Zwei Mitarbeiter des Dienstes GCHQ hätten im Gebäude der Zeitung die Zerstörung von Festplatten überwacht, schrieb Chefredakteur Alan Rusbridger am Dienstag in einem Kommentar. Dies sei einer der "bizarrsten Augenblicke" in der langen "Guardian"-Geschichte gewesen.
Die Zeitung wurde nach eigenen Angaben wegen der Snowden-Enthüllungen von der Londoner Regierung massiv unter Druck gesetzt. Das Blatt sei zur Zerstörung oder Herausgabe des Snowden-Materials aufgefordert worden, schrieb Rusbridger inmitten des Skandals um eine Polizei-Befragung des Lebenspartners eines "Guardian"-Journalisten. Die Regierung habe gedroht, juristisch gegen die Zeitung vorzugehen.
Unterdessen rechtfertigte die Polizei ihr Vorgehen gegen den Lebenspartner von "Guardian"-Journalist Glenn Greenwald, der die Snowden-Informationen enthüllt hatte. Der 28 Jahre alte Brasilianer David Miranda war am Sonntag fast neun Stunden von Mitarbeitern des britischen Geheimdienstes am Flughafen London-Heathrow unter Verweis auf Anti-Terror-Gesetze festgehalten und befragt worden. Das Vorgehen sei "juristisch korrekt" sowie "notwendig und angemessen" gewesen, hieß es bei der Londoner Polizei.
Miranda selbst berichtete, er sei in London in einen kleinen Raum gebracht und abwechselnd von sechs Ermittlern befragt worden. Laptop, Handy, Videospiele und Speichermedien seien ihm weggenommen worden. Er wolle nun Zivilklage einreichen. Greenwald, der mit Miranda in Rio lebt, kündigte einen publizistischen Gegenschlag an. "Dies war eindeutig ein Versuch der Einschüchterung", sagte Greenwald.
Die brasilianische Regierung und die britische Opposition kritisierten London ebenso wie internationale Journalistenorganisationen: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erklärte u.a., die Behörden wollten offenbar Enthüllungen über Ausspähungen mit Methoden verhindern, wie sie aus Spionagethrillern bekannt seien.
(Quelle: salzburg24)