Doch auch 18 Jahre nach dem serbischen Völkermord in der ostbosnischen Bosniaken-Enklave sind noch lange nicht alle Opfer beerdigt. Insgesamt sind nämlich 8.372 Opfer namentlich bekannt. Von vielen Opfern konnten nur Gliedmaßen gefunden werden, so auch vom 21-jährigen Nermin Subasic, der am heutigen Donnerstag in Potocari beigesetzt wurde. In einem Massengrab wurde nur ein Arm und ein Bein des jungen Mannes entdeckt.
"Es gilt, dem Hass mit Liebe und Frieden zu begegnen", sagte der internationale Bosnien-Beauftragte Valentin Inzko bei der Gedenkfeier. Er zitierte diesen Satz aus einem SMS, das er anlässlich des Srebrenica-Jahrestags von bosnischen Bürgern erhalten hat. "Wenn wir die unschuldig Getöteten vergessen, ist es so, als ob wir sie zum zweiten Mal ermordet hätten", warnte Inzko. "Wenn wir Bosnien verstehen wollen, müssen wir Srebrenica verstehen. Wer Srebrenica nicht versteht, versteht auch Bosnien nicht."
Der österreichische Diplomat nahm auch an dem traditionellen Friedensmarsch zum Jahrestag des Massakers teil, zusammen mit rund 4.400 Menschen. Die Teilnehmer gingen drei Tage lang jene Route zurück, auf der die Bewohner Srebrenicas im Juli 1995 aus ihrer Heimatstadt vor den serbischen Truppen nach Tuzla geflohen waren.
US-Botschafter Patrick Moon bezeichnete die Prozesse gegen die beiden Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic und Ratko Mladic, als Genugtuung für die Opfer. Der Prozess der Wiedergutmachung werde aber erst abgeschlossen sein, wenn alle früheren Einwohner Srebrenicas in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Moon verlas auch eine Botschaft von US-Außenminister John Kerry, der die Bedeutung von "Wahrheit und Versöhnung" für "einen Weg in eine bessere Zukunft" hervorhob.
Srebrenica gehört infolge des Bürgerkriegs zur bosnischen Serbenrepublik, was viele Bosniaken als Legitimierung des damaligen Völkermordes empfinden. Die Stadt hat wegen des Massakers eine serbische Bevölkerungsmehrheit.
Nach der Einnahme Srebrenicas am 11. Juli 1995 sortierten bosnisch-serbische Soldaten vor den Augen niederländischer UNO-Soldaten rund 7.000 Männer und Burschen aus, die dann in der Umgebung der Stadt brutal ermordet wurden. Ihre Leichen wurden später in rund 300 Massengräbern entdeckt, nach vielen wird noch gesucht. Auf dem Friedehof von Visoko bei Sarajevo liegen immer noch über 300 nicht identifizierte Opfer.
(Quelle: salzburg24)