"Das Ziel des Völkermordes ist nicht erreicht worden. Davon zeugt unsere Rückkehr", meinte der Bürgermeister von Srebrenica, Camil Durakovic, in einer kurzen Ansprache. Er forderte die Verurteilung der Täter und Recht und Gerechtigkeit für die Überlebenden.
Der Gedenkfeier wohnten Bakir Izetbegovic und Zeljko Komsic, das muslimische und das kroatische Mitglied des Staatspräsidiums, eine bosnische Parlamentsdelegation und mehrere andere bosniakische (muslimische) Politiker, wie auch der Hohe Repräsentant Valentin Inzko und zahlreiche Diplomaten bei. Auf Reden wurde zum ersten Mal verzichtet. Die Gedenkfeier hatte nach der Kranzniederlegung verschiedener Delegationen einen religiösen Charakter.
In Potocari haben nach der heutigen Beisetzung 6.141 Opfer des Völkermordes von Srebrenica ihre letzte Ruhe gefunden. Namentlich sind 8.372 Opfer bekannt. Etwa 7.100 Opfer wurden bisher gefunden. Nach etwa 1.200 Opfern wird weiter gesucht. Die Leichen der bisher entdeckten Srebrenica-Opfer wurden in der Umgebung der Kleinstadt an sogar 150 verschiedenen Stellen, unter anderem in 74 Massengräbern, entdeckt.
Wie in früheren Jahren gab es in Srebrenica auch an diesem Freitag erneut Menschen, die mehrere Familienmitglieder zu beerdigen hatten. Hasib Salkic hat der Beisetzung seiner zwei Söhne beigewohnt. Omer und Refik waren im Juli 1995 erst 25 und 20 Jahre alt. Drei Brüder von Dzanan Delic ruhen seit heute ebenfalls in Potocari. Bosnischer Filmregisseur Ado Hasanovic, zum Zeitpunkt des Massakers noch ein Kleinkind, hatte in Srebrenica sogar 30 Familienangehörige verloren.
Nach der Einnahme der ostbosnischen muslimischen Enklave Srebrenica am 11. Juli 1995, die zu jenem Zeitpunkt eine UNO-Schutzzone war, wurden von bosnisch-serbischen Truppen vor Augen der dort stationierten niederländischen UNO-Soldaten muslimische Männer aussortiert, um in den darauf folgenden Tagen in der Umgebung der Kleinstadt brutal ermordet zu werden. Muslimische Frauen wurden nach Tuzla, damals unter Kontrolle der muslimischen Truppen ABiH, vertrieben. Der damalige bosnisch-serbische Militärkommandant Ratko Mladic hatte bei der Ankunft in Srebrenica serbischen Medien gegenüber die "Rache an den Türken" (beleidigende Bezeichnung für Muslime) versprochen.
Sowohl das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) wie auch der Internationale Gerichtshof (IGH) haben das von bosnisch-serbischen Truppen im Juli 1995 angerichtete Massaker als Völkermord bezeichnet. Mehrere einstige bosnisch-serbische Offiziere wurden vor dem Haager Kriegsverbrechertribunal zu hohen Haftstrafen verurteilt, drei von ihnen zu lebenslanger Haft. Die Prozesse gegen die zwei hauptverantwortlichen Personen, den einstigen Präsidenten der Republika Srpska Radovan Karadzic und seinen Militärchef Ratko Mladic, sind vor dem Haager Gericht noch im Gange. Für das in Srebrenica angerichtete Massaker wurden soweit insgesamt 33 Personen verurteilt.
(Quelle: salzburg24)