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Griechenlands Armut zog in Gesellschafts-Mitte ein

Auch adäquate Gesundheitsvorsorge ist oft Luxus
Veröffentlicht: 28. Juli 2014 15:47 Uhr
Vor der Staatspleite gerettet, ist Griechenland in den vergangenen Monaten aus den Schlagzeilen verschwunden. Doch der Preis dafür war ein hoher. Die radikale Spar- und Kürzungspolitik hat nämlich das Sozialgefüge radikal verändert. 34,6 Prozent der Griechen leben aktuellen Daten zufolge an oder unter der Armutsgrenze. Die Armut ist in der Mitte der griechischen Gesellschaft angekommen.

In absoluten Zahlen gelten 3.795.100 Griechen als arm oder akut armutsgefährdet, berichtet das griechische Statistikamt. Das verfügbare Einkommen der Griechen ist zwischen 2010 und 2030 um 30 Prozent gesunken, der private Konsum ging um 20 Prozent zurück. Besonders trist ist die Lage der jungen Griechen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt schon fast bei 70 Prozent. 200.000 junge Hellenen haben ihrer Heimat wegen der aussichtslosen wirtschaftlichen Lage in den vergangenen Jahren bereits den Rücken gekehrt.

Immer mehr Griechen haben nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf. Rund 20.000 Griechen sind obdachlos, die Hälfte davon in Athen, berichtet Anda Alamanou von der NGO "Klimaka", die ein Projekt für Obdachlose betreibt. Besonders viele Obdachlose sind im historischen Zentrum der griechischen Hauptstadt zu sehen. "Aber die neuen Obdachlosen sind überall in Griechenland zu finden, nicht nur in Athen", sagt Alamanou. "Klimaka" betreibt Wohnheime, Unterkünfte und eine Papierrecycling-Werkstatt, mit der Obdachlose in den Arbeitsprozess integriert werden sollen. Finanziert werden die Hilfsprojekte mittels Spenden, durchgeführt von Freiwilligen.

Der Bekämpfung der Armut hat sich auch die NGO "Praksis" verschrieben. Wie "Praksis"-Sprecherin Margarita Petrogona berichtet, half die Organisation in den vergangenen zwei Jahren bereits 2.373 armen Familien mit Minderjährigen und geringem Einkommen. In 70 Prozent der Fälle habe eine Zwangsräumung der Wohnung verhindert werden können.

Für viele Griechen ist auch eine adäquate Gesundheitsversorgung ein Luxus. Entsprechend ist der EU-Staat auch zu einem wichtigen Betätigungsfeld für die sonst in Katastrophengebieten anzutreffende NGO "Ärzte der Welt" (MdM) geworden. Die vom früheren französischen Gesundheits- und späteren Außenminister Bernard Kouchner gegründete Organisation betreibt sieben Krankenstationen in großen griechischen Städten, in denen Fachärzte freiwillig arbeiten, sagt die Kinderärztin Liana Maili von MdM. Darüber hinaus bietet MdM auch eine mobile Straßenhilfe an, die unter anderem Impfaktionen für ärmere Kinder in Athen und Thessaloniki betreibe. Außerdem werden die Bewohnern von Inseln und in isolierten Gebieten des Landes mit Medikamenten oder Lebensmitteln versorgt.

(Quelle: salzburg24)

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