Den Zahlen der Wahlkommission zufolge hatte die BJP 275 der 543 Parlamentssitze sicher. Bei der Auszählung zu sieben weiteren Mandaten lag sie demnach in Führung. Gemeinsam mit ihren Verbündeten kann die BJP laut den Ergebnissen mit mehr als 300 Sitzen rechnen.
Die Kongresspartei, die seit Indiens Unabhängigkeit im Jahr 1947 mit Ausnahme von 13 Jahren die Geschicke des Landes bestimmte, muss dagegen bei voraussichtlich 44 Sitzen mit dem schlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte rechnen. "Wir akzeptieren die Niederlage, wir sind bereit, in die Opposition zu gehen", sagte der Sprecher der Kongresspartei, Rajeev Shukla, vor Journalisten in Neu Delhi. "Modi hat dem Volk den Mond und die Sterne versprochen, und die Menschen haben ihm diesen Traum abgekauft."
Premierminister Manmohan Singh gratulierte telefonisch seinem mutmaßlichen Nachfolger. Der 81-Jährige will sich gänzlich aus der Politik zurückziehen. Auch Kongresspartei-Spitzenkandidat Rahul Gandhi und seine Mutter Sonia als Parteivorsitzende gratulierten dem Sieger.
Modi selbst zeigte sich nach dem Wahlsieg zuerst seinen Anhängern in seinem Wahlkreis Vadodara im westindischen Bundesstaat Gujarat. "Gute Zeiten werden kommen", rief er tausenden jubelnden Anhängern zu und dankte ihnen für ihre "Liebe". Bei einem späteren Auftritt kündigte Modi an, das 21. Jahrhundert werde "Indiens Jahrhundert".
Modi hatte sich aus einfachen Verhältnissen nach oben gearbeitet. Während seiner dreifachen Amtszeit als Regierungschef von Gujarat schuf er von sich das Image als effizienter Verwalter, der durch eine wirtschaftsliberale Politik hohe Wachstumsraten begünstigte. Er gilt als begnadeter Redner, seine Kritiker aber warnen vor seinem aggressiven und teils autoritären Stil.
Darüber hinaus hängt Modi die Erinnerung an antimuslimische Pogrome nach, bei denen zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2002 in Gujarat mindestens tausend Menschen getötet worden waren. Untersuchungen zeigten, dass die Gewalt maßgeblich von BJP-Politikern gesteuert worden war. Bei Minderheiten und Säkularen stößt Modi deshalb auf Vorbehalte. Auch viele Europäer und die USA boykottierten ihn über Jahre.
Schon bald könnte Modi nun aber nach Großbritannien und in die USA reisen. US-Präsident Obama sprach die Einladung am Freitag persönlich in einem Telefonat mit Modi aus, wie das Weiße Haus mitteilte. Obama kündigte demnach eine "enge Zusammenarbeit" mit dem voraussichtlichen neuen Premierminister an. Ein Sprecher des britischen Regierungschefs Cameron teilten mit, Modi sei nach London eingeladen.
Auch Pakistans Regierungschef Nawaz Sharif gratulierte zum "beeindruckenden Wahlsieg". Die Beziehungen zwischen beiden benachbarten Ländern sind angespannt.
Im Wahlkampf verzichtete Modi weitgehend auf Angriffe gegen die Muslime und stellte stattdessen seine Erfolge bei der Förderung der Industrie in den Vordergrund. Die meisten Wähler gewann er mit dem Versprechen für sich, die trudelnde Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen.
(Quelle: salzburg24)