Ruto soll laut Anklage maßgeblich mitverantwortlich sein für die Unruhen nach der Präsidentschaftswahl in Kenia 2007, bei denen mehr als 1.100 Menschen getötet wurden. Auch der mitangeklagte Radiojournalist Joshua Arap Sang, der vor und während der Unruhen über den Äther gehetzt hatte, erklärte sich als nicht schuldig.
Bei den ethnisch motivierten Ausschreitungen vor sechs Jahren wurden Hunderttausende in die Flucht getrieben. Sowohl Ruto als auch Sang entstammen der Volksgruppe der Kalenjin, die bis 2002 mit dem damaligen Präsidenten Daniel Arap Moi den Staatschef stellte. Sang soll als Moderator des Senders Kass FM, der in der Kalenjin-Sprache ausgestrahlt wird, während der Unruhen unter anderem über den Sender gesagt haben: "Der Krieg hat begonnen!" und "Worauf wartet Ihr noch?"
Chefanklägerin Fatou Bensouda aus Gambia warf Ruto vor, er habe als "mächtiger Politiker" die Gewalttaten von 2007 geplant, weil er seinen "Hunger nach Macht befriedigen wollte". Die Leiden der Menschen, die "bei lebendigem Leibe verbrannt oder zerstückelt wurden", seien im Nachhinein "schwer vorstellbar", so Bensouda. Der einflussreiche Politiker habe die Kämpfer mobilisiert und mit Waffen versorgt, sagte sie.
Beobachter sprachen von einem historischen Prozess - nicht nur für Kenia: Der Vizepräsident ist der erster ranghohe Politiker im Amt, der sich vor dem Weltstrafgericht in Den Haag verantworten muss. Im November muss Präsident Uhuru Kenyatta vor dem Weltstrafgericht erscheinen.
(Quelle: salzburg24)