"Österreich hat eine Vorreiterrolle, was das friedliche Zusammenleben der Religionen betrifft", lobte Kurz die heimische Situation. Dem schlossen sich der römisch-katholische Kardinal Christoph Schönborn, der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, Fuat Sanac von der Islamischen Glaubensgemeinschaft sowie der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker an.
Kurz will auch außenpolitisch aktiv werden, um die Religionsfreiheit international zu stärken. Dies könne auf bilateraler Ebene, aber auch über Organisationen wie die UNO oder den Europarat geschehen. Erst einmal soll eine Arbeitsgruppe ab Juni zu diesem ersten großen Thema Vorschläge erarbeiten. "Religion ist immer als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems zu sehen", definierte der Außenminister seine Sicht auf die Dinge. Freie Religionsausübung fördere zudem die Integration in die Gesellschaft. "Die Religionsfreiheit ist das Herzstück der Menschenrechte", betonte auch Bünker.
Schönborn ist es wichtig, dass Religion nicht nur innerhalb der eigenen vier Wänden ausgeübt werden darf, sondern weiter im öffentlichen Raum Platz hat. Auch dazu bestehe ein "tiefer Konsens" zwischen den Religionsgemeinschaften, betonte er. Probleme mit Kreuzen im öffentlichen Raum oder - wie jüngst aufgekommen - Erstkommunionsliedern im Musikunterricht sieht auch Kurz nicht. "Ich bekenne mich klar zur aktuellen Gesetzeslage", sieht er auch keinen Grund, christliche Symbole aus Schulklassen mit mehrheitlich nicht christlichen Schülern zu verbannen. Auch Deutsch erinnerte daran, dass ohne - in manchen Ländern teils verbotene - Praktiken wie Beschneidung und Schächtung jüdisches Leben nicht möglich sei.
"Religion kann auch Teil der Versöhnung sein", ging auch Metropolit Arsenios auf internationale Konflikte zwischen den Glaubensgemeinschaften ein. Man müsse immer daran erinnern, dass es nicht nur um die "Begegnung mit Gott", sondern auch um die Begegnung mit Menschen gehe. Deutsch erinnerte wiederum an den Angriff auf das Jüdische Museum in Brüssel: "Das würde ich als Symptom nehmen, dass man noch nicht überall in Freiheit und Frieden leben kann." Die EU-Wahl am Wochenende habe zudem rechtsextremen Parteien wieder Aufwind gebracht, hier sei die Politik gefordert, so der IKG-Präsident.
"Antisemitismus ist für uns ein Verbrechen gegenüber der Menschlichkeit", beteuerte Muslime-Präsident Sanac, hierzulande alles zu tun, um solches Denken in seiner Gemeinschaft zu verhindern. "Die Probleme in anderen Ländern wollen wir nicht nach Österreich tragen." Den Startschuss für den Dialog misst er großes Gewicht bei: "Der heutige Tag ist für mich ein historischer Tag." Nun hoffe seine Glaubensgemeinschaft nur noch auf die Novellierung des Islam-Gesetzes, auf die man bereits seit 15 Jahren warte. Neid und Feindseligkeit aus gewissen Richtungen würden diesen Vorgang zu einem"mühsamen Weg" machen.
Bünker ging auf die zunehmende Pluralisierung unter den Religionsgemeinschaften ein, um zu dem Schluss zu kommen, mehr Vielfältigkeit zu vertragen als man denkt.
(Quelle: salzburg24)