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Irak mobilisiert gegen Extremisten

Veröffentlicht: 15. Juni 2014 15:40 Uhr
Nach dem rasanten Vormarsch der Extremisten im Irak scheint die dortige Armee wieder Boden gutmachen zu können. Dennoch werden die Kämpfe immer blutiger. Binnen 24 Stunden tötete das Militär fast 280 Aufständische, bei einem Anschlag in der Hauptstadt Bagdad starben am Sonntag rund zehn Personen. Als Reaktion auf die Eskalation entsandten die USA Kriegsschiffe in den Persischen Golf.

Wie die irakische Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" berichtete, kämpfen derzeit irakische Truppen gegen ISIL-Milizen in der westirakischen Ortschaft Tall Afar. Diese liegt rund 70 Kilometer westlich von Mossul, auf halber Strecke zur syrischen Grenze. Anfang der Woche hatten Kämpfer der Terrorgruppe ISIL Mossul erobert und einen raschen Vorstoß in Richtung Bagdad begonnen. Aus verschiedenen Richtungen wollen sie die Stadt umzingeln.

Laut Medienberichten scheint sich die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL/ISIS) vor allem in der westirakischen Provinz Anbar und im Norden zwischen Mossul und Bagdad festgesetzt zu haben. ISIL habe auf eine klassische Guerilla-Taktik im Irak verzichtet, berichtete die "New York Times". Stattdessen hätten die Jihadisten nach langer Vorbereitung eine Schneise ins Land getrieben. Mit der Kontrolle über die drei großen Autobahnen nördlich von Bagdad sei die Kurdenregion vom Rest des Iraks abgeschnitten, "das könnte das Land endgültig zersplittern". Experten warnen vor einem Kollaps des Irak - mit Erschütterungen weit über die Krisenregion Nahost hinaus.

Kurdische Peshmerga-Soldaten und irakische Truppen kämpfen seit der Blitzoffensive gemeinsam gegen die Extremisten. Die Peshmerga schlugen ISIL-Kämpfer im Ostirak sowie an der irakisch-syrischen Grenze im Westen des Landes zurück. Wie ein ranghoher Vertreter der kurdischen Sicherheitskräfte am Sonntag sagte, übernahmen seine Truppen die Kontrolle über die irakisch-syrische Grenzstation Rabia schon am Dienstag. Der irakische Grenzschutz habe sich von dort zurückgezogen.

Bei der Offensive gegen die ISIL sind 279 "Terroristen" getötet worden, wie der Sprecher für sicherheitspolitische Fragen von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, Kassem Atta, bei einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz erklärte. Laut UNO wurden außerdem mehrere Hundert Zivilisten getötet und etwa 1.000 verletzt. Hunderttausende Iraker sind auf der Flucht.

Ihren Kampf führen die Islamisten auch im Internet mit zahlreichen Videos und Fotos grausamer Exekutionen. Nach eigenen Angaben richteten die Extremisten Hunderte irakische Soldaten hin. Die Echtheit der Bilder, die in der Provinz Saleheddin nördlich von Bagdad gemacht worden sein sollen, konnte nicht überprüft werden. Ein Foto zeigt eine Reihe Männer in Zivilkleidung mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Auf einem zweiten Bild werden die Männer auf Lastwagen geladen. Auf einem weiteren Foto ist zu sehen, wie die Männer gezwungen werden, sich in einer flachen Grube auf den Boden zu legen, während Kämpfer mit der ISIL-Fahne zuschauen. Dann wird gezeigt, wie die mit Sturmgewehren bewaffneten ISIL-Kämpfer offenbar in die Grube feuern.

Bei einem Bombenanschlag in Bagdad sind unterdessen bis zu zwölf Personen getötet worden. Über 20 weitere wurden verletzt, wie Sicherheitskräfte und medizinisches Personal berichteten. Die irakische Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" erklärte, dass das Ziel des Anschlags ein sunnitischer Schrein war. Der Sprengsatz sei an einer Straße versteckt gewesen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Bagdad. Nach Angaben eines Polizisten folgte dem Anschlag auch ein Selbstmordattentat.

Angesichts der Eskalation sandten die USA das Kriegsschiff "USS George H.W. Bush" in den Persischen Golf. Es sollte dort noch am Sonntag eintreffen. Begleitet werde das Schiff von einem mit Raketen bestückten Kreuzer und einem Zerstörer. Damit solle Präsident Barack Obama zusätzliche Flexibilität gegeben werden, sollten militärische Optionen nötig werden, um das Leben von Amerikanern und Interessen im Irak zu schützen. Nach dem Irak-Krieg (2003-2011) hatte Obama zwar eine Rückkehr von US-Kampftruppen in das Land ausgeschlossen. Andere militärische Optionen hielt er sich aber offen. Die oppositionellen Republikaner riefen Obama zu einem entschiedeneren Vorgehen auf.

US-Außenminister John Kerry betonte in einem Telefonat mit seinem irakischen Kollegen Hoshiar Zebari, Hilfe durch die USA würde nichts bringen, solange die verschiedenen Gruppen in dem Land nicht ihre Differenzen überwänden, um die für die Zukunft des Iraks notwendige nationale Einheit zu schaffen. Auch der Papst zeigte sich über die anhaltenden Kämpfe in dem Krisenland besorgt und plädierte für eine friedliche Lösung.

Ziel der Terrorgruppe ISIL ist ein sunnitischer Gottesstaat vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf. Im Irak erklärten sich Tausende, vor allem schiitische Freiwillige zum Widerstand gegen die Extremisten bereit. Allein in Najaf würden 100.000 Rekruten für die Aufnahme in die irakische Armee erwartet, berichtete "Al-Sumaria News". Viele seien dem Aufruf des schiitischen irakischen Großayatollahs Ali al-Sistani gefolgt. Er hatte seine Glaubensbrüder aufgefordert, schiitische Heiligtümer im Land vor den sunnitischen ISIL-Kämpfern zu beschützen.

(Quelle: salzburg24)

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