Auf die Frage, ob sie über die Abhörmaßnahmen informiert gewesen sei, antwortete Brooks: "Nein, überhaupt nicht." Sie räumte zwar ein, dass Detektive für die Boulevardzeitung im Einsatz waren. Doch dies sei auch in andere Verlagshäusern gängige Praxis.
Brooks war von 2000 bis 2003 Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Zeitung, bevor sie in gleicher Funktion zum Schwesterblatt "Sun" wechselte. Später leitete sie die britische Zeitungssparte von Rupert Murdochs Medienunternehmen News International. Brooks und ihren Mitangeklagten wird vorgeworfen, Telefonate abgehört, Beamte bestochen und polizeiliche Ermittlungen behindert zu haben.
Unter anderem geht es um das Anzapfen der Mailbox eines vermissten britischen Schulmädchens, das 2002 schließlich ermordet aufgefunden wurde. Zu den Abhör-Opfern zählten auch Stars wie Paul McCartney und der Schauspieler Jude Law sowie Politiker, Mitglieder der Königsfamilie und Angehörige getöteter Soldaten.
Richter John Saunders hatte die langjährige Vertraute von Medienzar Murdoch vor ihrer Aussage von einem der gegen sie erhobenen Bestechungsvorwürfe freigesprochen. Dabei ging es um eine angeblich von ihr genehmigte Bestechungszahlung von 4000 Pfund (rund 4900 Euro) an einen Beamten für ein Foto, das Prinz William bei einer Kostümparty an der Militärakademie Sandhurst im Bikini zeigt. Das Foto war letztendlich nicht veröffentlicht worden, die "Sun" berichtete im September 2006 aber in einem Artikel mit der Überschrift "Willy im Bikini" darüber.
Die 2011 aufgeflogene Affäre um das Abhören von mehr als 600 Mobiltelefonen erhält durch Brooks' frühere Nähe zum britischen Premierminister David Cameron zusätzlich Brisanz. Angeklagt ist auch Camerons früherer Pressesprecher Andy Coulson. Er war nach Brooks Chefredakteur von "News of the World".
Seine 45-jährige Vorgängerin gab während ihrer Aussage auch einen Einblick in die Geschäftspraktiken des Boulevardzeitung. Die Enthüllungen über das sexuelle Abenteuer des Schauspielers Hugh Grant mit einer Prostituierten habe sich das Blatt 250.000 Pfund kosten lassen. Das Geld sei 1995 ausgegeben worden, um sich die Geschichte exklusiv zu sichern, erklärte Brooks.
Brooks zufolge flossen 100.000 Pfund für ein Exklusivinterview direkt an die Prostituierte Divine Brown, die damals in Los Angeles mit Grant beim Oralsex in einem Auto entdeckt worden war. Mit der restlichen Summe sei verhindert worden, dass andere Zeitungen Kontakt zu Brown aufnahmen.
(Quelle: salzburg24)