Dem zuletzt mit Asylstatus im Innviertel lebenden Figueroa wird der Tod von sieben Häftlingen zur Last gelegt. Laut Zeugen hat es die von der Staatsanwaltschaft behauptete "Todesliste" nicht gegeben.
Zwei Drogenlabors mitten im Knast
In dem Prozess geht es um einen Einsatz in der Haftanstalt Pavon. Diese stand unter Kontrolle der mehr als 1.000 Insassen, nach Schilderungen von Zeugen hatte der Staat dort keinerlei Macht. Eine Reihe von kriminellen Machenschaften wurde in dem Gefängnis abgewickelt, unter anderem gab es zwei Drogenlabors, von denen aus die Szene in der Hauptstadt beliefert worden sein soll.
Tote bei Polizeieinsatz
In einer großen Aktion eroberten Polizei und Militär 2006 die staatliche Kontrolle zurück. Dabei gab es Tote. Offiziell hieß es, dass die Insassen Widerstand geleistet hätten und im Kampf umgekommen seien. Die Staatsanwaltschaft Ried spricht aber von einer "Todesliste", die mit Wissen und Förderung Figueroas abgearbeitet worden sei. Der Angeklagte bestreitet das.
Das Gericht befasste sich am Mittwoch mit der Frage, ob es den tödlichen Parallelplan tatsächlich gegeben hat. Ein im Vorfeld per Video einvernommener Zeuge berichtet von einer Sitzung auf höchster Ebene, u.a. mit Berger und Figueroa, in der er Thema gewesen sei. Sowohl Berger als auch der ehemalige Leiter des Strafvollzugs bestritten das. Der Präsident zeigte seinen Pass als Beweis vor, dass er zum fraglichen Zeitpunkt in den USA gewesen sei.
Nur wenige Eingeweihte
Man habe aber bei der Erstellung des Einsatzplans sehr wohl darauf geachtet, möglichst wenige Leute einzuweihen, so der ehemalige Strafvollzugsleiter. Erst am Wochenende vor dem Zugriff seien auch Polizei und Militär informiert worden. Es herrschte große Angst vor undichten Stellen, weil bereits 2001 eine ähnliche Aktion gescheitert war und damals Polizisten starben.
Kurz vor dem Einsatz seien Presse, Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen von der Aktion in Kenntnis gesetzt und eingeladen worden, dabei zu sein, schilderte der Präsident. Am Tag des Geschehens sei er auch persönlich vor Ort gewesen, aber erst als alles vorbei war. "Ich wurde informiert, dass Widerstand geleistet wurde und es leider Tote gegeben hat", blieb er bei der offiziellen Version der Geschehnisse.
Am Mittwoch wurde die Einvernahme des ehemaligen Strafvollzugsverantwortlichen noch fortgesetzt. Am Donnerstag sollen weitere Zeugen folgen. Am Montag wird aller Voraussicht nach ein Schießsachverständiger, der Videoaufnahmen begutachten sollte, aussagen. Ein Urteil des Geschworenensenats wird für 8. Oktober erwartet. (APA)
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(Quelle: salzburg24)