in die zentrale Autorität der Universalkirche zu schwinden.”

Angesichts der von Papst Benedikt XVI. aufgehobenen Exkommunikation der Piusbruderschaft betont Kothgasser, er verstehe das Bemühen des Papstes um die Wiederherstellung der Einheit der Kirche. Eine Wiedervereinigung mit den Piusbrüdern sei aber nicht zu erwarten, wenn die Bedingungen dafür nicht eindeutig formuliert seien. “Wer das Zweite Vatikanische Konzil ablehnt, befindet sich nicht auf dem Boden der Römisch-katholischen Kirche”, so Kothgasser, und: “Eigentlich haben sie sich selbst aus der Kath. Kirche ausgeschlossen (exkommuniziert).”

Sollte die Piusbruderschaft ihre Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils “hartnäckig” weiterverfolgen, dann wäre das aus Sicht Kothgassers kein Schisma, sondern “Häresie”. Und sollte die Piusbruderschaft weiterhin Priesterweihen vornehmen, dann wäre es “eindeutig, dass der Wille zur Einheit nur auf der einen Seite real vorhanden ist”. Auch die Holocaustleugnung durch den Piusbruderschafts-Bischof Richard Williamson verurteilt Kothgasser scharf: Es ist für niemanden zulässig, weder aus intellektuellen noch aus moralischen Gründen, den Holocaust zu leugnen. Und es kann auch bei niemandem toleriert werden.”

Die Bestellung des neuen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner will Kothgasser weiterhin nicht kommentieren, da er ihm bisher nicht begegnet sei. Er fordert nun dazu auf, das Zweite Vatikanische Konzil (das die Öffnung der Kirche bezwecken sollte, Anm.) wieder zuvermitteln: “Wir sollten schlicht und einfach bei Gott und bei den Menschen bleiben.” Und zur Situation der Kirche sagt Kothgasser: “Ich habe in diesen Wochen die Klagespsalmen des Einzelnen und des Volkes Gottes intensiv gebetet.”

(Quelle: salzburg24)

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