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Internationale Pressestimmen zu Unruhen in Ägypten

Veröffentlicht: 16. August 2013 10:12 Uhr
"Liberation" (Paris):

"Der Westen, der de facto den Staatsstreich (der Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi) unterstützt hat, muss diese gewalttätige Unterdrückung verurteilen, da sie andere Gewalttaten befürchten lässt. Demokraten und Nichtreligiöse, die heute diese Metzelei dulden, machen sich Illusionen, wenn sie glauben, dass sie verschont werden, wenn sie den Militärs in die Quere kommen. Die Armee ist zu allem bereit, um ihre Macht und ihre Privilegien zu verteidigen, sie ist auch bereit, einen Bürgerkrieg loszutreten, wie (Präsident Bashar al-)Assad in Syrien. Diese blinde Gewalt kann letztendlich nur den Islamisten in Ägypten und in der gesamten muslimischen Welt nützen. Die ägyptischen Generäle zerstören den Arabischen Frühling."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung"

"Was sollen der Westen und (.) die Vereinigten Staaten also tun? Zunächst sich darüber klar werden, wie gering (.) die Möglichkeiten sind, auf die Lage beruhigend Einfluss zu nehmen. (.) Daneben muss man das Dilemma zur Kenntnis nehmen, in dem Amerikaner wie Europäer stecken: Ja, sie sind vehemente Befürworter von Demokratie und freien Wahlen. Aber wenn aus diesen Wahlen Kräfte hervorgehen, die alles andere als demokratisch gesinnt sind, die den Staat islamistisch-totalitär umbauen wollen - was dann? (.) Das Massaker von Kairo aber sprengt jedes Maß der Verhältnismäßigkeit, seine Folgen dürften nicht auf Ägypten beschränkt bleiben. Schon jetzt steht fest, dass Amerikas Stellung im Nahen Osten noch prekärer geworden ist und dass seine Werte und Interessen eben doch nicht immer zur Deckung gebracht werden können."

"Wedomosti" (Moskau):

"Die Lehren für Ägypten und die Türkei sind, dass keine Stabilität garantiert ist, wenn ein Machtapparat (Armee, Polizei, Geheimdienst) für den Staat verantwortlich ist. Die Armee ist nur eine der "Parteien", eine Macht mit eigenen Werten (Sicherheit) und Interessen (die Geschäfte der Generäle), und das bedeutet, dass sie nicht jeden repräsentieren kann. Es ist besser, wenn der Garant des Staatswesens eine Institution ist, die mehrere Kräfte und Parteien umfasst, eine Institution, die einen häufigen Machtwechsel sicherstellt - zum Beispiel das Parlament."

"Dagsavisen" (Oslo):

"Die ägyptischen Militärputschisten haben am Mittwoch definitiv eine Grenze überschritten. Die wochenlangen Proteste der Muslimbruderschaft waren im Großen und Ganzen friedlich und legitim. Der Angriff des Militär- und Sicherheitsapparates auf das Protest-Camp war klar ein Massaker. Das bedeutet nicht, dass die Anhänger der Muslimbruderschaft reine Helden in diesem Drama sind. Doch es gibt es keinen Zweifel, dass die Hauptverantwortung dafür, dass Ägypten am Abgrund steht, beim Militärregime liegt. Abgrund muss nicht Bürgerkrieg bedeuten, die Bruderschaft ist militärisch zu schwach. Wahrscheinlicher sind die Fortsetzung der brutalen Kampagne gegen die politische Organisation der Bruderschaft, Straßenkämpfe und eine neue Periode unter militärischem Kriegsrecht. Das kann Tage, Wochen oder Jahre dauern."

"De Morgen" (Brüssel):

"Aus Angst vor den Muslimbrüdern und ihrem missglückten Experiment sind säkulare und koptische Ägypter direkt in die Arme der Streitkräfte gelaufen. Leider hat die Armee nichts vorzuweisen, wenn es um demokratische Freiheit geht, doch genau danach sehnen sich Millionen von Ägyptern. Ist nun jegliche Hoffnung verloren? Nein, aber es muss sofort gehandelt werden. Da es den Ägyptern selbst nicht gelingt, muss die internationale Gemeinschaft die Gegner an einen Tisch bekommen. Europa hat dies in den letzten Wochen ernsthaft versucht, jedoch ohne Erfolg. Da vor allem die Muslimbrüder überzeugt werden müssen, wäre es gut, wenn die Initiative nun aus der arabischen Welt und von den Muslimen selbst käme."

"Magyar Nemzet" (Budapest):

"Das Mubarak-System wurde gestürzt, und seitdem fließt nur Blut auf den Straßen. Von keiner politischen Gruppierung lässt sich sagen, dass sie vertrauenswürdig wäre, jede ist schon einmal gescheitert, und sie alle haben das Land in eine Lage gebracht, dass es langsam unregierbar wird. Natürlich assistiert dem die ganze Welt mit Freuden, jedes Land kocht sein eigenes Süppchen auf den Flammen Kairos. In Ägypten ging jetzt eine weitere Revolution über die Bühne, auf die vielleicht noch eine weitere folgen wird, und dann noch eine und noch eine. Die große Frage ist freilich nur, ob es dann noch ein Ägypten geben wird, das man in die wahre Glückseligkeit wird führen können."

(Quelle: salzburg24)

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