Ein Polizeimajor berichtete von sporadischen Schusswechseln zwischen Regierungstruppen und den Rebellen rund um die Universität von Tikrit. Die Familien der Dozenten flüchteten aus ihren rund um den Campus gelegenen Häusern. Die Armee hatte am Donnerstag mit Hubschraubern Spezialkräfte auf dem strategisch gelegenen Gelände abgesetzt und es nach Kämpfen wieder unter Kontrolle gebracht. Es soll nun als Ausgangspunkt für die Rückeroberung der Stadt dienen.
Kurden-Präsident Massoud Barzani erklärte unterdessen den jahrelangen Streit um Kirkuk für beendet. Die Kurden hätten ihr Ziel erreicht, die seit Jahren umstrittene ölreiche Stadt Kirkuk in das autonome Kurdengebiet einzugliedern, und es gebe nun kein Zurück mehr, sagte Barzani bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Außenminister William Hague in Erbil. Kurden-Milizen hatten die Kontrolle über Kirkuk übernommen, nachdem sich die Sicherheitskräfte vor der Jihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS) zurückgezogen hatten.
Menschenrechtsgruppen erhoben schwere Vorwürfe gegen ISIS ebenso wie gegen die Sicherheitskräfte. Human Rights Watch (HRW) warf den ISIS-Kämpfern vor, bei der Eroberung von Tikrit dutzende irakische Soldaten hingerichtet zu haben. Eine Analyse von Fotos und Satellitenbildern habe "deutliche Anzeichen" dafür geliefert, dass ISIS nach der Eroberung der Stadt Tikrit am 11. Juni Massenexekutionen vorgenommen habe, erklärte die Organisation.
Demnach wurden zwischen dem 11. und 14. Juni an mindestens zwei Orten in der Heimatstadt des gestürzten Machthabers Saddam Hussein zwischen 160 und 190 Männer ermordet. "Die Fotos und Satellitenbilder aus Tikrit liefern starke Beweise für ein furchtbares Kriegsverbrechen, das untersucht werden muss", erklärte der HRW-Krisendirektor Peter Bouckaert. ISIS hatte selbst angegeben, nach der Einnahme von Tikrit 1700 schiitische Soldaten getötet zu haben.
Amnesty International warf den Regierungskräften vor, vor ihrem Rückzug aus Mossul und Tal Afar sowie in Baakuba dutzende sunnitische Häftlinge als Vergeltung für den ISIS-Vormarsch ermordet zu haben. Die Organisation zitierte einen Überlebenden aus Tal Afar mit der Aussage, mehrere Soldaten hätten in der Nacht vom 15. Juni die Tür zu ihrer Zelle geöffnet und wahllos hineingefeuert. 46 Insassen seien getötet worden. Er selbst habe nur überlebt, weil er unter den Leichen lag.
Ähnliches wurde aus einer Polizeiwache in der umkämpften Stadt Baakuba berichtet, wo dem Bürgermeister zufolge am 16. Juni sein Neffe und bis zu 50 weitere Häftlinge von schiitischen Milizionären in ihren Zellen erschossen wurden. In Mossul wiederum wurden laut einem Überlebenden am 9. Juni 13 Häftlinge fortgebracht und erschossen. In Tal Afar und Baakuba waren nach Informationen von Amnesty International die meisten Häftlinge wenige Wochen zuvor festgenommen, nicht aber verurteilt worden.
(Quelle: salzburg24)